Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Titel: Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Frei
Vom Netzwerk:
der jetzt, im Februar, nur die kahlen Zweige zu sehen waren. Die Enden der Mauer waren nicht zu erkennen, sie umlief ein Grundstück, dessen Größe sich nur schätzen ließ. Ein Tor aus kunstvoll ziselierten schwarzen Eisenstäben unterbrach sie auf Höhe der Straße: In einem Halbrund standen neun Buchstaben:
    COVINGTON .
    Der Jäger hatte sein Ziel erreicht.
    Die Kamera am Tor hatte den ganzen Bereich im Visier. Doch auf dem leicht flimmernden Bildschirm des Monitors sah man nur den Chauffeur. Von Keysern hatte beschlossen, sich dem Haus unbemerkt zu nähern.
    Sicher war sicher.
    Nicholas rannte mit gezückter Waffe vorneweg durch den Park, der das Anwesen der Covingtons umschloss. Jenna und Kim folgten, dann Lagardère, der sich immer wieder sichernd umsah.
    Ihr Ziel lag etwa dreihundert Meter westlich vom Haus. Sie verließen den Kiesweg so schnell es ging und schlichen sich von Baum zu Baum, jede Deckung ausnutzend. George war im Haus geblieben. »Ich kann mich immer noch im Keller verste cken«, hatte er gesagt, als Nicholas protestiert hatte. »Aber wenn Laney anruft, ist es besser, ich bin im Haus.«
    Er zog eine Schublade am rechten Rand des Sekretärs auf. Dort verwahrte er eine kleine finanzielle Reserve, wie er es nannte. Fünfzigtausend englische Pfund. Damit kämen sie eine Weile über die Runden. Wer wusste schon, was noch auf sie zukommen würde?
    Er packte das Geld in einen Umschlag, steckte diesen in eine kleine Tasche und schlang sich den Riemen über die Schulter. Dann trat er ans Fenster: Vor ihm erstreckte sich der Park. Die Bäume streckten ihre kahlen Äste in den grauen Morgenhimmel. Ein leichter Wind ließ die Zweige erzittern. Er wusste, wo die Gruft lag, doch er konnte durch die Bäume nichts erkennen. Nur die Reste der griechischen Statuen, die der alte Covington aus dem Lager des Britischen Museums mehr oder weniger heimlich hierhergeschafft hatte – »Gestohlen? Im Museumskeller sieht sie ja niemand, und sie verstauben ohnehin nur«, so hieß es immer, habe er gesagt – schimmerten weiß und schemenhaft zwischen Bäumen und Sträuchern hindurch. Nichts rührte sich. Jenna und die anderen waren hoffentlich längst in der Gruft angelangt, und er hoffte immer noch, dass Jenna sich irrte, dass niemand wusste, wo sie war.
    George erstarrte. Dort unten, zwischen den Bäumen, stand ein Mann und blickte zu ihm herauf. Eine unauffällige Erscheinung, doch selbst auf die Entfernung erkannte George die blutrote Narbe, die sich über sein Gesicht zog. Mit einem Mal war er wieder verschwunden.
    George trat hastig einen Schritt zurück, unsicher, ob der Mann ihn gesehen hatte. Fahrig wählte er Nicholas’ Nummer.
    »Ich glaube, er ist hier«, sagte er ohne Einleitung.
    »Verstanden«, kam Nicholas’ ruhige Stimme zurück. »Bleib im Haus. Hast du mit Laney gesprochen?«
    »Noch nicht.« George ging vorsichtig ans Fenster zurück. Doch der Mann war nicht mehr zu sehen. »Er geht in eure Richtung. Anscheinend kann er Jenna ebenso spüren wie sie ihn.«
    »Wir nehmen ihn in die Zange«, schlug Nicholas vor. »Er muss noch am Teich vorbei und über den Bach. Bleib hinter ihm und behalte ihn im Auge.«
    »Ähm … das ist nicht so einfach. Er war einen Augenblick zu sehen, dann nicht mehr. Vielleicht kann er sich unsichtbar machen?«
    Nicholas fluchte leise. »Was kann er noch?«
    In diesem Moment rauschte und knackte es, dann brach die Verbindung ab.
    George stand einen Moment unschlüssig da, dann rannte er die Treppen hinunter. »Tommy«, rief er seinem Fahrer zu, der mit den anderen Angestellten in der Küche frühstückte, »rufen Sie John Finch an. Es könnte sein, dass wir einen Kaltstart hinlegen müssen.«
    »Ja, Mylord«, erwiderte Tommy, griff sich mit bedauerndem Blick noch ein Würstchen vom reichhaltigen Buffet und ging zum Telefon.
    Die Gruft war eigentlich eine kleine Kapelle, in der mehrere Stufen in ein steinernes Gewölbe hinabführten. Dort, eingelassen in die dicken Mauern, ruhten die verstorbenen Mitglieder der Familie Covington seit Jahrhunderten. Marmorne Platten mit vergoldeter Schrift gaben die Lebensdaten an. Es gab keine Elektrizität, lediglich ein paar Fackeln an der Wand spendeten etwas Licht. Der Grundriss der Kapelle mochte vier auf sechs Meter betragen, an den Längswänden gab es jeweils zwei halbrunde Fenster, die schmale, doppelflügelige Holztür bildete den einzigen Zugang.
    Jenna und Kim knieten auf der mittleren der drei Bänke, hatten die Ellbogen auf die

Weitere Kostenlose Bücher