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Das Wispern der Schatten - Roman

Das Wispern der Schatten - Roman

Titel: Das Wispern der Schatten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam J Dalton
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werden– er würde demütig Leben und Charakter gegen lange Jahre grauen Einerleis und einen sanften Übergang in den Tod eintauschen.
    Er war müde und wie betäubt, aber zumindest war er jetzt entschlossen und hatte ein gewisses Ziel. Er würde gegen den Heiligen kämpfen, selbst wenn er dabei letzten Endes starb. Er würde Aspin freilassen, einfach nur, weil der Heilige ihn gefangen halten wollte. In der Beziehung waren Aspin und Jillan gleich, denn der Heilige wollte Jillan ebenfalls festnehmen und einsperren. In vielerlei Hinsicht war Jillan immer ein Gefangener des Gesetzes und der Willkür der Erlöser und ihres Heiligen gewesen. Das Reich war ein Gefängnis– wenn auch ein großes– für das Leben, den Verstand und die Seele. Genau wie er Ash vorgehalten hatte, ein Gefangener zu sein, war er selbst einer. Vielleicht war er Ash gegenüber ungerecht gewesen. Welche Wahl hatte der Waldläufer schon gehabt? Er hatte keine nennenswerte Freiheit, zumindest nicht die, eine Wahl zu treffen oder seinen Willen durchzusetzen. Jillan dagegen hatte von nun an vor zu tun, was er nur konnte, um sich den Weg freizukämpfen. Er hatte ohnehin nichts mehr zu verlieren, da er so kein lebenswertes Leben führen konnte.
    Jillan wischte sich übers Gesicht und kam zitternd auf die Beine. » Es geht mir gut«, sagte er zu Aspin und schloss die Zellentür auf. Er betrat die Zelle und probierte andere Schlüssel an den Handschellen aus, die Aspin ihm entgegenstreckte. » O nein! Keiner von ihnen passt. Aber das hier sind alle Schlüssel, die die Wachen bei sich hatten.«
    Aspin seufzte niedergeschlagen. » Danke, dass du es versucht hast. Ich glaube, der andere Soldat– der Hauptmann– hatte die Schlüssel für die Handschellen.«
    Jillan folgte den Ketten von den Handschellen zur gegenüberliegenden Wand, wo sie sicher befestigt waren. » Warte mal, lass es mich so versuchen.« Er zog Samnirs stumpfes Kurzschwert aus seinem Hemd hervor und zwängte die abgerundete Spitze in den in die Wand eingelassenen Haken. Dann stemmte er sich mit seinem ganzen Gewicht gegen den Griff, um so zu versuchen, den Haken zu lösen, und betete, dass das Schwert sich nicht verbiegen oder zerbrechen würde.
    Die Spitze rutschte ab. » Ah!« Jillan schlug mit der Stirn gegen die Wand und polterte mit der Waffe auf den Steinboden.
    » Vorsicht! Alles in Ordnung?«
    An der Klinge war Blut. Während Jillan es dümmlich anstarrte, wurde das Blut von dem Metall aufgesogen, und die matte Oberfläche begann zu funkeln. Heller und immer heller.
    » Ihr Götter! Wie es glänzt! Es ist wie die Sonne!«, sagte Aspin ehrfürchtig.
    » Ich glaube, es ist Sonnenmetall«, erwiderte Jillan staunend. » Es ist sehr wertvoll. Hier, lass es mich jetzt mit den Handschellen versuchen.«
    Das Sonnenmetall schnitt durch das Eisen, als wäre es gar nicht da.
    Jillan konnte den Blick nicht von dem Schwert abwenden. Es sang zu ihm. Und Samnir hatte es ihm geschenkt! Der alte Soldat hatte sich von dem einen Gegenstand getrennt, mit dem er sich erfolgreich gegen den Heiligen hätte verteidigen können. Samnir hatte Jillan sein Leben geschenkt! Er fühlte sich freudig erregt, schuldig, verantwortlich, dankbar und fürchterlich zugleich.
    Das Scharren eines Schritts war vom oberen Ende der Treppe zu hören. Jillan sackte das Herz in die Hose.
    Ich dachte, du wärst bereit zu sterben? Anscheinend wird das etwas schneller geschehen, als du erwartet hast.
    » Da kommt jemand«, zischte Aspin unnötigerweise und versuchte aufzustehen, aber seine Arme weigerten sich, ihm zu gehorchen. Er wälzte sich unbeholfen auf die Knie wie ein Bettler, der absichtlich verkrüppelt worden war, um besser für seinen Lebensunterhalt sorgen zu können.
    » Kommt nicht näher!«, befahl Jillan.
    Oh, wie tapfer! Das hat ihnen sicher Angst gemacht.
    Die Schritte näherten sich weiter. Finstere Schatten umfingen das Treppenhaus. Ein rotes Auge loderte bösartig daraus hervor.
    » Dachtest du, ich würde es nicht wissen, Jillan?«, fragte eine heisere Stimme aus seinen Albträumen. » Der Heilige weiß immer Bescheid. Endlich bist du mein!«

Kapitel 8
    DAHER IST DAS LEBEN EIN GEFÄNGNIS
    M ir ist übel«, murmelte Aspin, während das Ungeheuer drohend auf sie herabstarrte.
    Jillan schwenkte sein Schwert in Richtung des Heiligen. Die Luft um die Klinge schimmerte.
    » Woher hast du das, Junge? Das ist kein Kinderspielzeug. Du hast es gestohlen, nicht wahr?«
    » Es ist mein rechtmäßiger Besitz«, sagte

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