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Das Wörterbuch des Viktor Vau

Titel: Das Wörterbuch des Viktor Vau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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gegeben hatte. Er hatte mich eine ordentliche Summe gekostet.
    Der Alte zögerte immer noch. »Ich habe Sie noch nie gesehen«, sagte er.
    Â»Das ist bei neuen Kunden wahrscheinlich immer so«, erwiderte ich.
    Er zuckte mit den Schultern und öffnete dann die Tür. Ich trat in einen schmalen Flur, von dem lediglich zwei Türen abgingen.
    Â»Hier herein, bitte.« Er lotste mich durch eine der Türen in einen kleinen Raum mit einem wackeligen Tisch und zwei ebenfalls wackeligen Stühlen, bot mir einen Platz an und setzte sich mir gegenüber. Seinem misstrauischen Blick entnahm ich, dass er mir immer noch nicht über den Weg traute. Mit seiner Kleidung und dem wuchernden weißen Haar sah er eher aus wie ein verarmter Rentner als wie ein Geschäftsmann.
    Â»Ich kann Ihnen eine Reihe guter Überwachungsfirmen empfehlen«, sagte er. »Gute Leute mit untadeligem Ruf.«
    Â»Wenn ich die wollte, wäre ich jetzt nicht hier.«
    Â»Ich kenne auch einige Unternehmen, die zu einem sehr günstigen Kurs arbeiten.«
    Â»Es geht mir nicht ums Geld«, erwiderte ich. »Es geht mir um Vertraulichkeit.«
    Er musterte mich von Kopf bis Fuß. Dann schien er sich zu einem Entschluss durchzuringen.
    Â»Also gut, erzählen Sie mir Ihre Geschichte. Das heißt noch nicht, dass ich Ihnen in irgendeiner Art helfen kann.«
    Es war genau diese Art von Diskretion, nach der ich suchte. Ich schilderte ihm mein Anliegen und betonte, dass es sich dabei unter Umständen auch um Einsätze im Ausland handeln könnte.
    Nachdem ich fertig war, lehnte er sich zurück und legte die Finger zusammen. Ich glaubte, ein dezentes Leuchten in seinen Augen zu erkennen, denn das versprach ein lukratives Geschäft für ihn zu werden.
    Â»Sie wünschen eine Überwachung rund um die Uhr?«
    Ich nickte.
    Â»Und der Zeitrahmen ist vorerst unbegrenzt?«
    Ich nickte erneut.
    Â»Das kann eine kostspielige Angelegenheit werden.«
    Ich zuckte mit den Schultern. Es war Zeit für eine Frage meinerseits. »Ich würde gerne etwas Näheres über das Personal wissen, das Sie einsetzen.«
    Erneut musterte er mich, bevor er sich zu einer Antwort durchrang.
    Â»Wir arbeiten ausschließlich mit ehemaligen Militärangehörigen, die über besondere Fähigkeiten verfügen und die aus unterschiedlichen Gründen für den aktiven Dienst nicht mehr zu verwenden waren. Das heißt nicht, dass wir eine Gruppe von Kriegsversehrten sind. Es waren manchmal ganz einfach sogenannte disziplinarische Gründe, die für das Ausscheiden aus dem Dienst verantwortlich waren. Deshalb wäre es für die meisten auch schwierig gewesen, eine offizielle Lizenz zu erhalten. Also haben wir angefangen, uns selbst zu vermarkten.«
    Ich war mit seiner Schilderung zufrieden. Das war genau das, wonach ich gesucht hatte.
    Â»Für Ihren Fall habe ich bereits eine bestimmte Person im Auge«, fügte er hinzu. »Sie hat erstklassige Referenzen.«
    Â» Sie ? «
    Â»Sie haben doch sicher keine Probleme mit einer Frau?« Er lächelte. »Ich kann Ihnen versichern, sie ist eine der Besten auf ihrem Gebiet.«
    Â»Gut. Ich vertraue Ihrem Urteil.«
    Das schien ihm zu gefallen. Der Rest war nur noch eine Formalität. Ich ließ ihm Viktors Anschrift und eine Anzahlung da und gab ihm eine Telefonnummer, unter der er mich erreichen konnte. Im Gegenzug erhielt ich von ihm ebenfalls eine Nummer, die ich regelmäßig zum Stand der Überwachung anrufen konnte.
    Nur seinen Namen weiß ich bis heute nicht.
    2.
    Während Viktors Aufenthalt in Dagombé war ich auf diese Weise über jeden seiner Schritte informiert. Es war bewundernswert, wie effektiv der Alte und seine Organisation arbeiteten und welche Verbindungen sie hatten. Viktor bei der Flucht aus Dagombé zu helfen, war eine logistische Meisterleistung, zumal es keinerlei Vorwarnung gab.
    Für mich stand von vornherein fest, dass es sich bei der Raumkapsel nur um ein Komplott der Terroristen handeln konnte. Sie waren unfähig, die Gegenwart zu verändern, weil es ihnen nicht gelang, die Mehrheit der Bevölkerung hinter sich zu bringen. Deshalb versuchten sie nun, ihre abstrusen Vorstellungen in der Vergangenheit umzusetzen.
    Ich musste an meinen letzten Einsatz zurückdenken. Bevor ich Protektor wurde, war ich so naiv wie die anderen Bürger. Nach dem Beginn der Grundausbildung hatte uns Juli davon

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