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Das Wolkenvolk 02 - Lanze und Licht

Titel: Das Wolkenvolk 02 - Lanze und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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richtige wa r «, entgegnete Xu. » Unsere Einschätzungen haben ergeben, dass – «
    Wisperwind fiel ihm ins Wort: » Wohin? «
    » Zu den Riesen. «
    Wisperwinds Schultern strafften sich. Feiqing meinte im ersten Moment, das Pfeifen habe seinen Ohren einen Streich gespielt. Jedes Kind wusste, dass die Riesen seit Jahrtausenden vom Antlitz der Erde verschwunden waren.
    » Wir glaube n «, fuhr der Gildenmeister fort, » d ass sie den Ruf an die Spürer ausgesandt haben. «
    » Du behauptest allen Ernstes, dass noch immer irgendwo Riesen existieren? «
    » Natürlich. « Der Schatten eines Lächelns huschte über Xus Züge, eine Spur von Überheblichkeit, die Feiqin g s chlucken ließ, weil er ahnte, wie Wisperwind sie aufnehmen würde.
    Aber die Schwertkämpferin blieb beherrscht. » Die Geheimen Händler wissen offenbar mehr als alle Weisen im Reich der Mitte. «
    Jetzt lächelte Xu. » Wir machen unsere Geschäfte nicht mit dem Kaiserhof oder den Mandschu. Die, mit denen wir Handel treiben, leben oft im Verborgenen – sonst wären die Geheimen Händler die längste Zeit geheim geblieben, nicht wahr? «
    » Wortklaubereien sind nicht der beste Weg, unsere Zeit zu verschwenden. « Wisperwinds Stimme hatte einen gefährlichen Unterton angenommen.
    Der Gildenmeister erwiderte ihren Blick mit seinen schwarzen Eulenaugen, dann nickte er langsam. » Wir treiben seit langer Zeit Handel mit den Riesen, wenn auch nur im Abstand von einigen hundert Jahren. Ich selbst bin nie einem begegnet und auch sonst niemand an Bord der Flotte. «
    Feiqing fragte sich, ob alle fünf Luftschiffe, die sie über dem Tal gesehen hatten, gemeinsam aufgebrochen waren . Vor den Bugfenstern war keines zu sehen, nur waldige Berglandschaft in der Tiefe und vorbeiziehende Vogelschwärme; doch die Abendstern war das Flaggschiff, und alle anderen Schiffe flogen vermutlich hinter ihr.
    » Vor tausenden von Jahre n «, erklärte Xu, » h aben sich die Riesen selbst in einen tiefen Schlaf versetzt. Sie hatten einen guten und sogar ehrenwerten Grund dafür: Ihr Hunger war größer als das, was die Welt ihnen geben konnte.
    Ein Riese wird gut und gern zweihundertfünfzig Meter groß. Kannst du dir vorstellen, Schwertmeisterin, welche Mengen an Fleisch und Pflanzen solch ein Wesen vertilgt, um bei Kräften zu bleiben? Weite Landschaften wurden zu Wüsten, weil die Riesen sie schröpften, und sie hätten die allerletzte Geißel der Welt sein können, der Grund ihres Untergangs, wenn sie ihr Dasein fortgeführt hätten wie bisher. Doch die Riesen sind keine dummen Geschöpfe, und Bösartigkeit ist ihnen fremd. Ihre Linie geht zurück auf Pangu, den Urriesen, das erste aller Lebewesen, von dem man sagt, dass er aus sich selbst die Welt erschuf. Die Riesen mögen zuletzt nicht mehr Pangus kosmische Größe besessen haben, aber in ihnen war noch immer genug von seiner unermesslichen Weisheit. Sie erkannten, dass zwar ein Riese die Welt erschaffen hatte, aber dass es auch Riesen sein würden, die sie zu Grunde richteten. So entschieden sie zu schlafen – jeder von ihnen, ohne Ausnahme. Im Schlaf würden sie nur wenig Nahrung benötigen, denn sie erwachen nur etwa alle sechshu n dert Jahre und nur für kurze Zeit. Dann essen sie so viel, wie nötig ist, und legen sich wieder in ihrem Versteck zur Ruhe. «
    Wisperwind strich ihr langes Haar zurück, was einer nervösen Geste erstaunlich nahe kam. Eine Schwertmeisterin zeigte niemals Nervosität. Feiqing stand jetzt neben ihr, dem Gilde n meister genau gegenüber, und er beobachtete sie heimlich aus dem Augenwinkel. Was Xus Worte da heraufbeschworen, war atemberaubend, aber es verstörte Feiqing, dass Wisperwind sich so offen verunsichert zeigte. Womöglich zog sie aus all dem bereits Schlüs s e, auf die er selbst noch nicht gekommen war. Und das verstörte ihn erst recht.
    » Wie lange ist es her, seit sie zuletzt erwacht sind? «, fragte sie.
    » Ich habe in den alten Schriftrollen meiner Vorfahren nachs e hen müssen: dreihundertzwölf Jahre. «
    » Das bedeute t «, mischte Feiqing sich ein, » d er Ruf, den die Spürer aufgefangen haben, kommt fast dreihundert Jahre zu früh? «
    Der Gildenmeister sah ihn nicht an. » Irgendetwas ist gesch e hen. Wenn wirklich die Riesen das Signal ausgesandt haben, und die Spürer scheinen daran keinen Zweifel zu haben, dann hat irgendetwas sie geweckt. «
    » Das kann doch kein Zufall sei n «, sagte Wisperwind.
    » Das glaube ich auch nicht. « Xu presste für einen

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