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Das Wispern der Schatten - Roman

Das Wispern der Schatten - Roman

Titel: Das Wispern der Schatten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam J Dalton
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sollen!«, stieß Jillan mit zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Bist du so einfältig? Das gilt nur, bis der Heilige dich in die Finger bekommt. Wenn er dich erst zu seinen Zwecken benutzt hat, wird von dir nichts mehr übrig sein.
    » Dann wird von dir nichts mehr übrig sein, meinst du!«, rief Jillan wütend. » Der Heilige wird mich reinigen, und ich werde dich endlich los sein. Ich werde von diesem üblen Fluch befreit sein!«
    Ein Mann ohne Strümpfe und Hosen, der neben Jillan herrannte, hörte den Ausbruch mit an. Er warf einen beunruhigten Blick auf den verstörten Jungen und beschloss, gehörigen Abstand zwischen sich und ihn zu bringen.
    Der Makel antwortete nicht. Er schien sogar ganz verschwunden zu sein.
    Jillan trat in eine Tür und machte sich bereit. Er zählte bis zehn, trat wieder hervor und hob dabei den Bogen. Der Held kam schlitternd zum Stehen und bildete eine Zielscheibe, die sich nicht bewegte. Der Pfeil drang dem Soldaten tief in den Oberschenkel. Der Mann schrie auf und konnte sich gerade noch auf den Beinen halten.
    Jillan legte einen zweiten Pfeil an die Sehne.
    » Nein! Bitte nicht!«
    » Runter mit dir! Auf den Boden! Rühr dich nicht, hörst du? Bleib da, dann muss ich dich nicht töten. Und wirf mir deinen Geldbeutel zu. Schnell!«
    Jillan hob die Börse auf und zog sich rückwärts die Gasse entlang zurück, die Waffe auf den Soldaten gerichtet, der jetzt vernünftigerweise seine ganze Aufmerksamkeit darauf verwandte, den womöglich tödlichen Blutfluss aus seinem Bein aufzuhalten. Dann drehte Jillan sich um und verschwand in den rasch im Dunkel versinkenden Straßen von Erlöserparadies.
    Die Alte Festung stand auf einem hohen Felssporn, der von einer Flussgabelung umströmt wurde. Hinter der Festung, vom Fluss abgewandt, erstreckte sich eine ausgedehnte, ungeordnete Stadt, in der das Volk lebte, das der Festung und ihrer großen Garnison von Helden diente. Die bescheidenen Häuser, in denen die Leute wohnten, waren nicht einmal ansatzweise so alt oder haltbar wie die Festung selbst, deren Verteidigungswälle angeblich noch vor Anbeginn des Reichs von uralten Hexern errichtet worden waren. Die dunklen, massiven Steine der Mauern passten so perfekt aufeinander, dass sich alle einig waren, dass bei ihrer Errichtung Magie im Spiel gewesen sein musste. Wenn je eine chaosgelenkte Streitmacht die Festung belagern und mit Katapulten Felsbrocken schleudern würde, dann– so vermutete man– würden die Mauern die Wurfgeschosse magisch abwehren, bevor sie auch nur auftrafen. Natürlich war es Blasphemie anzudeuten, dass es vor dem Erscheinen der Erlöser irgendeine Form von sinnvollem Leben gegeben hatte, und so waren sich zugleich alle einig, dass die uralten Hexer, die für die Errichtung der Festung verantwortlich waren, sich aus Eifersucht zerstritten und einander vernichtet hatten, um eine leere Hülle zu hinterlassen, die später die Erlöser bei ihrem Erscheinen mit neuem Leben und Weisheit erfüllt hatten. Der einzige andere Hinweis darauf, dass es die uralten Zauberer je gegeben hatte, waren die sonderbaren Muster über manchen Türen und an bestimmten Mauern, die vermutlich als eine Art Verzierung gedient hatten, sich aber trotz des Winds niemals abnutzten.
    Freda blieb in Sicherheit unter der Erdoberfläche, während sie den beiden Wagen auf ihrem Weg zwischen den oberirdischen Kammern der Stadt hindurch folgte. Es wurde allerdings immer schwieriger, diejenigen, die sie verfolgte, nicht zu verlieren, da andere Wagen ihren Weg kreuzten und die Schritte der vielen Leute, die dort oben umhergingen, beinahe alle übrigen Erschütterungen überdeckten. Mit einem Seufzen kam sie zu dem Schluss, dass sie über Tage weitergehen musste, suchte sich deshalb eine ruhige Stelle und stieg nach oben und ins Freie.
    Es war hell– früh, wie der Hauptmann es genannt hatte–, aber die große Kugel aus Sonnenmetall schien nicht zu sehen zu sein. Durch den Stoff des Verbands, den sie über den Augen trug, konnte sie die Umrisse der rumpelnden Wagen recht gut erkennen.
    Während sie ihnen weiter folgte, versuchte sie, in den Schatten zu bleiben und sich so fern wie möglich von den Menschen zu halten. Dennoch schnappte sie Gemurmel wie » Arme Seele!«, » Erlöserverfluchte Missgeburt!« und » Heidnisches Ungeheuer!« auf, als zahlreiche Leute sie bemerkten.
    Die Wagen rollten stetig an all den oberirdischen Kammern vorbei bergauf, und Freda erkannte, dass sie zu dem dunklen Ort ganz oben

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