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Das Wispern der Schatten - Roman

Das Wispern der Schatten - Roman

Titel: Das Wispern der Schatten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam J Dalton
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teuer. Ich müsste Gold sehen, sogar für eine der kleineren Klingen… oder etwas Wertvolles, das du vielleicht zum Tausch anbieten kannst.«
    Jillan starrte sein Spiegelbild in einem langen, zweischneidigen Messer an. Die Augen, die ihn ihrerseits ansahen, blickten ihm geradewegs ins Herz und ließen ihn wie gebannt stehen bleiben.
    » Ich habe mein Handwerk im Osten erlernt«, brummte der Riese leise, » wo man die Klingen im Blut seiner Feinde härtet und kühlt. Es heißt, dass solche Klingen dem Besitzer die Kraft, das Wissen und die Fähigkeiten all derer verleihen, deren Leben und Blut geopfert wurden, um die Klinge zu schmieden.«
    Jillan hatte einen Gegenstand im Gepäck, den der Schmied vielleicht im Austausch annehmen würde. Gib ihm Samnirs Klinge, flüsterte der Makel. Sie ist nur eine stumpfe, unhandliche Zeremonialwaffe, die einem im Kampf nichts nützt. Aber da sie aus dem Großen Tempel stammt, ist sie wahrscheinlich wertvoll. Der Schmied könnte sie einschmelzen, um etwas anderes daraus zu machen. Jillan begann, nach der klobigen Klinge zu suchen, die natürlich ungünstigerweise in seinem Bündel ganz nach unten gerutscht war. Er fand eine Schneide und tastete sich daran entlang, um den Griff zu finden. Seine Hand streifte mehrere der Steine aus seiner Sammlung, die er bis jetzt vergessen hatte. Er packte die sogenannte Waffe und zog daran, aber sie hing an etwas fest und wollte sich einfach nicht lösen.
    » Dummes…«
    » He, Junge!«, rief eine vertraute Stimme. » Hier drüben!«
    » Was hast du denn da?«, fragte der Schmied neugierig, als er das polierte Metall erspähte, und beugte sich näher heran.
    Jillan sah sich um. Seine Verärgerung wich Entsetzen, als er sah, dass Jacob, der Händler, ihm von einem Stand am Rande des Versammlungsplatzes zuwinkte. Sollte er davonlaufen? Nein, damit würde er nur Aufmerksamkeit auf sich ziehen, und der Schmied näherte sich ihm ohnehin schon.
    Er wandte sich um und sah dem Riesen in die Augen. » Ich bin gleich zurück. Leg das lange Messer für mich zurück, ja?«
    Der Schmied sah zwischen Jillan und Jacob hin und her. » Na gut«, sagte er brummig und trat zurück. » Aber lass dir nicht zu lange Zeit. Ich werde keinen anderen kaufwilligen Kunden abweisen, wenn ich von dir noch nicht einmal eine Anzahlung bekommen habe.«
    Jillan nickte und trottete zu Jacobs Stand hinüber. Er blieb aber ein paar Schritte entfernt davon stehen, nur für den Fall, dass der Händler vorhatte, ihn zu packen.
    » Ich freue mich, dich zu sehen. Geht es dir gut?«, fragte Jacob mit einem schiefen Lächeln. Dann fügte er leiser hinzu: » Ich habe doch nicht deinen Namen gerufen, oder?«
    » Es geht mir gut, danke.« Jillan lächelte und freute sich mehr, das verhärmte Gesicht des Händlers zu sehen, als er je erwartet hätte. » Hella ist aber nicht… mit dir hergekommen, oder?«
    » Nein, tut mir leid. Aber es geht ihr gut, besonders jetzt, da der Prediger verbannt worden ist. Komm, tu so, als ob du dir meine armseligen Waren ansiehst, dann fallen wir nicht so auf.«
    Jillan hielt das für ungefährlich und trat näher. » Was ist mit meinen Eltern? Sind sie mit dir gereist?«
    Jacob blickte bekümmert drein. Er sah sich kurz um und vergewisserte sich, dass sie nicht belauscht wurden. » Der Heilige hat sie in Ketten abführen lassen. Aber das ist vielleicht auch besser so, denn in Gottesgabe ist die Pest ausgebrochen.«
    » Was?« In Jillans Kopf überschlug sich alles. » Wenn der Heilige hier ist, dann sind auch meine Eltern hier. Ich muss sie finden.«
    » Warte!«, sagte Jacob und hielt ihn zurück. » Du musst noch etwas wissen. Samnir… Samnir ist vom Heiligen grausam bestraft worden. Er ist noch am Leben, aber sein Verstand ist abhandengekommen, und er sitzt den ganzen Tag über in seinem eigenen Kot auf dem Versammlungsplatz von Gottesgabe. Ich weiß, dass ihr beiden euch nahegestanden habt. Ich werde mein Bestes tun, mich um ihn zu kümmern, wenn ich zurück bin, aber ich weiß nicht, wie viel ich wirklich für ihn tun kann.« Er hielt inne. » Jillan… Jillan, hast du daran gedacht, dich zu stellen? Das wäre vielleicht das Beste.«
    Jillan begann zurückzuweichen. Jacob folgte ihm beflissen.
    » Bleib mir vom Leib!«
    Mehrere Leute warfen neugierige Blicke zu ihnen hinüber.
    Wir könnten sie alle töten. Diese Leute wollen dich nur verraten, ausnutzen oder verkaufen.
    » Jillan, ich will doch bloß…«
    » Bleib mir vom Leib! Das ist nicht mein Name!

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