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Das Wispern der Schatten - Roman

Das Wispern der Schatten - Roman

Titel: Das Wispern der Schatten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam J Dalton
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Dorftrottel.
    Der Schlaf bot keine Zuflucht. Es gab nur diese raue Welt des Wachens, in der er ständig gejagt wurde. Der Heilige hatte seine Witterung aufgenommen und war ihm auf den Fersen. Jillan hievte sich das Bündel wieder auf die Schultern und schleppte sich zur Straße zurück.
    Die Wolken waren so dunkel, dass Jillan keine Ahnung hatte, welche Tageszeit es war oder ob die Nacht sich schon herabzusenken begonnen hatte. Wenigstens hatte der Regen für eine Weile aufgehört, obwohl der Himmel verhieß, dass es nicht lange dauern würde, bis er wieder einsetzte.
    So müde Jillan auch war, er war sich nicht sicher, ob er haltmachen wollte. Wenn er es tat, würde er vielleicht wieder einschlafen, und dann würden die Heiden und das Chaos in seinen Träumen erscheinen, um ihn in Versuchung zu führen und zu bedrohen. Wenn du nicht bald stehen bleibst, brichst du wahrscheinlich zusammen und rührst dich dann nie mehr.
    Er rieb sich die Augen, die sich körnig und wund anfühlten, und erhaschte im Aufschauen einen Blick auf ein Leuchten tief im Wald. Was war das? Ein neuer Geist oder Feind, der ihm Angst einjagen wollte? Er wusste, dass er es nicht ganz würde vermeiden können, aber er würde nicht so arglos in die Falle tappen wie bei Wacker. Er holte seine Bogensehne hervor und versteckte sein Bündel dann in einem hohlen Baum. Er schob die Schlinge an einem Ende der Sehne über ein Ende des Bogens, das er am Fuß eines Baumes abstützte, um sich dann langsam mit seinem ganzen Gewicht auf den Bogen zu lehnen, bis er ihn genug gebogen hatte, um die Sehne auch am anderen Ende sicher einzuhaken. Danach legte er einen Pfeil an die straff gespannte Sehne und begann so leise er konnte durch den Wald zu schleichen.
    Er ging langsam und blieb in gewissen Zeitabständen stehen, um zu lauschen und seine Umgebung abzusuchen. Das Leuchten schien sich nicht zu bewegen, was ihn erleichtert zu der Erkenntnis kommen ließ, dass es sich nicht um ein Irrlicht handeln konnte, das ihn in einen Sumpf locken wollte, um ihm die Seele zu stehlen. Der älteste Mann in Gottesgabe, Samuel, saß immer mit seiner abendlichen Pfeife auf der Veranda und erzählte allen Kindern Gruselgeschichten über die gefährlichen Winkelzüge solcher Geschöpfe des Chaos. Was hätte Jillan nicht darum gegeben, jetzt wieder dort bei den anderen Kindern zu sein und dem alten Mann zu lauschen!
    Die Bäume schienen sich vor ihm zu lichten. Er roch den Rauch eines Holzfeuers, versteckte sich hinter einem Busch und spähte daran vorbei. Ein Mann mit zerzaustem Haar war damit beschäftigt, Keile in einen umgestürzten Baumstamm zu hämmern, um so das Holz der Länge nach spalten und zu Pfosten und Brettern verarbeiten zu können. Ein Kohlenbecken brannte in der Nähe und verschaffte dem Mann ein wenig Licht, in dem er arbeiten konnte. Zusätzliches Licht fiel aus den Fenstern und der Tür einer kleinen, aber solide gebauten Hütte, die an der Rückseite der Lichtung lag.
    Der Mann, der Jillan den Rücken zugewandt hatte, wischte sich die Stirn.
    Jillan, du musst nun entweder abwarten, bis du Gelegenheit hast, dich davonzuschleichen und ein gutes Stück weit auf der Straße voranzukommen, oder du musst deine Waffe heben, bevor dieser Waldläufer deine Gegenwart spürt. Jillan trat aus seinem Versteck hervor und spannte die Bogensehne. Der Mann wirbelte sofort zu ihm herum und riss dabei den Hammer hoch, aber es lagen mindestens dreißig Schritt zwischen ihnen.
    Der Mann, der nach seiner Anstrengung etwas außer Atem war, räusperte sich und spuckte aus. » Wenn du schon mit einem Pfeil auf jemanden zielst, dann solltest du besser auch bereit sein, ihn abzuschießen. Wenn du weißt, was gut für dich ist, legst du ihn weg. Das sage ich dir kein zweites Mal!«
    Jillan zielte weiter ungerührt. » Ich bin einfach auf der Durchreise, auf dem Weg nach Erlöserparadies. Wer bist du?«
    » Und wer bist du, dass du in meinen Wald eindringst und mich bedrohst?«, rief der Mann und rannte geradewegs auf Jillan zu. Er schleuderte seinen Hammer.
    Jillan zuckte nicht mit der Wimper, als der Hammer zu Boden fiel, bevor er ihn treffen konnte. Er atmete ruhig. Sein Vater hatte ihm gesagt, dass er nie zögern sollte. Er schoss den Pfeil ab, der in gerader Linie auf das Herz des heranstürmenden Mannes zuflog. Mörder, flüsterte die Stimme in ihm.
    Doch gerade noch zur rechten Zeit duckte sich der Mann beiseite, als der Pfeil ihn zu treffen drohte, und rannte dann weiter auf

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