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Das Wörterbuch des Viktor Vau

Titel: Das Wörterbuch des Viktor Vau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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Problem.«
    Â»Dann möchte ich Sie bitten, morgen in die Klinik zu kommen und Ihren Vertrag zu unterzeichnen. Man ist dort informiert und erwartet Sie.«
    Er legte eine kleine Pause ein. »Mir fällt gerade ein, dass wir noch gar nicht über die Konditionen gesprochen haben.«
    Â»Ich bin sicher, dass Sie mich nicht übers Ohr hauen werden«, sagte Astarte mit einem nervösen Lachen.
    Â»Ich bitte Sie!« Sie konnte die Empörung in seiner Stimme hören und biss sich auf die Unterlippe. Schon wieder so ein Ausrutscher! Sie musste sich dringend mehr zurückhalten, wenn sie diesen Job nicht nur bekommen, sondern auch behalten wollte.
    Â»Ich zahle zehn Prozent über Tariflohn plus Zulagen. Ich nehme an, Sie sind damit einverstanden?«
    Â»Ja, natürlich. Das ist sehr großzügig.«
    Â»Dann will ich Sie nicht weiter stören. Wir sehen uns übermorgen nach meiner Rückkehr.«
    Er wünschte ihr noch einen guten Abend und legte auf. Astarte starrte lange auf das Telefon in ihrer Hand, bevor sie zu einer Regung fähig war. Dann brach sich die angestaute Spannung in einem fast schon hysterischen Lachen Bahn. Ihr Kopf, der vorhin noch mit quälenden Gedanken verstopft war, fühlte sich so frei und leicht an wie lange nicht mehr.
    Sie konnte es immer noch nicht fassen. Das musste gefeiert werden! Astartes Erschöpfung war wie weggeblasen. Schnell wählte sie die Nummer ihrer Freundin Martina, von der sie wusste, dass sie einer durchtanzten Nacht nie abgeneigt war.
    Sie hatte die Stelle bei Viktor Vau.
    Alles Weitere würde sich finden.

tru:
Kontakt
1.
    Hauptstadt der Union
    Der Florist schloss die Tür hinter sich und betätigte den Lichtschalter. Die Leuchtröhren flackerten einige Male, bevor sie den niedrigen Keller in ein gleißendes Licht tauchten. Das einzige Mobiliar im Raum war eine lange Werkbank, über der an einer Wandleiste verschiedene Bohrer, Sägen, Messer und Skalpelle hingen, sorgfältig der Größe nach aufgereiht. Daneben befand sich ein altes Emaillewaschbecken, dessen einst blauer Rand an vielen Stellen abgesprungen war.
    Die Wände des Raums waren frisch gekalkt und reflektierten den grellen Schein der Kaltlichtlampen. Das einzige andere bemerkenswerte Inventar des fensterlosen Gewölbes waren die eisernen Hand- und Fußfesseln, die in die Kellerwand gegenüber der Tür eingelassen waren. Und natürlich die nackte Frau, die in ihnen hing. Ihr Kopf war nach vorne gesunken, und die langen schwarzen Haare verdeckten ihr Gesicht fast ganz.
    Der Florist blieb einen Schritt vor ihr stehen. Die blutigen Streifen an ihren Armen legten Zeugnis davon ab, wie sehr sie sich gewehrt hatte. Entweder hatte er sich bei der Bemessung des Chloroforms verrechnet oder sie war widerstandsfähiger, als er gedacht hatte, jedenfalls war sie erwacht, bevor er die Eisen um ihre Handgelenke hatte schließen können. Ihr Widerstand hatte auch bei ihm Spuren hinterlassen. Er fuhr sich über den Arm, in den sie ihn gebissen hatte. Natürlich hatte er die Wunde desinfiziert, aber sie pochte immer noch.
    Der Körper seines Opfers war einwandfrei, jung, mit festen Brüsten und kaum Fett auf den Hüften. So war das Töten für ihn nicht nur eine Pflicht, sondern auch ein ästhetischer Genuss.
    Genuss traf es vielleicht nicht ganz, korrigierte er sich. Er hatte eine Aufgabe zu erledigen, der er sich mit voller Hingabe widmete. Der ästhetische Aspekt spielte dabei nur insofern eine Rolle, als er ihm die Ausführung seiner Arbeit leichter machte. Der Florist war kein Barbar. Im Gegenteil, er war den schönen Dingen durchaus zugetan und schätzte den Wert des Lebens hoch ein. So hatte er bei der letzten Volksbefragung der Dynastie zum Verbot der Abtreibung sein Kreuz, ohne zu zögern, bei der Antwort Ja gesetzt.
    Seine Aufgabe wurde davon nicht berührt. Es war eine Arbeit, die getan werden musste. Er war auserwählt worden, diesen Job auszuführen. Es war ein Befehl, dem er sich nicht widersetzen durfte.
    Er hatte es versucht, damals, als er den ersten Auftrag erhielt. Einen Menschen zu töten, das lief allem zuwider, was er als moralisch richtig und geboten empfand. Doch seine Gegenwehr hatte ihm keinen Seelenfrieden beschert, sondern viele schlaflose Nächte. Er hatte mit seinem Auftraggeber diskutiert, immer und immer wieder, bis er davon überzeugt war, dass die Arbeit getan werden und er sich

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