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Das Wispern der Schatten - Roman

Das Wispern der Schatten - Roman

Titel: Das Wispern der Schatten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam J Dalton
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abbringen lässt, wirst du in den Abgrund da vorn stürzen, der unter dem Schnee direkt vor dir verborgen liegt. Du wirst dir wahrscheinlich den Hals brechen, spindeldürr, wie er ist. Warum, glaubst du, ist Dobbin reglos stehen geblieben? Der tumbe Dobbin hat mehr Verstand als du selbst, Flachländer. Dringst du deshalb hier ein? Ist deinem eigenen Volk klar geworden, dass du so schwachsinnig und gefährlich bist, dass man dich besser hinauswirft?«
    » Du bist ein Geschöpf verbotener und verderblicher Magie, wenn du solche Dinge weißt!«, lallte der Prediger. » Doch welche Zauber und Illusionen du auch gegen meine Augen und meinen Verstand zu wirken versuchst, mein Glaube erlaubt mir, dich als das zu sehen, was du wirklich bist– ein kleines, haariges Männlein, das unnatürlich nackt dasitzt und sich von der Kälte nicht stören lässt!«
    Torpeth kratzte sich am Hintern und zuckte die Achseln. » Nach ein paar Jahren gewöhnt man sich an die Kälte, besonders, wenn man langsam ein dickeres Fell bekommt. Ich rate dir, dir einen Bart stehen zu lassen, Flachländer, sonst wirst du von einem der raubeinigen Krieger aus der Gegend noch für eine Frau gehalten– wenn auch für eine hässliche. Dann erlauben sie dir vielleicht nicht, ihre finstere Behausung zu verlassen, bevor du ihnen ein Kind geboren hast.«
    » Was sagst du da, Gespiele des Chaos? Du sprichst von unnatürlichen Dingen. Glaubst du, mich so in Versuchung führen zu können? Mein Glaube ist zu stark. Ich werde mich nicht verleiten lassen!«
    Torpeth seufzte und schüttelte den Kopf. » Du bist ja wirklich noch verrückter als ich, Flachländer, und ich bin schon so verrückt, dass mein Volk mich heilig nennt. Und doch bringe ich Natur, Ordnung und Chaos nicht so durcheinander wie du. Vielleicht bist du also noch heiliger als ich. Mir ist fast danach, dich nicht abzuweisen, obwohl ich alle abgewiesen habe, die vor dir gekommen sind. Mir ist fast danach, nicht den Nebel herabzubeschwören, um dich in die Irre gehen zu lassen oder ins Flachland zurückzuschicken. Ich kann mein Volk wohl nicht für immer schützen, nicht wahr, da doch die Götter längst gebrochen sind, stets ein Preis zu zahlen ist und das Gleichgewicht nicht mehr besteht? Man kann die Anderen nicht ewig abweisen und sollte es vielleicht auch nicht tun. Womöglich ist es das Beste, wenn du für die Nacht mit in meine Behausung kommst und ich dich am Morgen ins Dorf des Häuptlings bringe.« Torpeths Miene hellte sich auf. » Magst du Pinienkerne?«
    » Und so muss das unheilige Geschöpf vor meinem Glauben und dem gerechten Willen der Erlöser die Waffen strecken.« Der Prediger nickte.
    Torpeth verdrehte die Augen und wandte den Blick zum Himmel, an dem sich die Wolken zusammenzogen. » Vollkommen verrückt. Ich würde etwas Sinnvolleres aus dem guten Dobbin da herausbekommen.«
    » Also ist das Maultier dein Schutzgeist, Hexer!«
    Torpeth streckte dem Prediger die Zunge heraus. » Der Einzige, der mit dem armen Dobbin da spricht, bist du, Flachländer. Ich höre, wie du mit ihm schimpfst, als ob du eine Antwort von ihm erwartest. Aber wer bin ich schon, dass ich mir ein Urteil darüber erlauben könnte, hm? Vielleicht hörst du ihn ja antworten. Hörst du seine Stimme in deinem Kopf? Man erzählt sich, dass Magier in der Vergangenheit in der Lage waren, mit den Tieren zu sprechen. Hörst du auch andere Stimmen? Einst dachte ich, ich würde die Stimmen der alten Götter hören, aber das ist jetzt schon lange her. Entweder sind sie verstummt, oder ich bin nicht mehr so verrückt, wie ich es damals war. Oder sie haben einfach beschlossen, stattdessen mit jemand anderem zu reden. Sie sind etwas wankelmütig und langweilen sich rasch. Es wäre kein Wunder, wenn sie begonnen hätten, mit anderen zu sprechen, denn mittlerweile bin ich überwiegend damit beschäftigt, Ziegen zu piesacken, den jungen Leuten Strafpredigten zu halten, Pinienzapfen zu sammeln und die Farbe meiner Ausscheidungen zu überprüfen. So etwas würdest du doch auch nicht lange mit ansehen und besprechen wollen, nicht wahr?«
    » Unter keinen Umständen, du entsetzlicher Teufel!«
    Torpeth blickte enttäuscht drein. » In dem Fall verbringen wir nur die eine Nacht in der fesselnden Gegenwart des jeweils anderen, hm? Außerdem habe ich den Verdacht, dass Dobbin möchte, dass du so bald wie möglich an deinem Ziel abgeliefert wirst.«
    » Schamloser Dämon!«
    » Mach nur so weiter, Flachländer, dann gebe ich dir noch

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