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Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Titel: Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Frei
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eine Hand über den Steinen schweben lassen, und innerhalb von Sekunden hatte der violette Stein angefangen zu leuchten. Im Gegensatz zu Kim musste sie den Stein nicht berühren, damit er reagierte.
    »Behalten Sie den Amethyst immer bei sich. Er wird Ihnen helfen, die Kraft zu kontrollieren«, hatte Gwen erklärt. »Später werden Sie es vielleicht auch ohne können. Aber zu Beginn brauchen Sie ihn.«
    Sie hatte ihr Wollkleid gegen eine alte Jeans getauscht, ein Tuch um die Haare gebunden und war auf den Speicher gestiegen, um die Truhe mit den Aufzeichnungen ihrer Großmutter zu finden. Seit Stunden nun durchforsteten die drei Frauen Tagebücher und Briefe, Zeichnungen und Hinweise. Es war Wissen, das bereits Jahrhunderte zurückreichte. Granny Harvey hatte Pflanzen gesammelt und getrocknet, sie sorgfältig abgezeichnet und beschriftet, sie hatte eine Reihe von Steinen zusammengetragen und versucht, dem Wissen eine Ordnung abzuringen. Obwohl Kim und Jenna immer wieder ungeduldig auf ihrem Stuhl hin und her rutschten, mussten sie ein paar theoretische Grundlagen erwerben. Dafür würden sie morgen – endlich – mit den ersten praktischen Übungen beginnen, um die Kraft zu kanalisieren.
    Kim hatte zu ihrem Entsetzen feststellen müssen, dass das Internet mit seinen unzähligen Quellen nur bedingt brauchbar war. Die zahlreichen Seiten über Magie halfen ihnen nicht weiter. Über die Hüterin war schlicht und einfach nichts bekannt. Nicholas wäre sicher stolz auf den Zirkel: Im Schützen dieses geheimen Wissens war der Kreis besser als jeder Geheimdienst, dachte Jenna zwischendurch und schwankte zwischen Dankbarkeit und Ungeduld.
    Die Dämmerung brach über dem kleinen Steinhaus in Bowmore herein, und Jenna ließ sich mit einem Seufzer auf ein Sofa sinken. Kim und Lagardère machten einen Spaziergang, George hatte sich am Nachmittag schon entschuldigt. Er wollte ins Hotel zurück und einige Anrufe tätigen. Vor allem würde er Nicholas auf den neuesten Stand bringen. Gwen suchte im Haus alles Mögliche zusammen, das sie für den morgigen Tag benötigte. »Nicht, dass Sie mir mein Heim in die Luft jagen«, hatte sie scherzhaft gemeint. »Ich lasse Sie mit etwas Leichterem anfangen.«
    Die Schottin hatte sich als umsichtige und tüchtige Lehrerin erwiesen, ganz im Sinne ihrer Großmutter. Auch wenn sie selbst, wie sie traurig bemerkte, keinen Funken Magie in sich trug.
    Vor ein paar Tagen hätte ich noch gesagt, ich könnte auch ohne Magie leben, dachte Jenna und lehnte den Kopf zurück. Aber langsam beginne ich mich daran zu gewöhnen. Es hat durchaus etwas für sich … Und es gab ihr das Gefühl zurück, wieder die Kontrolle über ihr Leben zu erlangen.
    Ihr letztes Telefonat mit Alex hatte sie mit einem flauen Gefühl im Magen zurückgelassen. Sie hinterging ihren Mann auf allen Ebenen, das machte ihr zu schaffen. Sie wusste, Alex hatte keinen Anspruch mehr auf sie, doch die Vorstellung, sich in der derzeitigen Situation – nicht wissend, ob sie oder Kim lebend zurückkommen würden – in die Arme eines anderen sinken zu lassen, nagte unablässig an Jennas Gewissen. Jenna hatte kein Problem damit, Alex im Unklaren über die Magie zu lassen, allein schon um ihn zu schützen, aber die Sache mit George … Jenna trommelte frustriert mit den Fäusten auf ihren Knien herum.
    Und nun machte George sich rar. Jenna und Kim hatten das gemeinsame Abendessen am Sonntag zugunsten des Unterrichts ausfallen lassen, so war zwischen ihnen beiden so gut wie nichts geklärt. Jenna wusste immer noch nicht, was George aus der Fassung gebracht hatte.
    Schwere Schritte ließen Jenna aus ihren Gedanken schrecken. Sie sprang auf und tastete in der Hosentasche nach ihrem Stein. Die Tür schwang auf, und es erschien ein großer, rothaariger Mann, der eine gewisse Ähnlichkeit mit Gwen aufwies.
    »Wollte Sie nicht erschrecken, Ma’am«, sagte er, als er Jenna erblickte, die mit angespannter Miene neben dem Sofa stand. »Ich bin Linus Martin.«
    »Jenna Winters«, sagte sie und ärgerte sich über das Zittern in ihrer Stimme.
    Linus musterte sie neugierig. »Wo ist Gwennie?«
    »Oben auf dem Speicher«, erklärte Jenna und umklammerte ihren Stein fester.
    »Mhm.« Damit stapfte er in die Küche. »Gwen«, rief er dann laut, »alles okay da oben?«
    »Linus!« Gwen erschien mit einem Buch unter dem Arm, ihr Kopftuch war mit einer Staubschicht bedeckt, und als sie das Buch auf den Küchentisch fallen ließ, wirbelte eine Staubwolke

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