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Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Titel: Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)
Autoren: Tanja Frei
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vor über fünfhundert Jahren gelebt«, erklärte Linus unvermittelt. »Man sagt, sie sei bei den Hexenprozessen in Augsburg verbrannt worden. Seitdem wartet die Welt auf eine neue Hüterin, das Tor zur Schattenwelt ist seitdem verschlossen.«
    Linus musste zum zweiten Mal an diesem Tag erleben, wie ihn die anderen ungläubig anstarrten. Er lächelte verlegen. »Jemand im Konsortium sagte das an dem Tag, an dem wir wussten, dass der Jäger wieder da war.«
    »Vor fünfhundert Jahren«, echote Jenna zweifelnd. »So lange war er in der Schattenwelt? Wahnsinn …«
    »Die Zeit vergeht dort anders als hier«, kommentierte Lagardère leise. »Eigentlich kommt ihr keine Bedeutung mehr zu. Die Ewigkeit verliert irgendwann ihren Schrecken, aber das ist der Moment, in dem man sich selbst verliert.«
    Eine Weile wusste niemand etwas zu sagen. Der Wind heulte in Böen um das Haus, und Jenna bildete sich ein, das Meer an die Klippen schlagen zu hören.
    »Die Bücher!«, rief sie plötzlich. »Wäre das Wissen über die früheren Hüterinnen nicht eine Information, die in den Büchern versteckt sein könnte?«
    Lagardère riss sich mühsam aus seinen Gedanken und sah Jenna zweifelnd an. »Das glaube ich nicht. Wer die früheren Hüterinnen waren, ist nicht so wichtig, als dass man es verschlüsseln und verstecken würde. Ich bin sicher, die Bücher dienen einem anderen Zweck.«
    »Was für Bücher?«, fragte Linus.
    »Ein Reiseführer aus der Jahrhundertwende«, erklärte Jenna und zog eines der Exemplare aus ihrem Rucksack.
    Gwen und Linus starrten den kleinen Band verblüfft an, dann sprang Gwen auf, rannte ins Wohnzimmer und kam nach einer Minute wieder zurück. Sie hielt ein Buch in der Hand.
    »Das gibt’s doch nicht«, sagte Jenna gedehnt. »Ihr habt auch eines?«
    »Ein Erkennungszeichen«, sagte Lagardère leise. »Und vielleicht die Basis für einen Geheimcode.«
    »Eines bei Gwen, eines bei George, eines bei Nicholas.« Jenna schwirrte der Kopf. Hatte Nicholas ihr doch etwas verschwiegen?
    »Nicholas wusste nicht mehr, woher er es hatte«, kommentierte George ihre unausgesprochene Frage. »Und ich glaube, Antoine hat recht. Auch wenn noch mehr von diesen Büchern auftauchen, haben sie mehr mit dem Zirkel um den alten Lord als mit konkreter Magie zu tun. Aber vielleicht kann Nick zu Hause herausfinden, woher er sein Exemplar hat?«
    »Was sagte Delaney noch?« Jenna sah George hoffnungsvoll an.
    Dieser schüttelte jedoch den Kopf. »Sie hat nichts weiter gefunden.« Ein Schatten zog über sein Gesicht, aber es war nur ein winziger Moment, sodass Jenna sich nicht sicher war, ob sie es überhaupt gesehen hatte. George senkte den Blick und starrte auf den Boden, doch als er den Blick wieder hob, sah er Lagardère direkt ins Gesicht. Dieser zog in einer stummen Frage die Brauen hoch. George antwortete nicht, hob nur andeutungsweise die Schultern. Lagardère gab sich damit – fürs Erste – zufrieden. Er hatte das Gefühl, dass George etwas verbarg.
    »Womit wir zur dringendsten Frage zurückkehren«, sagte dieser nun. »Hierbleiben? Nach Deutschland fliegen? Oder zurück zu mir, nach Cambridge?«
    »Das entscheiden wir morgen früh«, schlug Jenna vor. »Wir fahren jetzt zurück ins Hotel. Ruf Nicholas an, vielleicht weiß er etwas Neues. Antoine, Sie denken nach, ob Ihnen noch irgendeine Kleinigkeit einfällt. Kim – du kannst entweder schlafen gehen oder bei uns im Zimmer üben. Ich werde dir heute Nacht nicht sagen, was du tun sollst.« Jenna schenkte sich den Rest Bruichladdich-Whisky ein, der den Boden der Flasche noch bedeckt hatte, und kippte ihn hinunter.
    Gegen drei Uhr morgens ging Jenna langsam die Treppen des Hotels hinunter. Der weiße, zweigeschossige längliche Bau lag im Dunkeln, nur die Gänge wurden durch fahle Nachtlichter erhellt. Die Glastür, die das Restaurant vom Eingangsbereich trennte, war nicht verschlossen. Sie stieß sie auf, schaltete eine kleine Wandlampe ein, wandte sich zur Bar hinüber und ließ sich vor dem Kamin, in dem nur noch ein wenig Glut schwelte, in einen Sessel sinken. Jenna sah sich um. Auf dem Tresen lag ein Notizbuch, offensichtlich das persönliche Cocktailbuch des Barkeepers. Sie riss ein paar der hinteren leeren Seiten vorsichtig heraus, nahm sich den Bleistift, der danebenlag, und tat das, was sie immer tat, wenn sie über ein kompliziertes Problem nachdachte, sie zeichnete.
    Ihr Handy zeigte bereits 03:55 an, doch sie wollte nicht ins Bett gehen. Denn dann würde
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