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Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Titel: Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Frei
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Halle zu gehen?«
    George nickte. »Es gibt einen Weg, ich muss ihn nur finden …« Hektisch sah er sich in dem Raum um. Irgendwo hinter einer Wand, hinter einem Bücherregal musste es eine verborgene Tür geben. Raffaele und er hatten sich vor Kurzem noch darüber unterhalten. Die Baupläne von damals wiesen zwar nichts Besonderes auf, doch die geheimen Verbindungsgänge zwischen dem Travellers Club und dem Porter’s Club waren Legende. In den Jahren nach der Eröffnung hatten sich die jeweiligen Mitglieder immer wieder einen Spaß daraus gemacht, dem gegnerischen Club unbemerkt eine Trophäe abzujagen. Mal war es ein antiker Degen, mal eine wertvolle Erstausgabe gewesen, und oft waren die Verschwörer nachts durch die sprichwörtliche Hintertür gekommen.
    George begann die Wände abzuklopfen. »Los, hilf mir«, forderte er Nicholas auf. »Wir haben nicht viel Zeit. Hier im Raum muss eine Geheimtür sein, und vielleicht klingt es ja irgendwo hohl.«
    Bis vor ein paar Augenblicken hatte Jenna gedacht, die Angst wenigstens ein wenig im Griff zu haben. Das Gefühl, etwas tun zu können, Informationen zu erhalten, hatten ihr Sicherheit vermittelt – auch wenn sich das Wahnwitzige an ihrer Situation nur mühsam zurückdrängen ließ. Doch nun sah sie vor ihrem inneren Auge erneut das schreckliche Video ablaufen. Nur lag diesmal nicht Anne blutüberströmt am Boden, sondern Kim.
    Der Terror griff wieder nach Jennas Kehle, kleine schwarze Punkte tanzten vor ihren Augen. Die vermeintliche Sicherheit zerplatzte lautlos und doch mit der Gewalt einer Bombe.
    Kim spürte die Panik ihrer Mutter, klammerte sich an deren Hand und blickte hilfesuchend zu George, der neben dem Kamin stand und hektisch die Vertäfelung daneben abklopfte. Der Spiegel über dem Kamin reflektierte immer noch die Kerzen, doch gleichzeitig verdunkelte sich das Glas, bis die Flammen nur noch als kleine Lichtpünktchen erkennbar waren.
    »Da!«, schrie Kim auf und zeigte auf den Spiegel.
    Jenna drehte sich um und schnappte erschrocken nach Luft. Ein Gesicht trat aus dem Dunkel hervor, langsam wurden die Züge deutlicher, plastischer.
    »Das ist der Mann von gestern, vom Friedhof«, krächzte Jenna und machte einen Schritt auf den Spiegel zu.
    »Nicht!«, rief George und trat ihr in den Weg.
    Doch Jenna hatte nur Augen für den Mann im Spiegel. Er mochte vielleicht Anfang zwanzig sein, hatte dunkles Haar und grüne Augen. Er sagte etwas, doch sie konnte ihn nicht hören. Jetzt hob er die Hand und legte sie gegen das Glas, als wollte er den Spiegel nach innen drücken.
    Jenna trat wie in Trance vor den Kamin und legte ebenfalls ihre rechte Hand auf das Glas. Wie ein Stromschlag durchfuhr sie die plötzliche Verbindung. Das Wispern, das sie bereits kannte, erhob sich und wurde immer lauter, füllte ihren Kopf, ihre Gedanken aus, doch wie schon auf dem Friedhof gestern klang es nicht bedrohlich, eher neugierig, ja, hoffnungsvoll.
    Sie merkte, dass Kim ganz dicht hinter sie getreten war, hörte ihren fliegenden Atem laut an ihrem Ohr.
    George hatte Nicholas am Arm gepackt, beide starrten fassungslos auf die Szene, die sich ihnen bot.
    Der junge Mann und Jenna sahen sich an, Sekunden dehnten sich zu Minuten, Jenna spürte die Verzweiflung, die Leere auf der anderen Seite des Spiegels, fühlte sich gleichzeitig mitgerissen von der Willensstärke, die von dem Mann ausging. Ihre Handfläche wurde heiß, ein elektrischer Strom – oder zumindest etwas, das sich so anfühlte – floss durch sie hindurch, sprang über auf Kim, und in dem Moment, in dem der Spiegel mit lautem Klirren zerbrach, schrie Jenna auf und sank gemeinsam mit ihrer Tochter besinnungslos zu Boden.
    Jonathan von Keysern lächelte. Er war in der gleichen Stadt wie … sie. Der Jäger konnte seine Beute förmlich riechen. Er passierte den Zoll ohne Probleme und saß kurz darauf in einer geräumigen Limousine in Richtung Notting Hill.
    Dort gab es jemanden, der auf ihn wartete.
    Heftiges Keuchen erfüllte den Raum im Porter’s.
    Quer durch das Zimmer lagen Scherben verstreut und glitzerten im Licht der Kerzen, die leicht flackerten. Jenna war von einem der Splitter getroffen worden und blutete aus einer kleinen Schnittwunde an der Schläfe.
    George und Nicholas jedoch hatten nur Augen für den Neuankömmling und starrten ihn mit offenem Mund an. Der junge Mann trug eine dunkelblaue Jacke, Kniebundhosen und schwarze Schuhe mit Schnallen, sah sich erleichtert um und wischte sich mit einer

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