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Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Titel: Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Frei
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gerade herauszufinden«, gab die zweite Stimme trotzig zurück. »Und deswegen muss ich mit ihm reden.«
    Matthew stöhnte. Noch ein kleines bisschen, ein wenig näher an die Oberfläche, dann würde er die Augen öffnen können. »Kim«, flüsterte er heiser.
    »Was?« Kommissar Sandberg beugte sich über ihn, legte ihm leicht die Hand an die zerschrammte Wange. »Was haben Sie gesagt?«
    Ganz leise krächzte er: »Er ist wieder da …«
    »Wer? Was haben Sie mit Kim Winters zu tun?«
    »Sie ist… Der Jäger …« Er hustete schwach, dann begann die Narkose zu wirken, und er versank in der Benommenheit.
    Kommissar Sandberg schnaufte frustriert, doch er erkannte eine aussichtslose Situation, wenn er direkt davorstand. In diesem Fall bestand sie aus einer vehementen Ärztin im grünen OP -Kittel, die ihm die Tür vor der Nase zuzog und ihren Patienten auf schnellstem Wege in den Operationssaal schob.
    Der Junge war schrecklich zugerichtet. Nicht nur, dass er aus einem fahrenden Auto gestoßen worden war – das hatte er den Sanitätern in einem kurzen Moment der Klarheit berichtet –, sondern er musste bei seinem Sturz zusätzlich an die Leitplanke und dann an einen Baum geprallt sein.
    Was hatte der Junge mit Kim Winters zu tun? Seit dem Sonntagmittag, als er bei ihr in der Wohnung gestanden hatte, ließ ihn das merkwürdige Gefühl in der Magengrube nicht mehr los. Er hatte den Vorfall unter »Teenager-Selbstmord, erledigt« abhaken wollen, aber ganz so einfach schien es nicht zu sein.
    Er holte sich am Automaten eine Tasse Kaffee und lief damit zum Parkplatz. Warten konnte er auch in seinem Büro.
    Tristan Sandberg hielt sich trotz seines Alters – er war gerade einmal Mitte dreißig – für einen abgeklärten Kriminalbeamten, den keine Untiefe des menschlichen Seins überraschen konnte. Von Massenmördern bis zu hysterischen Ehefrauen, die drohten, sich vor den Zug zu werfen, von Stalkern bis zu Vätern, die mit ihren Töchtern auf einen anderen Kontinent flüchteten, Sandberg nahm an, er hätte in seinem Leben schon fast alles gesehen.
    Doch er wusste nicht, wie sehr er sich irrte.
    Die große Mercedes-Limousine hatte Heathrow hinter sich gelassen, schnurrte über die M4 und nahm Kurs auf den ehemaligen Bohème-Stadtteil Londons, Notting Hill. Jonathan von Keysern saß im Fond, den Kopf an das Polster gelehnt, und ließ die Szenerie vermeintlich ungerührt an sich vorüberziehen. Seine Reisen hatten ihn seinerzeit auch nach Frankreich geführt, damals, in seinem ersten Leben, vor über vierhundert Jahren. Er war stets allen Spuren unerbittlich gefolgt, hatte die Feuer lächelnd brennen lassen. Grenzen hatten ihn nie interessiert, sie waren da, um überschritten zu werden. So hatte er eine Spur des Feuers und des Todes durch Frankreich gezogen, bis er eines Tages am windigen Ufer des Ärmelkanals gestanden hatte. Der Westwind hatte die Wellen aufgepeitscht, die schmutzig grün gewesen waren. Dunstschleier und tief ziehende Wolken, vom Sturm getrieben, hatten ihm die Sicht übers Wasser verwehrt. Für ihn war damals die Bretagne sein »finis terrae« gewesen, das Ende seiner Welt. So kam es, dass er die britische Insel heute tatsächlich zum ersten Mal sah.
    »Wir sind gleich da, Sir«, sagte der Chauffeur und warf seinem Fahrgast im Rückspiegel einen kurzen Blick zu. Wenn ihm der Mann mit den eisblauen Augen und dem schwarzen Umhang seltsam vorkam, so ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken. Seine Auftraggeber bezahlten für Fahrdienste, für Diskretion und manchmal auch für das Wegsehen. Und sie bezahlten gut.
    Von Keysern nickte lediglich. Zu seiner Zeit hatte man sich mit Kutschern auch nicht unterhalten. Gesinde.
    Der junge arrogante Gehilfe aus der Neuen Welt, Matthew Johnson, hatte seine Aufgaben prompt erfüllt und ihm die ersten Stunden in seinem neuen Leben durchaus erleichtert, doch dass er die zwei Frauen hatte entkommen lassen, war ein unverzeihlicher Fehler gewesen.
    Der Wagen glitt eine Rampe hinab, und eine Batterie von Neonröhren flammte auf. Die Tiefgarage unter dem Gebäude bot etwa zwanzig Autos Platz, fünf Parkplätze waren durch schwarze Limousinen und zwei Geländewagen belegt. Das Konsortium besaß einen eigenen kleinen Fuhrpark und war, zumindest was die Motorisierung betraf, auf alle Eventualitäten eingestellt.
    Mit unbewegter Miene öffnete der Chauffeur von Keysern den Schlag, hob grüßend zwei Finger an die Mütze und ließ seinen Fahrgast aussteigen.
    »Da drüben

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