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Das Wolkenvolk 01 - Seide und Schwert

Titel: Das Wolkenvolk 01 - Seide und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Mehr von deiner Sorte? «
    Feiqing warf die Stummelarme in die Höhe und seufzte. » Einen echten Drachen. «
    » Und wo? « Niccolo war keineswegs überzeugt, dass dies zu irgendetwas führte, aber es mochte Nugua dazu verleiten, bei ihnen zu bleiben. Sie war offenbar geschickt darin, anderen aus der Patsche zu helfen. Und so wie er sich selbst kannte – und mehr noch, wie er Feiqing einschätzte –, war das eine Eige n schaft, die nur nützlich sein konnte.
    Wenn sie nur besser riechen würde.
    » Auf dem Drachenfriedho f «, sagte Feiqing.
    Nugua wirbelte herum. » Du lügst! Nicht einmal Drachen wissen, wo der liegt – jedenfalls nicht, bevor ihr Tod unau s weichlich ist. «
    » Was ist das – ein Drachenfriedhof? «, fragte Niccolo.
    » Die Drachen gehen dorthin, um zu sterbe n «, sagte Nugua, pure Streitlust im Blick. » Aber nur die Drachenkönige wissen, wo der Friedhof liegt. Und sie verraten es niemandem, außer jenen, die bald sterben werden. «
    » Ich dachte, Drachen sind so gut wie unsterblich. «
    Sie nickte. » Deshalb kommt es auch nur alle paar hundert oder sogar tausend Jahre vor, dass die Lage des Drachenfriedhofs ausgesprochen wird. «
    » Ich war dor t «, behauptete Feiqing.
    Nugua stürmte auf ihn zu, und diesmal hatte Niccolo die ungute Ahnung, dass sie dem Rattendrachen an die Gurgel gehen würde – vorausgesetzt, sie fand sie unter den knallroten Wülsten an seinem Hals.
    » Du bist ein Lügner! «
    Niccolo stellte sich beschwichtigend vor Feiqing. » Lass ihn doch erst mal ausreden. «
    » Ich bin dort gewese n «, beteuerte der falsche Drache. » Ich schwör ’ s. «
    Niccolo erinnerte sich, dass Feiqing auch geschworen hatte, sie würden ihn nie wiedersehen, falls sie ihn befreiten. Und nun sah es keineswegs so aus, als würden sie ihn in absehbarer Zeit wieder loswerden.
    » Kein Mensch hat den Drachenfriedhof je mit eigenen Augen gesehe n «, fauchte Nugua.
    » Ich schon. « Feiqing klang jetzt patzig. » Ich kann ’ s bewe i sen. «
    » Ach ja? «
    » Was glaubst du wohl, wer mir das hier angetan hat? « Er zupfte mit seinen dicken roten Fingern an dem unförmigen Drachenkostüm.
    » Ein schlechter Schneider? «, schlug Niccolo vor.
    » Der Wächterdrachen des Friedhofs. Er hat mich verflucht. «
    Nugua lachte böse. » Er hat dich in das da verwandelt? «
    » Nicht verwandelt. « Feiqing schüttelte den Kopf so heftig, dass der Schuppenkamm von rechts nach links wippte. » Aber er hat den Fluch ausgesprochen, dass ich dieses Kostüm nicht mehr ausziehen kann. Dass es mit meinem echten Körper verwächst wie eine zweite Haut. « Er schniefte, und Niccolo fragte sich, ob Feiqing allen Ernstes in Tränen ausbrach. Ob er wollte oder nicht, der tollpatschige Kerl tat ihm Leid.
    Nugua aber blieb unbeeindruckt. » Du bist in diesem Kostüm auf den Drachenfriedhof gegangen? Einfach so? Warum, bei allen Göttern, sollte irgendwer das tun? «
    Feiqing senkte den unförmigen Schädel. Seine Knollennase zitterte und tropfte wie die eines großen Hundes. » Ich weiß es nicht. Ich weiß überhaupt nichts mehr. Als er mich verflucht hat, hat er mir zugleich meine ganze Erinnerung an mein früheres Leben genommen. Alles bis zu dem Moment, in dem ich in diesem … diesem Ding durch die Wildnis gestolpert bin. Kurz darauf bin ich den Gauklern über den Weg gelaufen, und sie haben mich eingesperrt, und ich musste für sie - « Er brach ab und begann nun tatsächlich, herzzerreißend zu weinen.
    » Schluss jetz t «, sagte Niccolo. » Hört auf! «
    Nugua zeigte keine Spur von Mitgefühl. » Er würde uns jede Lüge erzählen, solange wir ihn dafür nicht hier im Wald zurücklassen. «
    » Ich glaube ih m «, sagte Niccolo.
    Sie zuckte die Achseln. » Deine Sache. «
    » Hat vielleicht jemand von euch … ein Taschentuch? «, schluchzte Feiqing.
    Nugua rümpfte die Nase. » Was ist ein Taschentuch? «
    » Das hat mit Sauberkeit zu tu n «, sagte Niccolo. » So was kennst du nicht. « Zu Feiqing meinte er entschuldigend: » Tut mir Leid, ich hab keins. «
    Der Rattendrache schnäuzte sich lautstark in die offene Hand und schüttelte den Schleim auf den Boden. Nugua machte angewidert einen Schritt zurück.
    Niccolo räusperte sich. » Schö n «, sagte er und meinte damit keineswegs das, was da vor den Füßen des Mädchens im Bachbett glänzte. » Wenn du weißt, wo der Drachenfriedhof liegt, dann kannst du uns bestimmt hinführen. Oder? «
    Feiqing schüttelte den Kopf. » Eben nicht. «
    »

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