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Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Titel: Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Frei
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die Bresche. »Komm doch mit, einen Kaffee trinken, Matthew. Wir haben eine Stunde frei, das müssen wir ausnützen. Du hast nachher gemeinsam mit uns Deutsch, glaube ich.« Sie errötete erneut, und Kim verdrehte die Augen. Völlig uncool.
    Matthew lächelte und stand auf, schlang sich den Riemen seiner Tasche über die Schulter. »Dann los. Ich könnte einen Kaffee gebrauchen.«
    Ganz im Gegensatz zu den diversen angesagten Schicki-Micki- Coffeeshops in München hatte das Café Albrecht allen Design- Attacken tapfer widerstanden. Es war eingerichtet wie zu Großmutters Zeiten, mit gemütlichen Sitzecken, bestickten Tischdecken, Nippes und Blumenvasen auf den Fensterbänken. Es duftete nach Kaffee und frischem Kuchen – mit anderen Worten, es war unglaublich gemütlich. Inhaberin Maria war bekannt für ihre gigantischen Windbeutel, die einmal jemand als Orkanbeutel bezeichnet hatte. Je nach Laune der Konditorin waren sie mit Sahne oder Obst gefüllt, und lockten nicht nur die Schüler, sondern auch Eltern und Lehrer in das Café. Einer inoffiziellen Studie von Simone zufolge verbrachte abwechselnd die eine Hälfte von Kims Mitschülerinnen dort ihre Freizeit, während sich die andere Hälfte konstant auf Diät befand.
    Um diese Zeit war das Albrecht noch fast leer und lag in einer Art Dämmerschlaf. Die drei entschieden sich für einen kleinen runden Tisch ganz hinten am Fenster, der von großen Sesseln umringt war.
    »Wieso bist du so gut in Mathe? Und was hat die Berger gegen dich?« Matthews Fragen rissen Kim aus ihren Träumereien. Sie hatte gedankenverloren fünf Stück Kandiszucker in ihrem Tee versenkt und ihnen nachgestarrt, wie sie sich in ihrer Tasse langsam auflösten.
    »Hm?« Kim schaute auf. »Weiß nicht. Mathe ist eine Frage der Technik. Wenn man’s einmal begriffen hat, ist es leicht. Und die Berger spinnt eben. Irgendwen hat sie immer auf dem Kieker. Dieses Jahr bin ich es. Wieso, war das so offensichtlich?«
    Matthew nickte. »Sie hätte dich am liebsten zum Lunch gegessen.«
    »Iih«, kicherte Simone und legte Matthew beiläufig die Hand auf den Arm. »Du hast vielleicht Fantasien …«
    Kim zuckte mit den Schultern. »Die Berger ist momentan nicht mein Problem.« Sie holte Luft, als wollte sie noch etwas sagen, zögerte kurz und verfiel wieder in Schweigen.
    »Woher kommst du genau?«, ignorierte Simone geflissent lich ihre Freundin und steuerte konkret auf ihr Ziel zu, das Intensivierung des angewandten Kulturaustausches mit einem attraktiven Teil der amerikanischen Bevölkerung lautete.
    »Kalifornien«, erklärte Matthew. »Aber meiner Großmutter war Deutsche und hier aus München, also dachte ich, das ist eine gute Platz für mich.«
    »Aber hier kannst du nicht surfen, höchstens am Eisbach«, grinste Simone.
    Matthew zuckte mit den Schultern und winkte Maria, um einen zweiten Espresso zu bestellen. »Macht nicht. Ich bin im Sommer wieder zurück«, antwortete er geduldig auf Simones Fragen, doch sein Blick blieb an Kim haften.
    »Sie hat in letzter Zeit Stress mit ihrer Mutter«, erklärte Simone ihm leise, als sie es bemerkte. »Eigentlich ist es mit ihr sonst ganz lustig.«
    »Simone, halt die Klappe«, fuhr Kim sie an. »Lass meine Mutter aus dem Spiel. Das interessiert Matthew bestimmt nicht. Und überhaupt, wieso erklärst du ihm, was mit mir los ist?« Sie biss in ihren Windbeutel und funkelte Simone an. »Redest du jetzt schon statt mir?«
    »Sag mal, spinnst du? Ich bin nur höflich, im Gegensatz zu dir!«
    »Ach, hör auf. Lass mich einfach in Ruhe, ja?«
    Jetzt war Simone unübersehbar sauer. Sie schüttete ihren Latte macchiato in einem Zug hinunter, warf drei Euro auf den Tisch und stand auf. Während sie mit einem Ruck den Reißverschluss ihrer Jacke hochzog, sagte sie wütend: »Komm mal wieder runter, ja? Du bist nicht die Einzige, die Probleme hat. Ich geh zurück. Mein Buch meckert mich wenigstens nicht an. Matthew?« Sie richtete einen fragenden Blick auf den Amerikaner, doch dieser schüttelte den Kopf. »Ich bleibe noch ein bisschen hier. Habe mir gerade noch einen Kaffee bestellt.«
    »Na schön. Bis später.« Damit stürmte Simone förmlich hin aus und ließ beim Hinausgehen einen eiskalten Schwall Winterluft ins Café.
    Kim hatte sich in ihrem Sessel zurückgelehnt und die Augen geschlossen.
    »Schlechter Tag?«, hörte sie Matthews Stimme wie aus weiter Ferne.
    »Schlechte Zeit«, antwortete Kim nach einer Pause. Sie legte ihre Hände auf die Augen und sah

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