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Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Titel: Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Frei
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ihr das Leben heraussprudelte und das Blut alles um sie herum besudelte, bis von dem Weiß nichts mehr zu sehen war.
    Kim trat in diesem Moment ins Wohnzimmer. »Was ist denn los hier? Warum kommt ihr nicht mehr runter?«
    Gwen nahm sie an der Hand und zog sie in die Küche. »Deine Mutter hat eine schlimme Nachricht bekommen. Gib ihr ein bisschen Zeit.«
    Doch Kim riss sich los und rannte nach draußen, wo George gerade neben Jenna kniete, die in sich zusammengesunken war und haltlos weinte. Sie streckte die Hand nach ihrer Toch ter aus. »Kim …«, schluchzte sie. »Sie konnte doch nichts dafür. Sie war einfach meine beste Freundin. Wie kann er so etwas tun? Was ist das bloß für ein Mensch?« Sie zitterte, sowohl wegen der Kälte als auch durch den Schock, ihre Zähne schlugen aufeinander.
    »Wer? Von wem redest du?«
    Jenna sagte nichts mehr. Mit leerem Blick lehnte sie sich an George, der an ihrer Stelle antwortete: »Der Jäger – er hat eure Freundin Anne umgebracht. Wir haben gerade einen Anruf von Nick erhalten.«
    Kim wurde sichtlich blasser, aber sie bewahrte mühsam die Fassung. Sanft strich sie Jenna übers Haar. »Er ist kein Mensch«, sagte sie leise. »Er ist nur ein Schatten. Und wir werden den Scheißkerl in seine verdammte Welt zurückschicken, Mam! Für immer!« Sie richtete sich wieder auf und ging zurück ins Haus, an Lagardère vorbei, der sie mit verwirrtem Gesichtsausdruck betrachtete. Zu Gwen sagte sie: »Ich mach unten weiter. Kannst du mir beibringen, wie ich diesem Jäger den Hals umdrehen kann?« Damit rannte sie in den Keller hinunter, den Mondstein fest in der Hand.
    George zog Jenna zu sich hoch. »Lass uns hineingehen. Du holst dir hier draußen noch den Tod.« Zu spät bemerkte er seinen Fauxpas und sprach eilig weiter. »Ich würde dich gerne in Ruhe um Anne weinen lassen. Aber wir müssen besprechen, was wir tun. Fliegen wir zurück?«
    Ohne Gegenwehr ließ sich Jenna ins Haus führen. Vereinzelt stieg noch das Schluchzen in ihr hoch, aber nachdem sie sich die Nase geputzt und das Glas Whisky, das Linus ihr hingestellt hatte, in einem Zug hinuntergekippt hatte, begann sie wieder den Boden unter ihren Füßen zu spüren. Die Verzweiflung wich und machte einem unbändigen Zorn Platz.
    Jonathan von Keysern lief gemessenen Schrittes durch den stillen Flughafen. Das Reinigungspersonal zog seine Runden, nur noch einzelne Reisende waren zur S-Bahn oder in Richtung Parkplätze unterwegs. Er ging zum Taxistand, gab erst Großhadern, dann das Charles Hotel in der Münchner Innenstadt als Zieladresse an und ließ sich in die Polster sinken.
    Jenna Winters’ Ausbruch war bis zu ihm gedrungen.
    Sehr schön. Seine Botschaft war angekommen.
    Jenna schwankte zwischen Gleich-zum-Flughafen-rasen-und- zurück-nach-München-fliegen und Noch-zwei-Tage-hier-und- ich-weiß-wie-ich-den-Wahnsinnigen-erledige. »Danke, dass du Kim nicht alles erzählt hast«, sagte sie zu George.
    Der nickte. »Der Schock ist ohnehin groß genug. Lassen wir sie erst mal das verdauen.«
    Sie saßen in Gwens Wohnzimmer: Jenna, Lagardère, George, Linus und Gwen. Kim war immer noch im Keller und übte verbissen. Immer wieder hörte man von unten, wie etwas gegen die Decke oder die Wand krachte, was bedeutete, dass Kim es geschafft hatte, einen Gegenstand zu bewegen.
    »Sie macht schnelle Fortschritte«, kommentierte Gwen. »Aber das allein wird nicht reichen.«
    »Sie haben gesagt, Sie wüssten einen Weg, dem Jäger zu entkommen«, erinnerte Jenna sie. »Tut mir leid. Jetzt reicht das nicht mehr. Wir müssen ihn erledigen.« Sie dachte an den Moment am Samstagmorgen im Park, als der Jäger gefesselt und wehrlos vor ihr gelegen hatte. Sie hatte gewusst, dass er ihr gefährlich werden könnte, doch sie hatte seine Skrupellosigkeit unterschätzt. Und selbst wenn sie gewusst hätte, was er tun würde – hätte sie ihn umbringen können? Sie war Grafikerin, keine Berufskillerin – und das würde auch so bleiben. Aber sie hätte sich vielleicht früher Gedanken gemacht, wie man ihn wirklich unschädlich machen konnte. Nun hatte er in dieser Partie einen weiteren grausamen Zug getan, und Jenna fühlte, wie sich die Schuld auf ihre Schultern senkte.
    Gwen räusperte sich niedergeschlagen. »Dafür reicht mein Wissen nicht. Ich kann Ihnen beibringen, wie Sie Ihre Kraft einsetzen, sie kanalisieren und dadurch stärker werden. Eine wirkliche Waffe gegen den Jäger kann ich nicht bieten.« Jetzt nahm ihre Stimme wieder Kraft

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