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Das Wolkenvolk 01 - Seide und Schwert

Titel: Das Wolkenvolk 01 - Seide und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Soldaten und Tiger hinter ihnen in der Ferne. Nach einer Weile blieben sie atemlos stehen und lauschten in die Stille.
    » Ich bin schmutzi g «, beschwerte sich Feiqing nach einer Weile.
    Niccolo wechselte einen Blick mit Nugua. Es war das erste Mal, dass beide einer Meinung waren.
    Er blieb stehen und drehte sich zu Feiqing um. » Hast du schmutzig gesagt? «
    Der Rattendrachenschädel nickte so aufgeregt, dass sein schlabberiger Schuppenkamm wippte. » Solche Flecken gehen nie wieder raus. « Er deutete auf seinen gestreiften Bauch, der über und über mit Schlamm bespritzt war.
    » Das hätten Blutflecken sein könne n «, fauchte Niccolo. Vie l leicht war es ungerecht, all seine Wut an Feiqing auszula s sen, aber der Kerl gab einem auch allen Grund dazu. » So wie es aussieht, haben wir dir … hat Nugua uns das Leben gerettet. Und du beschwerst dich über ein bisschen Schlamm? «
    Der Rattendrache druckste herum. » Du musst ja auch nicht für den Rest deines Leben damit herumlaufen. «
    Nugua sprang breitbeinig zwischen die beiden, baute sich vor Feiqing auf und schwang den spitzen Stab. » Ich werde dir jetzt dieses Kostüm herunterschälen, dann hast du eine Sorge weniger. «
    » Nein! « , kreischte Feiqing und stolperte zwei Schritte rüc k wärts.
    » Aber es behindert dich. « Niccolo schnitt eine Grimasse. » Und denk dran, es wird schmutzig. «
    Feiqing wedelte panisch mit seinen ungelenken Armen. » Ich kann ’ s nicht ausziehen! «
    » Was? «
    » Ich kann das Kostüm nicht ausziehen! «
    Entschlossen machte Nugua einen Schritt auf ihn zu; sie hielt den Stock jetzt kurz unter der Spitze wie ein Messer. » Wir werden ja sehen. «
    » Bleib weg von mir! « Außer sich schlug Feiqing mit seinen Armen um sich und hätte dabei kaum weniger wie ein echter Drache aussehen können.
    » Lass ih n «, sagte Niccolo zu Nugua.
    Sie achtete nicht auf ihn. » Zieh dieses dumme Kostüm aus! «, schnauzte sie Feiqing an.
    » Aber ich sag doch, ich kann nicht! «
    » Natürlich kannst du. «
    » Es ist festgewachsen. Schon seit zwei … drei Jahren. «
    Niccolo drängte sich zwischen die beiden. » Festgewachsen? « Er streckte einen Finger aus und pikte damit in den weichen Drachenbauch. Die Oberfläche fühlte sich nicht an wie Haut, aber auch nicht wie Stoff oder Leder; vielmehr wie eine sonde r bare Mischung aus all dem. Er blick te zu Feiqings albernem Rattendrachengesicht auf. » Im Ernst? «
    » Wenn ich ’ s euch doch sage. «
    » Blödsin n «, grollte Nugua.
    » Aber das ist die Wahrheit! «, flehte Feiqing.
    Niccolo staunte noch, aber Nugua wirbelte bereits herum und lief weiter. » Dann bleibt er eben zurück. Was kümmert ’ s mich. «
    » Warte! « Niccolo legte bewusst alle Schärfe in seine Stimme. Zu seiner Überraschung blieb Nugua stehen. » Wir können ihn nicht einfach zurücklassen. «
    » Ach nein? « Sie neigte den Kopf, ihre Augen verengten sich. » Ich denke schon, dass ich das kann. Ich schulde ihm nämlich nichts. Genauso wenig wie dir. Ich habe gerade euch die Haut gerettet, schon vergessen? «
    » Oh, vielen Dank. Aber damit ist es nicht getan. «
    » Das sehe ich anders. «
    » Wo ich herkomme, übernimmt man Verantwortung für andere, die sich nicht helfen können. « Er deutete rasch auf Feiqing, damit sie gar nicht erst auf den Gedanken kam, er könne sich selbst meinen.
    Sie verstand es trotzdem falsch. Vermutlich, weil sie es falsch verstehen wollte. » Ich bin für niemanden verantwortlich. Nicht für dich, nicht für … das da. « Sie wies mit dem Kinn in die Richtung des Rattendrachen, der unglücklich und mit hängenden Schultern dastand, während die beiden über ihn stritten. » Nur für mich selbst. «
    Niccolo hielt ihrem Blick stand. » Wer hat dir das angetan? «
    » Was? «
    » Wer ist schuld daran, dass du so bist? «
    Sie winkte ab. » Lass mich einfach in Ruhe. « Und damit drehte sie sich um und rannte weiter.
    » Heh! « Feiqing räusperte sich und rief: » Ihr beiden sucht doch einen Drachen, oder? Einen echten, meine ich. «
    Niccolo presste die Lippen aufeinander und nickte. Im Unte r holz knackte es. Vielleicht nur ein Tier.
    Feiqing räusperte sich erneut. » Ich weiß, wo ihr einen finden könnt. «
    Nugua blieb stehen.
    Niccolo hob eine Braue. » So? «
    » Na ja, jedenfalls so ungefähr. «
    Nugua setzte sich wieder in Bewegung, ohne zurückzuscha u en.
    » Nun warte doch! «, rief Feiqing ihr hinterher.
    » Was für einen Drachen? «, fragte Niccolo. »

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