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Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Titel: Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Frei
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ist der Aufzug, Sir«, verkündete er, wandte sich um und zeigte mit der Hand auf die matt schimmernde Metalltür. »Fahren Sie bitte in den zweiten Stock. Sie werden bereits erwartet.«
    Als er sich wieder umdrehte, war der Mann in Schwarz plötzlich verschwunden, wie ein flüchtiger Schatten. Der Chauffeur sah sich suchend um, aber sein Fahrgast war nirgendwo zu sehen. Zugleich war es kälter geworden in der Garage, und mit einem Mal begannen die Neonröhren hektisch zu flackern.
    Drei Minuten später stand Jonathan von Keysern im Salon des Hauptquartiers und blickte sich forschend um. Es kostete ihn zwar viel Kraft, doch das, was er in der Pinakothek ausprobiert hatte, funktionierte erneut: Niemand konnte ihn sehen, wenn er es nicht wollte. Das war schon in seinem früheren Leben so gewesen und hatte ihm einige Male das Leben gerettet.
    Er war der Mann ohne Namen und ohne Gesicht gewesen.
    Der Jäger mit dem Flammenschwert.
    Unnahbar, unsichtbar, unbesiegbar.
    Die fünf Männer, die rund um den Tisch im Salon Platz genommen hatten und warteten, spürten, wie sich plötzlich ein kalter dunkler Nebel im Raum ausbreitete. Wie eine gespenstische Erscheinung stand der Jäger mit einem Mal mitten im Raum.
    »Meine Herren«, sagte er, nickte der Runde zu, und seine Stimme klang rau.
    Die Männer saßen einen Moment wie erstarrt. Dann erhob sich der Anführer und deutete eine Verbeugung an. »Guter Auftritt«, sagte er anerkennend und äußerlich ungerührt. Nur wer genau hinsah, konnte erkennen, dass er die Hände um die Tischkante klammerte. »Willkommen in London, Sire. Seit über fünfhundert Jahren besteht dieses Konsortium – mit nur einem Ziel: dem Jäger die Jagd zu ermöglichen. Wir haben sehr lange auf diesen Tag gewartet. Nun seid Ihr tatsächlich wieder unter uns. Nehmt Platz.«
    Er wies auf ein leeren Sessel neben sich, und von Keysern trat auf ihn zu und ließ sich mit unbewegter Miene hineinsinken. Er schlug die Beine übereinander und sah die Männer der Reihe nach an.
    Die Kälte umgab den Jäger wie einen Mantel. Keiner der Anwesenden hatte ihn je zuvor gesehen, doch jeder spürte die Gefahr, die von ihm ausging. Wer auch immer von Keysern einmal gewesen sein mochte, wer auch immer er jetzt war, eines stand außer Zweifel: Der Tod war sein Freund, sein Vertrauter, und der Tod wusste, dass sein getreuester Anhänger sich wieder auf den Weg gemacht hatte.
    »Werdet Ihr sie finden?« Der Anführer kam sofort zur Sache.
    Von Keysern sah ihn überrascht an. »Natürlich, zweifelt Ihr daran?« Seine Frage klang wie eine Drohung. »Die Hüterin des Tores ist hier in London. Was habt Ihr bisher unternommen?«
    »Ihr Angst gemacht, ihre beste Freundin erledigt, ihren Freund bedroht. Das Gleiche mit ihrer Tochter. Psychoterror, Bedrohung, Anschlag. Wie es vereinbart war. Eine von ihnen hat Euch geholt. Nur …« Der Anführer brach ab.
    »Nur was?« Von Keysern klang leicht ungeduldig.
    »Wir wissen nicht genau, welche von beiden nun die Hüterin ist.«
    »Was im Grunde nichts ändert.« Der Jäger zuckte mit den Schultern. »Der Tod kommt zu allen. Zu Frauen, zu Männern …« Er fixierte den Mann am Tisch. »Und auch zu Euch.«
    »Äh, ja, natürlich«, stammelte der Anführer. »Würdet Ihr … Ich meine, würdet Ihr unsere erfolgreichen Vorbereitungen gerne sehen?«
    Von Keysern runzelte die Stirn. »Sehen?«
    Der Mann am Tisch nickte eifrig und nahm eine kleine Fernbedienung zur Hand, drückte auf einen der Knöpfe und wartete kurz. Wie von Geisterhand erschien in der Mitte über der Mahagoniplatte ein Hologramm. Ein Klicken, und der Film über den Anschlag auf Anne Wright lief ab. Ein weiteres Klicken, und der Wagen von Nicholas flog in die Luft.
    Von Keysern erhob sich, trat an den Tisch und streckte die Hand aus, wie um das Hologramm zu fassen. Dann zog er die Brauen hoch. »Beeindruckend«, sagte er schließlich. »Dennoch habt ihr die Frauen bisher nicht in die Hände bekommen. Vielleicht waren eure Daumenschrauben nicht fest genug, die Schmerzen noch nicht ausreichend. Folter muss erfolgreich sein, sonst dient sie lediglich der Unterhaltung. Andererseits war ihre Angst groß genug, um mich zurückkehren zu lassen.«
    Der Jäger nickte stumm, wie um seinen letzten Satz zu bestätigen, und blickte einen nach dem anderen ins Gesicht, las den Terror, die Furcht und das Unbehagen in ihren Mienen. Keiner der Männer wagte es, ihm in die Augen zu sehen. Er war nicht das, was sie erwartet hatten.
    »Nun,

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