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Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Titel: Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Frei
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gekleidete Gestalt. Um ihn herum hatte sich das Antlitz des Parks verändert. Was vorher Bäume und Sträucher im Winterkleid gewesen waren – jetzt war es nur mehr eine tote Mondlandschaft. Als wäre eine Feuerwalze hindurchgezogen und hätte nichts Lebendiges zurückgelassen.
    Jenna schaute sich fassungslos um, blinzelte mehrfach, doch das Bild änderte sich nicht. Braune, verbrannte Erde, schwarze Baumstümpfe, verdorrte Äste, die auf dem Boden lagen wie ge knickte Streichhölzer: Verwüstung, so weit sie sehen konnte. Nur die kleine Kapelle stand noch, unversehrt wie ein einzelnes Blatt im vermeintlich friedlichen Auge des Orkans. Es herrschte gespenstische Stille, als hätte die Welt für einen Moment aufgehört zu atmen.
    Jonathan von Keysern lag bewusstlos auf dem Rücken und atmete flach. Jenna kniete sich neben ihn und sah ihn nachdenklich an. Er war groß und schlank, nicht übermäßig muskulös. Jenna schüttelte innerlich den Kopf. Der Jäger machte keinen außergewöhnlichen Eindruck, bis auf die lange Narbe, die sein Gesicht verunstaltete. Ein paar blonde Strähnen hingen ihm in die Stirn, und aus einer Wunde am Hinterkopf sickerte Blut. Der grausame Zug, den sie in ihren Träumen gesehen hatte, war verschwunden, er hatte vielmehr einen überraschten Ausdruck im Gesicht, als könne er nicht recht glauben, was mit ihm geschah. Er sah aus wie ein Geschäftsmann, der zufällig ins Kreuzfeuer geraten war. Jenna streckte die Hand aus, wollte ihn am Ärmel berühren, doch sie zuckte zurück. Etwas ging von ihm aus – sie konnte es nicht benennen, aber es ließ sie erschauern.
    Der Baum neben ihm brannte noch. Das Feuer hatte bereits alle trockenen Äste verzehrt und fraß sich nun langsam am Stamm entlang. Jenna starrte in die Flammen und fühlte sich krank.
    Schließlich stolperte sie zurück in die Kapelle. Kim, die mehr oder weniger auf dem bewusstlosen Lagardère lag, richtete sich stöhnend auf und schluckte, als sie feststellte, dass ihr Gesicht nur Zentimeter von seinem entfernt war. Er hatte die Augen geschlossen, doch sie hatte sein Herz stetig schlagen hören. »Was ist bloß passiert?« Sie rüttelte Lagardère leicht. »War das der Jäger?«
    »Ich glaube nicht«, sagte Jenna und hustete. Ein Windstoß fegte schwarzen Rauch in die Kapelle.
    »Mist, es brennt«, rief Kim aus und sah mit aufgerissenen Augen erst zu dem Baum, dann zu dem reglosen von Keysern daneben. Ohne einen weiteren Ton von sich zu geben, betrachtete sie die Szenerie, die sich ihr bot. Schließlich blickte sie wieder auf Nicholas und Lagardère.
    »Warst du das, Mam?«, fragte sie.
    Jenna hob andeutungsweise die Schultern. »Es scheint so. Aber ich kann mich nicht daran erinnern. Ich habe so etwas wie einen Blackout. Gott, George wird mich umbringen. Sein Park …« Sie packte Kim an den Armen, sah sie mit gerunzelter Stirn an und wechselte abrupt das Thema. »Was war vorhin los mit dir?«
    »Ich? Wieso ich? Das warst doch du!«
    »Warum wolltest du hinaus? Zu ihm?«
    »Äh …«, begann Kim und brach ab. »Ich weiß nicht genau. Es erschien mir in diesem Moment das Richtige.« Sie sah ihre Mutter hilflos an. »Ich hatte das Gefühl, dass ich da raus muss. Er hat mich gerufen …«
    »Das war dieser verdammte Jäger«, sagte Jenna grimmig. »Wie in meinen Träumen. Komm, wir müssen Nick und Antoine wach bekommen, und zwar schnell. Ich weiß ja nicht, für wie lange ich den Jäger ausgeknockt habe.«
    »Jenna? Nicholas?«, hörten sie jetzt beide eine besorgte Stimme rufen.
    »George! Hier sind wir!«, rief Kim zurück.
    George kam angerannt, machte einen Bogen um den brennenden Baum und stolperte in seiner Hast fast über von Keysern. »Ist er das?«
    »Mhm.«
    »Hier sieht es ja aus wie nach einem Meteoriteneinschlag. Was zum Teufel ist hier passiert?«
    »Das war Mam«, erklärte Kim und zog George in die Kapelle.
    »Gut, dass du hier bist, George.« Jenna ignorierte Georges indignierten Gesichtsausdruck und wies auf die ohnmächtigen Freunde. »Ich kriege sie nicht wach.«
    »Das war auch Mam«, erklang Kims Stimme.
    »Du warst das?« Georges Stimme hatte den gleichen anklagenden Unterton wie Kims zuvor. »Bei dem Mann hier draußen verstehe ich es ja noch, und Delaney wollte den Park schon mehr als einmal umgestalten, aber Jenna, deine eigenen Leute … Und der Park … Du weißt schon, dass sich hier uralter Baumbestand befindet? Die Stadtverwaltung, meine Familie, lieber Himmel …«
    »Das war doch keine

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