Das Wispern der Schatten - Roman
A…Aspin Langbein aus Heldenbach… Heiliger?«
Das Auge des Heiligen trübte sich für ein oder zwei Sekunden. » In Heldenbach denkt niemand an diesen Namen. Warum bist du noch nicht zu den Erlösern gezogen worden?«
» Ich… ich weiß es nicht, Heiliger.« Ein Zögern. » Prediger Stixis sagt immer, ich sei noch nicht bereit dafür.«
» Wie ist das geschehen?«, fragte Azual angespannt und wandte sich wieder seinem Hauptmann zu. » Ich kann diesen Jillan die Stadt betreten sehen!« Ein Bild einer Schlange von Leuten, die darauf warteten, dass die Wachen alle befragten. Der Junge namens Jillan, der in einen Umhang gehüllt neben einem Waldläufer stand.
» Nachdem wir den hier festgenommen und hergebracht hatten…«, begann der Hauptmann.
» Schweigt, Ihr Tölpel!« Weitere Bilder zogen vor seinem inneren Auge vorbei, als er das Durcheinander aus Gedanken und Erinnerungen des Volkes durchkämmte. Jillan auf dem Marktplatz, von mehreren Standbesitzern verfolgt. Jillan in einem Wirtshaus in der Nähe des Haupttors der Stadt. » Schickt Männer in alle Wirtshäuser in der Nähe des Haupttors. Ein Waldläufer namens Ash und ein Kämpfer namens Spiro halten sich in einem davon auf. Sie kennen den Jungen. Und ich will regelmäßige Patrouillen auf dem Marktplatz. Bewegt Euch, Hauptmann, denn wenn ich ihn nicht heute noch bekomme, verspreche ich Euch, dass der nächste Sonnenaufgang Euer letzter sein wird.«
» Sofort, Heiliger.« Der Hauptmann verneigte sich. » Heiliger, sollen wir den hier entlassen?«
Der Heilige musterte Aspin einen Moment lang. » Nein, mit ihm hat es etwas Seltsames auf sich. Ich werde mich später damit befassen. Ich vermute, dass es kein Zufall ist, dass dieser Junge hier ist, um uns abzulenken. Es spricht alles dafür, dass das Chaos versucht, seinen Einfluss geltend zu machen und mir den Jungen vorzuenthalten. Ich muss ihn unbedingt haben, Hauptmann! Die Feinde des Volkes müssen zur Strecke gebracht und ausgerottet werden. Unverzüglich!«
Jillan schoss durch die Menge. Dank seiner geringen Körpergröße konnte er durch Lücken schlüpfen und schnell die Richtung wechseln, wo der Schmied es nicht konnte. Er hielt den Bogen neben sich gesenkt, damit er nicht wie eine Fahne hochragte und seinen Aufenthaltsort verriet, und schlug die Kapuze hoch, um sein Haar zu verbergen. Nach etwa einer Minute ging er dann langsamer weiter und verschwand in eine Nebenstraße, um Atem zu schöpfen und seine Selbstbeherrschung zurückzugewinnen.
Der Makel hatte ihm die ganze Zeit über im Kopf etwas zugeraunt. Lächerlich, dass wir vor diesen verräterischen Dieben davonlaufen. Sie hätten es verdient, dass wir kurzen Prozess mit ihnen machen, und das weißt du auch! Nun wird sich alles rasch bis zu den Helden und zum Heiligen herumsprechen.
Jillan stieß sich von der Mauer ab, an der er gelehnt hatte, und brach in Richtung Haupttor auf.
Bist du verrückt? Du gehst doch jetzt nicht etwa in dieses Wirtshaus zurück, oder? Ich dachte, wir wollten deine Eltern suchen oder wenigstens den Jungen, den sie mit dir verwechselt haben. Der Waldläufer ist jetzt sicher wie gelähmt und liegt schlafend in einer Pfütze Pisse unter einem Tisch. Er ist bestenfalls unzuverlässig, schlimmstenfalls überhaupt nicht vertrauenswürdig. Und je weiter wir von seinem Wolf entfernt bleiben, wenn wir diesen Ort verlassen, desto sicherer ist es für uns.
» Ash hat vielleicht in Erfahrung gebracht, wo wir diesen Thomas Eisenschuh finden können. Und wir werden Ash und vielleicht Thomas brauchen, damit sie uns helfen, meine Eltern da herauszuholen«, murmelte Jillan.
Der Makel murrte, gab aber schließlich nach. Mit inzwischen klarerem Kopf kämpfte sich Jillan durch die Menge und die Gassen der Stadt. Ringsum lagen durchdringende Gerüche in der Luft, die ihm das Wasser im Munde zusammenlaufen ließen. Er erkannte, dass er einen Bärenhunger hatte. Er griff in sein Bündel und zog eine Handvoll Krümel des trockenen Zwiebacks hervor, der zerbrochen und zerquetscht zwischen dem restlichen Inhalt seines Gepäcks lag. Jillan seufzte und stopfte sich die Bröckchen in den Mund. Sie schmeckten nach nichts und waren schwer zu schlucken, also musste er sie mit etwas Wasser herunterspülen. Wenn er nur ein paar Kupfermünzen bei sich gehabt hätte, um sich ein Stück Kuchen oder etwas in der Art zu kaufen! Er beschloss, Ash zu fragen, ob er sich von ihm etwas Geld leihen konnte.
Er erreichte das Wirtshaus, stieß die Tür
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