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Das Wispern der Schatten - Roman

Das Wispern der Schatten - Roman

Titel: Das Wispern der Schatten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam J Dalton
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eine Wesensart andere haben, ob ich ihnen vertrauen kann und so weiter. Das hat mir bisher aber noch nicht viel genützt. Es hat meine Verbannung aus meinem Dorf nicht verhindert und hilft mir jetzt auch nicht, schneller aus dieser Zelle hinauszugelangen.«
    » Was sagt deine Magie dir denn über mich?«, fragte Jillan argwöhnisch.
    Aspin runzelte die Stirn und kniff die Augen zusammen, als hätte er Mühe, das festzustellen. » Erst sagt sie mir, dass ich dir vertrauen soll, dann wieder, dass ich es nicht tun soll. Es ist, als gäbe es zwei von dir. Siehst du, ich habe dir doch gleich gesagt, dass sie nicht sehr nützlich ist.«
    Jillan zuckte zurück. Der Makel! Der junge Mann wusste darüber Bescheid.
    Das ist doch wohl kaum ein Geheimnis, oder? Alle wissen, dass du ein verderbter Mörder bist. Wenn du alle töten würdest, die davon wissen, würde niemand mehr am Leben bleiben, richtig? Lass ihn frei. Er kann uns vielleicht noch nützen. Und wenn ein bisschen Panik ausbricht, weil ein Heide los ist, kann sich das nur zu unseren Gunsten auswirken. Je mehr Verwirrung herrscht, desto leichter wird es uns fallen, einer Gefangennahme zu entgehen.
    Er konnte den jungen Mann nicht befreien. Er war ein Heide! Gefährlich.
    Vergisst du nicht, dass du jetzt selbst ein Heide bist und noch dazu derjenige, der gefährliche und verbotene Magie zum Einsatz gebracht hat? Du bist genauso wie er. Wahrscheinlich noch schlimmer.
    Nein. Das war ein Unfall. Ich kann kein Heide sein. Sie sind böse. Außerdem hat der junge Mann doch gesagt, dass sein Volk nicht über viel Magie verfügt. Der Heilige kann Magie wirken.
    Nichts ergab mehr einen Sinn. Wenn die Heiden keine Magie hatten, war dann nicht alles, was Prediger Praxis ihm erzählt hatte, unwahr? War das Buch der Erlöser unwahr? Wie konnte das sein? Das hätte geheißen, dass nichts in seinem ganzen Leben wahr gewesen war. Es hätte geheißen, dass nichts auf der Welt wahr war. Unmöglich. Da waren nur Leere und Lügen. Nur ein Wispern im Wind. Nur ein verzerrtes Spiegelbild im Wasser. Ein Schatten, den eine Flamme warf. Nur Asche auf der Erde. Nur der Abgrund. Nichts.
    Mit hämmerndem Herzen und unfähig zu atmen setzte sich Jillan auf den Boden und umfasste den Kopf mit den Händen.
    » Geht es dir gut?«, fragte Aspin neugierig.
    Ihm war schwindlig. Es musste etwas geben, das wahr war, etwas, das echt war. Seine Eltern waren wahr. Ihre Liebe zu ihm war echt. Sie waren in ihrem kleinen Zuhause in Gottesgabe glücklich gewesen. Er wollte wieder dorthin zurück.
    Nein. Gottesgabe ist nicht dein Zuhause. Du weißt, dass deine Eltern aus Neu-Heiligtum stammen, einem Ort, den es dank des Heiligen nicht mehr gibt. Das haben sie dir nie erzählt, nicht wahr? Du musstest es belauschen. Sie waren dir gegenüber nie aufrichtig, wenn es darum ging, woher sie kamen oder was sie einst waren. Du kannst sie dir noch nicht einmal mehr bildlich vorstellen, nicht wahr?
    Sei still! Samnirs Zuneigung war echt gewesen. Sein stahlharter Blick und seine reglosen Umrisse, die sich von der Wildnis abhoben. Ein einsamer Wächter, der nie aufgeben und die Grenzen des Reichs immer gut bewahren würde.
    Mittlerweile ist er gebrochen, und das hat der Heilige zu verantworten. Samnir sitzt in seiner eigenen Scheiße und Pisse, während die Leute lachen und ihn mit Gegenständen bewerfen. Wo sind dein Held und das Reich jetzt, hm?
    Hör auf! Hellas blaue Augen waren wahr. Ihre Freundschaft war echt. Sie hatte sich für ihn eingesetzt, als niemand sonst es getan hatte. Sie hatte ihn angelächelt, wenn alle anderen nur hämisch gegrinst hatten.
    Der Makel seufzte. Der Heilige hat sie inzwischen bestimmt zu den Erlösern gezogen. Ihre Augen leuchten nicht mehr so, wie sie es einst getan haben. Ihr Lächeln ist nicht mehr ganz so magisch und ansteckend. Ihr Vater will, dass du aufgibst und dich stellst. Er will, dass alles vorbei ist. Kein Schmerz und kein Ringen mehr, nur der Friede des Loslassens und Verklingens. Kein Kampf mehr um Leben und Bedeutung. Nicht mehr.
    Tränen rannen ihm übers Gesicht. Er verfluchte den Heiligen für das, was er all den unschuldigen Menschen in seinem Leben angetan hatte. Er wusste, dass er, wenn auch nur einer von ihnen ein in irgendeiner Form bedeutsames Leben haben sollte, zu kämpfen beginnen musste, statt für immer davonzulaufen und sich zu verstecken. Wenn er ständig vor der Gefahr davonlief und eine Sicherheit suchte, die es nicht gab, dann würde er genau wie Jacob

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