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Das Wolkenvolk 01 - Seide und Schwert

Titel: Das Wolkenvolk 01 - Seide und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Wanderern mit einem Kerl im Drachenko s tüm über den Weg gelaufen ist, habe ich angenommen, dass ihr diejenigen seid. «
    Niccolo nickte und erntete dafür einen vorwurfsvollen Blick von Nugua. » Die Mandschu sind schon eine ganze Weile hinter uns her. Es hat einen Unfall gegeben. Ihr Anführer Lotusklaue hat uns das übel genommen. «
    Li lachte und schlug sich dabei mit einer Hand auf den Wanst. » Einen Unfall, was? Ja, das kann ich mir denken. « Sein Lachen nahm noch einmal an Lautstärke zu, dann ebbte es zu einem Grinsen ab. » Jedenfalls hätten diese Räuber den Ma n dschu fast die Arbeit abgenommen, so wie ’ s aussieht. «
    » Wir haben uns bedank t «, sagte Nugua starrsinnig. » Nun können wir ja alle wieder unserer Wege gehen. «
    Niccolo fragte sich, ob ihre Kühnheit gespielt war ode r o b sie tatsächlich alle Furcht vor dem Fremden verloren hatte. Er selbst jedenfalls hatte noch immer gehörigen Respekt vor der Scha u fellanze und dem baumdicken Arm, der sie schwang.
    » Das hier ist gefährliches Gebie t «, sagte Li. » Ihr werdet nicht weit kommen, ehe ihr der nächsten Mörderbande über den Weg läuft. «
    » Dann sind wir eben vorsichti g «, sagte Nugua.
    Niccolo überwand seinen Widerwillen, ging auf den Mann zu und streckte ihm seine Hand entgegen. » Ich heiße Niccolo Spini. Das sind Nugua und Feiqing. «
    Der Mann ergriff seine Hand und schüttelte sie, auch wenn Niccolo nicht sicher war, ob dies wirklich ein Gruß nach Art des Landes war. » Niccol o «, wiederholte der Mann und blickte in seine goldenen Augen. » Du bist nicht von hier. «
    » Nein. «
    Nugua ächzte hinter Niccolos Rücken, sagte aber kein Wort mehr. Sie hockte sich im Schneidersitz auf einen Tisch und brütete einmal mehr vor sich hin. Das Langmesser lag dabei auf ihren Knien, als fürchtete sie, es womöglich doch noch benutzen zu müssen.
    » Hier ist Essen! «, rief Feiqing aus der Küche. Niccolo war nicht sicher, ob der Rattendrache dort hinten den Ausgang oder tatsächlich Nahrung gesucht hatte.
    Li strahlte. » Sehr gut! «, donnerte er. » Dann lasst uns zusa m men essen und Vorräte einpacken. Und wir sollten den Wirt suchen. Sicher haben diese Kerle ihn umgebracht. Sorgen wir dafür, dass er ein anständiges Begräbnis nach den Regeln des Tao erhält. «
    Feiqings Drachenschädel lugte neugierig aus der Küche.
    » Was genau seid Ihr, Meister Li? «, fragte er kauend. » Ein Mönch? «
    Der breite Mann mit der Lanze leckte sich hungrig die Lippen.
    » Ich bi n «, sagte er gedehnt, » g enau der Mann, den ihr sucht. «
     
    DER SCHATTENDEUTER
     
    D er Steg des Schattendeuters war verlassen. Alessia erfuhr von den Wachtposten am Zugang, dass sie Oddantonio Carpi seit zwei Tagen nicht mehr gesehen hatten; sie wussten nicht, wo er sich seither aufhielt.
    » Mein Vater wünscht ihn zu spreche n «, sagte sie för m lich. » Wenn ihr einen Verdacht habt, wo ich ihn finden kann, dann sagt es mir. «
    Die beiden Männer wechselten einen Blick. Dann sagte der eine: » Er hat sich seltsam benommen, da draußen auf dem Steg. Wir haben ihn gefragt, ob er krank sei. Aber er ist einfach an uns vorbeigestürmt. «
    » Was meinst du mit , seltsam benommen ’ ? «
    Noch ein Blick zwischen den beiden. Der eine Mann räusperte sich. » Nun, er steht sonst oft stundenlang da und bewegt sich nicht. Er beobachtet den Schatten der Wolken, das wissen wir. Aber vor ein paar Tagen begann er … Na ja, er redete plötzlich. Mit sich selbst, glaubten wir erst. Wir sind zu weit weg vom Ende des Stegs, um ihn verstehen zu können, aber es sah aus … «
    » Wie sah es aus? «, fragte sie mit einem unguten Gefühl im Bauch.
    » Es sah au s «, sagte der zweite Wächter, » a ls spräche er mit jemandem, den nur er selbst sehen konnte. Als wäre noch jemand dort draußen auf dem Steg. «
    » Aber es war keiner da? «
    Die Männer schüttelten die Köpfe. » Niemand. «
    » Und er hat das niemals vorher getan? «
    » Nicht solange einer von uns Wache gehalten hat. Manchmal hat er vor sich hingemurmelt, aber das war alles. Diesmal … « Der Wächter druckste verlegen. » Diesmal sah es aus, als streite er mit jemandem. Anfangs hat er sich manchmal zu uns umg e schaut, aber irgendwann tat er einfach so, als wären wir nicht da. «
    » Aber ihr konntet nichts verstehen? «
    » Kein Wort. «
    Sie dankte den Männern und ging nachdenklich zurück zu ihrem Pferd. Auf dem Hof ihres Vaters hatte sie es zuletzt nicht mehr ausgehalten. Der

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