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Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Titel: Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Frei
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zu trinken. Sie erzählte und trank und erzählte und trank und wirkte auf den flüchtigen Betrachter vollkommen nüchtern. Nur das Glänzen in den Augen verriet sie.
    Jenna ging nach dem ersten Whisky zu Wasser über und ver suchte, den Überblick zu behalten. Was George und Lagardère ahnten, wurde von Gwen bestätigt: dass es seit Langem einen sogenannten Weißen Zirkel gegeben hatte, der auf die Ankunft der Hüterin wartete. Eine kleine Gemeinschaft, einem Ziel ver schworen, so abstrus es auch klingen mochte. Doch die heutige Generation war skeptisch.
    »Granny Harvey, also meine Großmutter, glaubte noch fest daran, dass die Hüterin zu ihren Lebzeiten erwachen würde«, erzählte Gwen. »Sie war furchtbar enttäuscht, als sie ahnte, dass sie sterben würde, ohne es uns beweisen zu können.« Die alte Frau hatte ihren Enkeln das nötige Wissen beigebracht, ohne dass diese es ahnten. »Mein Vetter Linus und ich spielten mit den Steinen, sie zeigte uns die wichtigsten Pflanzen, erzählte uns Geschichten, nannte Namen. Manchmal fragte sie uns regelrecht ab. Doch als sie eines Tages starb, da war ich vielleicht neun oder zehn, gerieten die Geschichten und das Wissen in Vergessenheit … Bis ich Ihren Namen gestern auf der Gästeliste des Hotels sah«, beendete Gwen ihren Bericht und sah George an. »Da kam alles, was ich vergessen hatte, wie der zurück. Linus glaubt mir nicht. Aber wir werden es ihm beweisen, oder? Sie beide sind die neuen Hüterinnen.« Den letzten Satz flüsterte sie und schaute sich dabei wachsam um, als rechnete sie damit, dass sie belauscht würden.
    »Woher kennen Sie meinen Namen? Und was hat das mit Ihrer Großmutter zu tun?« George klang skeptisch.
    »Meine Familie ist seit Langem mit den Harveys verbunden, den Gründern der Brennerei. Der Name Covington ist Teil ihrer Geschichte. Der alte Lord machte damals unseren Whisky in England salonfähig. Und noch viel mehr … Wussten Sie das?«
    »Teilweise«, erklärte George. »Meine Schwester und ich wurden ähnlich wie Sie in dieses Geheimnis eingeweiht, nur viel später und sehr viel nebulöser. Ich hatte keine wirkliche Vorstellung von der Tragweite des Ganzen, bis Jenna bei mir auftauchte.« Er lächelte schief.
    Jenna rang stillschweigend mit sich, wie viel sie Gwen preisgeben sollte. Noch hatte sie nicht erzählt, was ihr und Kim in München geschehen war. Sie hatte die Rückkehr des Jägers nicht erwähnt, und auch die Schattenwelt nur kurz gestreift. Sie sah Kim an, die immer wieder verliebt ihren Stein betrachtete und offensichtlich sofort damit beginnen würde, Zaubersprüche zu lernen und einigen Lehrern, insbesondere Dr. Berger, eines auszuwischen. Nicht zu vergessen, was sie mit Matthew anstellen würde, wenn sie ihm wieder gegenüberstehen sollte. Jenna erkannte, dass sie kein weiteres Risiko eingehen durfte. Eine von ihnen musste die Kontrolle behalten.
    »Sagen Sie, Gwen«, begann sie, »so, wie Sie versucht haben, mich anhand dieses Steins zu erkennen – gibt es nicht irgendetwas, womit Sie uns beweisen können, dass Sie die Wahrheit sagen? Dass Sie Teil des Weißen Zirkels sind?«
    Gwen verzog anerkennend den Mund. »Gratuliere, Mrs. Winters. Sie beginnen, in die richtige Richtung zu denken. Vertrauen Sie niemandem. Das hat Granny auch immer gesagt.« Sie schenkte sich und den anderen ein weiteres Glas ein – der Flascheninhalt ging schon bedrohlich zur Neige – und hob es Jenna entgegen. »Es gibt durchaus etwas, das Ihnen beweisen wird, dass ich auf Ihrer Seite stehe.« Gwen senkte erneut ihre Stimme. »Ich kann Ihnen sagen, wie Sie dem Jäger entkommen.« Damit kippte sie den Inhalt des Glases hinunter, stellte es hart auf dem Tresen ab und sah Jenna erwartungsvoll an.
    Für ein paar Sekunden herrschte Totenstille. Man konnte sogar das Rauschen der Wellen vernehmen. Jenna sah Lagardère an und zog eine Augenbraue hoch, stellte eine unhörbare Frage: Können wir ihr trauen?
    Der nickte fast unmerklich – Gwen sagte die Wahrheit. Woher er das wusste, war ihm nicht klar. Aber Lagardère stellte erfreut fest, dass man ihn in diesem Leben nicht belügen konnte. Er wusste es einfach.
    »Der Jäger«, sagte Jenna gedehnt, versuchte, nach außen hin gelassen zu erscheinen, obwohl ihr Herz anfing zu rasen.
    »Der Jäger«, wiederholte die Schottin. »Ich denke doch, dass Sie das interessiert?«
    Jenna nickte bedächtig, presste die Handflächen auf den Tresen, um das Zittern zu unterdrücken. Keiner der anderen mischte

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