Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)
nicht, wie lange ich dagegenhalten kann. Er ruft mich, schon wieder!«
Jenna, die in diesen Augenblicken zwischen Entsetzen und Furcht geschwankt hatte, fühlte Wut in sich hochsteigen. Wut darüber, was der Jäger ihr antat, dass er sie bedrohte, sich anmaßte, über das Leben anderer zu richten. Das ihrer Freunde und ihrer Familie.
»Genug!«, sagte sie laut und trat in die vom Fackelschein erleuchtete Station. Kim, die ihr gefolgt war, schob sie hinter sich.
Alex’ Augen weiteten sich vor Entsetzen, als er seine Frau und seine Tochter erkannte. Er schüttelte verzweifelt den Kopf, seine Schultern sackten nach unten.
»Die kleine Hexe. Endlich«, sagte der Jäger jetzt. Er hatte eine dunkle, leicht heisere Stimme, klang gelassen und gleichzeitig erwartungsvoll.
»Es ist genug«, wiederholte Jenna und umfasste ihren Stein in der Manteltasche fester. Sie war so unglaublich wütend, ein Zorn loderte in ihr, von dem sie nicht gewusst hatte, dass sie ihn spüren konnte. Mochte dieser Jäger auch nur seiner Bestimmung folgen, das gab ihm noch lange nicht das Recht, in Jennas Leben einzudringen, sie und Kim zu terrorisieren und wahllos Menschen zu töten. Sie hatte erst gezittert, dann gelernt, und nun würden sie und Kim kämpfen.
»Und die Tochter. Willkommen.« Er deutete eine Verbeugung an. »Ich sehe, ihr konntet meiner Einladung nicht widerstehen.«
»Lassen Sie ihn gehen«, forderte Jenna und wies mit ausgestreckter Hand auf Alex.
»Weshalb sollte ich das tun? Nehmt teil an dem, was heute beginnt: Die Scheiterhaufen in dieser Welt werden wieder anfangen zu brennen. Die Feuer, viel zu lange erloschen, werden lodern, und es wird an mir sein, den Anfang zu machen!«
Kim trat hinter Jenna hervor. Sie sah dem Jäger ins Gesicht, es schien im Fackelschein immer wieder neue Züge anzunehmen. Seine Narbe leuchtete blutrot, und es kostete sie allen Mut, den sie hatte, ihm in die Augen zu sehen. »Warum haben Sie bloß all diese Menschen umgebracht, wenn Sie doch nur uns wollen?«
Der Jäger betrachtete sie amüsiert, ließ sich mit der Antwort Zeit, lauschte auf etwas, das nur er hören konnte.
»Welches Leben ist schon wichtig? Keines, nicht wahr? Leben bedeutet nichts, kleine Hexentochter. Das wirst du gleich erkennen.« Er wandte den Kopf zur Seite, als Matthew von der anderen Seite den Bahnhof betrat. »Sie sind allein, Sire.«
»Verräter!«, zischte Kim.
Matthew reagierte nicht. Nur die Röte, die sich in seinem Gesicht ausbreitete, ließ erkennen, dass er den Vorwurf vernommen hatte.
Der Jäger betrachtete seinen widerwilligen Gehilfen einige Sekunden lang. Dann lächelte er und hob die Hand. Matthew strömte das Blut aus Augen und Ohren, und er sank am Fuß eines Betonpfeilers in sich zusammen. Der Jäger senkte die Fackel, eine Flamme schoss hoch. Im nächsten Moment war Matthew in einen Ring aus Flammen eingehüllt, und er begann zu schreien.
Alex riss verzweifelt an seinen Fesseln, doch die Kabelbinder gaben keinen Millimeter nach.
Kims Schrei ging im Prasseln der Flammen unter, sie klammerte sich an Jenna und verbarg ihr Gesicht an deren Mantel.
Der Rauch ließ Jenna erneut würgen, doch sie richtete sich auf und schüttelte den Kopf. »Nein! «, flüsterte sie, fühlte das schon vertraute Kribbeln in den Händen, die Woge wuchs und breitete sich in der Station aus, und der Jäger wurde an die nächste Wand geschleudert. Lagardère und Nicholas erkannten den Moment, rannten durch die kleine Halle und traten die Flammen aus. Matthew lag kraftlos wimmernd auf dem Boden, dann verlor er das Bewusstsein. Lagardère nutzte das Durcheinander, um mit dem Jagdmesser, das er immer noch bei sich trug, Alex’ Fesseln zu lösen.
»Jenna, Kim«, schrie Alex verzweifelt und machte ein paar unsichere Schritte auf die beiden zu. Doch Lagardère hielt ihn zurück. »Sie muss es vollenden«, wisperte er Alex ins Ohr.
Alex sah ihn verständnislos an. »Sie kennt ihn? Sie kennt diesen Irren?«, keuchte er auf und starrte durch die kleine Halle auf seine Frau, die in diesem Moment mit einem violett glühenden, pulsierenden Stein in der Hand auf den Jäger zutrat.
»Sie können ihr nicht helfen, es sei denn, Sie wollen sich opfern«, zischte Lagardère und wartete auf den Augenblick, in dem er endlich eingreifen konnte. Der Jäger mochte seine Bestimmung haben, er, Lagardère, hatte sie ebenfalls.
Doch jetzt stand von Keysern vor Jenna und lachte ihr höhnisch ins Gesicht. »O nein, kleine Hexe, nicht noch
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