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Das Wispern der Schatten - Roman

Das Wispern der Schatten - Roman

Titel: Das Wispern der Schatten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam J Dalton
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aber in ihm war etwas, das nicht zur Ruhe kommen wollte. Es war der Makel, davon war er mittlerweile überzeugt. Der Makel war nie zufrieden und bohrte sich in ihn wie ein Wurm. Wenn er ein Messer gehabt hätte, hätte er sich selbst aufgeschlitzt und versucht, den Makel herauszuschneiden. » Schließlich ist es doch so: Aufopferung und Pflichterfüllung beschirmen das Volk vor dem Chaos, nicht wahr?«, wiederholte er bei sich. Er musste bereit sein, sich selbst aufzuschneiden, um all die zu retten, die er liebte. Es war die einzige Möglichkeit, denn sonst würde er für andere eine Gefahr darstellen und es dem Makel gestatten, sich auszubreiten.
    Sie warteten hinter der zweiten Ecke auf ihn. Irgendetwas traf ihn im Nacken, und er wurde vorwärtsgestoßen.
    » Heide!«, zischte eine Stimme hinter ihm. Es klang nach Karl.
    Jillan stolperte und musste losrennen, um auf den Beinen zu bleiben und nicht zu Boden zu stürzen. Er sah Silus mit geballten Fäusten kampfbereit vor sich stehen. Da er wusste, dass er nicht in der Lage sein würde, rechtzeitig anzuhalten, lief Jillan noch schneller und packte Silus auf Höhe der Hüfte. Der Junge fiel um und schlug mit den Fäusten wirkungslos auf Jillans Rücken ein. Als Silus landete, verschlug es ihm den Atem, und er keuchte. Jillan ließ den Kopf emporschnellen und traf seinen Gegner unter dem Kinn, sodass es Silus’ Schädel zurückriss. Dann versetzte Jillan Silus einen kräftigen Fausthieb ins Gesicht.
    Ein massiger Schatten ragte aus der Dunkelheit auf. Es war Haal. Mit einem Ächzen schwang er einen schweren Stock in einem niedrigen Bogen. Im schwachen Licht sah Jillan ihn erst kommen, als es bereits zu spät war. Der Stock traf ihn unmittelbar oberhalb des rechten Auges und schleuderte ihn hintenüber in den Schmutz. Blut lief ihm in die Augen, und er stöhnte. Er bekam einen brutalen Tritt in die Seite, aber als er sich vor Schmerzen zusammenkrümmte, gelang es ihm, das Bein des Angreifers zu packen und ihn umzureißen.
    » Mögen die Erlöser ihn verfluchen! Schnapp ihn dir, Karl! Prügle den Makel aus ihm heraus!«, rief Haal.
    Und dann brach die Verderbtheit schließlich hervor. Der Sturm, der in Jillans Verstand gefangen gewesen war, umtoste sie und begann, an ihren Kleidern zu zerren. Jillan sah nur noch rot, während blutige Blitze knisternd von ihm ausgingen. Er richtete die rohe Energie gezielt auf Karl, und der Junge schrie entsetzt auf, als sie ihn traf. Es ertönte der ohrenbetäubende Knall einer Explosion, und dann riss die Druckwelle alle zu Boden, Jillan eingeschlossen.
    Als der Nachhall verklang, war nur noch das Wimmern von Haal und Silus zu hören. Karl lag reglos da. Der Geruch von geschmolzenem Metall und gekochtem Schweinefleisch hing über ihnen.
    Jillan versuchte, sich auf die Beine zu kämpfen, und sackte kraftlos wieder zu Boden.
    Zitternde Stimmen begannen in die Nacht hinauszurufen.
    » Hierher!«, schluchzte Silus.
    » Magie!«, jammerte Haal. » Mord!«
    Jillan knurrte, und die Jungen schrien auf und wälzten sich weg. Mit vor Müdigkeit undeutlicher Stimme sagte Jillan: » Seid still, sonst töte ich euch auch noch!«
    Sie gehorchten und beobachteten ihn mit dem Blick verschreckter Tiere. Jillan stand langsam auf, kämpfte gegen eine Welle der Übelkeit an und bemühte sich, nicht ohnmächtig zu werden. Er konnte sich gerade noch ans Bewusstsein klammern, als er einen torkelnden Schritt ins Dunkel hineinmachte. Seine Augen wollten einfach nicht klar sehen, und seine Gliedmaßen gehorchten ihm nur widerwillig. Es war wie in jener Nacht, in der er beschlossen hatte, etwas vom Bier seines Vaters zu probieren. Der Magen drehte sich ihm um, und er übergab sich an der Wand des nächsten Hauses.
    » Wer da?«, fragte eine Männerstimme herausfordernd.
    Jillan stieß sich ab und taumelte zum nächsten Haus und zum übernächsten. Plötzlich hoben ihn starke Arme hoch, und der Waldgeruch seines Vaters drang ihm in die Nase.
    » Es ist alles gut. Ich habe dich. Du bist jetzt in Sicherheit«, brummte Jed.
    Dankbar ließ Jillan den Kopf auf der Schulter seines Vaters ruhen. Er hätte vor Erschöpfung weinen mögen. Die Augen fielen ihm zu.
    » Nein, nein«, flüsterte Jed, während er schnellen Schritts auf ihr Haus zueilte. » Bleib wach!« Er schüttelte seinen Sohn sanft. » Erzähl mir, was passiert ist, schnell, bevor wir nach Hause kommen.«
    Jillan wollte gar nicht daran denken, aber er konnte es nicht verheimlichen. Sie würden ihn holen

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