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Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Titel: Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Frei
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langsam die Treppe hinauf. Vor dem Zimmer, das George ihm zugewiesen hatte, zögerte er kurz, dann drückte er die Klinke hinunter. Das Zimmer war nicht groß, aber ein Bett und eine Kommode fanden darin Platz. Ein stoffbezogenes Lämpchen auf dem Nachttisch erhellte den Raum schemenhaft. Lagardère drehte sich einmal um die eigene Achse, entdeckte eine weitere Tür, sie führte in ein kleines Badezimmer. Er fand den Lichtschalter, wusch sich mit kaltem Wasser das Gesicht und betrachtete sich dann verwundert im Spiegel. Alles um ihn herum war anders, aber er erkannte sein Gesicht wieder, er fühlte sein Herz klopfen, spürte das Blut durch seine Adern rauschen.
    Mit einem leisen Lächeln streifte er die Sachen ab, griff nach dem Pyjama, der auf dem Bett lag und zog Minuten später die Decke über sich.
    Jemand hatte das Fenster gekippt, und das konstante Prasseln des Regens war ein vertrautes Geräusch, das ihn beruhigte. Der Franzose seufzte müde. Die Eindrücke dieser neuen Welt waren schlichtweg überwältigend. Marie de Bourbon hatte ihn unter anderem deswegen so geschätzt, weil er sich in neuen Situationen blitzschnell zurechtfand. Diese Eigenschaft war ihm offensichtlich nicht verloren gegangen. Also nahm er die Chance wahr, die sich ihm bot. Er war immer noch derselbe wie damals, so glaubte er zumindest. Die Welt der Schatten hatte aus ihm keinen anderen Menschen gemacht.
    Noch in dem Moment, in dem er dachte, dass er bestimmt nicht würde schlafen können, fielen ihm die Augen zu.
    Er träumte von Sophie.
    Und doch konnte er sich an ihr Gesicht nicht mehr klar erinnern.
    Jenna träumte von dem Jäger, von schwarzen Felsen und einem blutroten Vollmond.
    Sie hatte es schon seit einer Weile gewusst, und nun, in ihrem Traum, wurde es zur Gewissheit:
    Der Jäger hatte den Ruf vernommen, die Fährte aufgenommen.
    Die Hetzjagd hatte begonnen.

8
    Samstag, 11. Februar
    Der Jäger verbrachte die Nacht in der Stadt. Er strich durch die regennassen Londoner Straßen und versuchte, die Witterung aufzunehmen, wusste, dass er früher oder später auf Jenna Winters’ Fährte treffen würde. Er hatte noch immer alle gefunden, die versucht hatten, ihm zu entfliehen. Das war es, was ihn auszeichnete. Er ließ sich durch nichts und niemanden ablenken, Hindernisse waren lediglich dazu da, überwunden zu werden.
    Auch der Tod war für manche schließlich nur vorübergehend …
    Er würde von den zwei Dilettanten erfahren, wo sie Jenna Winters das letzte Mal gesehen hatten.
    Am Themseufer, an das das Bankenviertel angrenzte, warteten sie. Der größere von beiden rauchte in nervösen Zügen. Der Anruf des Konsortiums hatte nicht eben aufmunternd geklungen. Ganz im Gegenteil. Dass sie Jenna Winters aus den Augen verloren hatten, hatte ihre Auftraggeber verärgert. Und man verärgerte das Konsortium nicht.
    Lautlos tauchte von Keysern hinter ihnen auf, eine hoch gewachsene, schwarz gekleidete Gestalt, die sich kaum von ihrer Umgebung abhob.
    Als sie ihn bemerkten, nickte er ihnen einen kaum merklichen Gruß zu und hob fragend eine Braue.
    Der Größere trat die Zigarette aus und zeigte nach Westen. »Dort, vor dem Porter’s Club, haben wir sie das letzte Mal gesehen. Wir waren drin und haben sie gesucht – aber leider ohne Erfolg.«
    Anfänger, dachte von Keysern verächtlich. »Das ist alles?«, setzte er nach.
    Die beiden zuckten die Schultern und nickten stumm. Der Jäger musterte die zwei jungen Männer, die so alltäglich wirkten und doch ihre tödliche Arbeit wahrscheinlich mit einer gewissen Freude verrichteten. Zu anderen Zeiten hätte er das innere Feuer in ihnen geschürt und sie vielleicht verschont, aber heute Nacht hatte er andere Pläne.
    Sorgsam lehnte er seinen Schirm an eine Bank. »Ich bin von weither gereist, um einen Auftrag zu erledigen. Aber anstatt mir zu helfen, habt ihr alles noch schwieriger gemacht.«
    Die beiden Männer sahen ihn verständnislos an.
    »Auch wenn ihr ihn nicht sehen könnt, wir sind zu zweit gekommen.«
    Einer der Männer stieß mit dem Ellbogen seinen Kum pel an, sah sich ratlos um, bevor er eine charakteristische Bewegung mit dem ausgestreckten Zeigefinger an seiner Stirn machte.
    »Komm, gehen wir, John«, raunte er, »der hat einen Sprung in der Schüssel.«
    »Mein Freund, der Tod, steht hinter euch«, zischte von Keysern. »Er zieht mit mir, wo immer ich auch hingehe. Ihr seht ihn nicht? Nun, dann schaut genau her.«
    Ein leises Wispern war zu hören, wie ein Blatt Papier im

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