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Das Wörterbuch des Viktor Vau

Titel: Das Wörterbuch des Viktor Vau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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nur Glück wünschen.«
    Â»Ich Ihnen auch, Professor. Sie haben jemanden, der eine schützende Hand über Sie hält. Ich hoffe, er wird es auch weiterhin tun.«
    Mit diesen Worten stieg sie in den Laster und verschwand in der Dunkelheit. »Ich flog am nächsten Morgen nach Lomé und von dort aus hierher zurück«, beendete Viktor seine Erzählung.
    Â»Was wohl aus Leslie geworden sein mag?«, fragte Astarte.
    Â»So, wie ich sie einschätze, wird Jonathan inzwischen nicht mehr unter den Lebenden weilen.«
    Â»Aber Sie sind noch am Leben«, stellte Enrique fest. »Und jetzt sollten wir Sie so schnell wie möglich an einen sicheren Ort schaffen.«
    Thura nickte. »Ich werde Marek bitten, euch in eine unserer konspirativen Wohnungen zu bringen«, sagte sie und verließ den Raum. Wenig später kehrte sie mit dem jungen Mann an ihrer Seite zurück.
    Â»Du hast dich ja schnell eingelebt«, stellte Enrique fest.
    Â»Das hier ist genau das, wonach ich die ganze Zeit gesucht habe«, antwortete Marek mit einem glücklichen Ausdruck im Gesicht. »Kommt, ein Genosse wird uns fahren.«
    Sie verabschiedeten sich von Thura. »Ich bin Ihnen sehr zu Dank verpflichtet«, sagte Viktor. Er sah alt und müde aus. Die Strapazen der vergangenen Tage waren ihm deutlich anzusehen, und der Bericht über die Vorfälle in Dagombé schien ihn an den Rand der Erschöpfung gebracht zu haben.
    Â»Keine Ursache«, erwiderte Thura. »Sehen Sie zu, dass Sie wieder zu Kräften kommen. Uns wird schon etwas einfallen, wie wir Sie dauerhaft schützen können.«
    Viktor nickte ohne große Überzeugung. Dann folgten sie Marek auf die Straße.

diu:
Log des Protektors
1.
    Die Dinge entwickeln sich schnell.
    Als ich erfuhr, dass Viktor Vau nach Dagombé beordert worden war, hatte ich keinen Zweifel daran, dass das mit meiner Aufgabe zusammenhing.
    Ich wäre ihm selbst gefolgt, aber meine mangelnde Kenntnis des Landes ließ das ebenso wenig zu wie die Gefahr, entdeckt zu werden, der ich mich dadurch ausgesetzt hätte. Vor meiner Abreise war ich speziell für diesen Zweck mit größeren Mengen an Gold und Diamanten ausgerüstet worden, die ich in die hiesige Währung umtauschen konnte.
    Ich wollte mich nicht auf die üblichen Unternehmen verlassen, die Überwachungs- und Sicherheitsdienste anboten. Sie bestanden allzu oft aus ehemaligen Angehörigen der Streitkräfte und Geheimdienste und unterhielten oft noch gute Verbindungen zu ihren ehemaligen Herren. Das Risiko war mir zu groß, sie auf diese Weise vielleicht erst auf Viktor Vau aufmerksam zu machen.
    Im Kuppelquartier jedoch existierte so etwas wie eine Unterwelt. Nach längerem Herumfragen und großzügigen Trinkgeldern landete ich schließlich in einer heruntergekommenen Seitenstraße. Durch eine Toreinfahrt gelangte ich in einen Hinterhof, in dem ein abgenutztes Metallschild die Existenz einer »Gesellschaft für Botendienste« namens Achilles Transporte anzeigte.
    Durch eine nur angelehnte Metalltür gelangte ich in einen grün gestrichenen Flur, in dem es nach altem Öl roch. Das Treppengeländer war verrostet, und die Treppenabsätze standen voll mit allem möglichen Müll, von zerbrochenen Vasen bis zu Stühlen, denen ein Bein oder die Sitzfläche fehlte.
    Da es im Flur keinerlei weitere Hinweise auf Achilles Transporte gab, pochte ich an jede Tür, an der ich vorbeikam. Im dritten Stock wurde mein Klopfen endlich beantwortet. Ein älterer Mann öffnete mir die Tür. Sein weißes Hemd war ausgewaschen und der Kragen verschlissen. Seine graue Hose hatte Flecken. An den Füßen trug er keine Schuhe, sondern ein paar abgewetzte Filzpantoffeln. Die Augen waren hinter zwei dicken Brillengläsern versteckt.
    Â»Ja bitte?«, fragte er durch den schmalen Spalt, als er die Tür geöffnet hatte.
    Â»Guten Tag«, sagte ich. »Ich brauche ein paar gute Leute für eine längere Überwachung.«
    Â»Tut mir leid, damit befassen wir uns nicht. Wir sind ein Botenunternehmen, wie Sie unserem Firmenschild entnehmen können.«
    Er wollte die Tür wieder schließen, aber ich schob schnell meinen Fuß dazwischen.
    Â»Sie sind mir empfohlen worden.«
    Er blickte erst demonstrativ missbilligend auf meinen Fuß, dann in mein Gesicht. »Von wem?«
    Ich nannte ihm einen Namen, den man mir für diesen Fall

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