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Das Wolkenvolk 02 - Lanze und Licht

Titel: Das Wolkenvolk 02 - Lanze und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Felswänden widerhallte und einen Augenblick eisigen Schweigens zur Folge hatte. Mehrere Gesichter wandten sich mit strafenden Blicken in seine Richtung.
    » ’ tschuldigung «, krächzte er kleinlaut und wünschte sich, er könnte in seinem Drachenkostüm versinken und nie wieder daraus auftauchen.
    Nach einem Räuspern wandte sich Xu an den König der Riesen. » Wir grüßen dich, Maginog, Herrscher über das Reich der Riesen. «
    » Es gibt kein Reich der Riesen mehr «, entgegnete der König. » Schon seit vielen Zeitaltern liegt diese Stadt in Trümmern, und sie wird niemals wieder auferstehen. «
    Xu wechselte einen verunsicherten Blick mit einem zweiten Gildenmeister, dann sah er wieder den Riesen an. » Unsere Spürer haben euren Ruf vernommen, und wir sind herbeigeeilt, so schnell wir konnten. Leider hat die Zeit nicht ausgereicht, genügend Nahrung für dich und dein Volk aufzunehmen. Ein paar Schaf- und Rinderherden sind alles, was wir in der Eile beschaffen konnten. «
    Beschaffen, dachte Feiqing erbost. Die Geheime n H ändler hatten die Herden von den Hängen der Bergbauern gestohlen und ganzen Dörfern damit die Lebensgrundlage entzogen. Was die Geheimen Händler genau genommen zu Gemeinen Dieben machte. Und da fällten sie über ihn ein Urteil?
    » Mein Volk ist hungrig «, sagte Maginog, der Riesenkönig. » Aber nicht deshalb haben wir euch gerufen. Das Chi der Erde ist in Aufruhr, und dies ist nicht allein unser Tun. «
    Xu hob verwundert das Kinn. » Aber es war doch euer Ruf, den wir hörten. «
    » Das Chi ist in Aufruhr «, sagte der König erneut. » Wir haben sein Beben verstärkt, damit eure Spürer es wahrnehmen können und seine Fährte zu uns zurückverfolgen . Aber der wahre Grund für das Beben liegt anderswo, nicht hier in dieser Schlucht. Wir Riesen sind aus dem Stoff der Erde gemacht, niemand ist ihr so nah wie wir, erst recht an einem Ort wie diesem. Wir sind nur die Ersten, die es wahrgenommen haben. Andere werden folgen. «
    Die Gildenmeister tuschelten verhalten. Feiqing fing einen Seitenblick von Wisperwind auf. Am liebsten hätte er hinausg e brüllt: Es ist der Aether! Er trägt die Schuld daran! Das war mehr als eine Vermutung, er war ganz sicher. Die einzige Schwierigkeit war, dass er nicht wusste, wie all das zusamme n hängen mochte: die Vernichtungspläne des Aethers, die Erschütterungen der Erdkraft, selbst das Verschwinden der Drachen. Dass es eine Verbindung gab, daran zweifelte er nicht. Doch wo lag der Punkt, an dem sich all diese Ereignisse überschnitten?
    Dies war das Rätsel, das es zu lösen galt, und etwas sagte Feiqing, dass dahinter zugleich der große Trumpf steckte, den der Aether in der Hinterhand hielt und den bislang noch ni e mand hatte kommen sehen.
    Gildenmeister Xu ergriff erneut das Wort. » Was, wenn nicht Nahrung, erhofft ihr euch von uns? Mit welcher Ware können wir euch dienlich sein? « Selbst jetzt war Xu noch ganz Kau f mann, ein Geheimer Händler durch und durch.
    » Mit Wissen «, entgegnete Maginog mit dröhnender Stimme. Hinter ihm im Dunkeln hob das Flüstern der übrigen Riesen zu einem Brausen an und verebbte wieder.
    » Wissen? «, fragte Xu.
    Ein zweiter Gildenmeister stimmte mit ein: » Welches Wissen könnten die Geheimen Händler besitzen, das den Riesen in all ihrer Weisheit fehlt? «
    Das Titanengesicht des Königs beugte sich mit einem Kni r schen näher heran. Noch immer war Feiqing nicht sicher, ob die Haut des Riesen nur aussah wie Gestein oder tatsächlich welches war.
    » Was geschieht dort draußen in der Welt? «, fragte Maginog. » Etwas Unheilvolles ist im Gange. «
    Die Gildenmeister wechselten Blicke.
    Wisperwind schob sich zwischen den Männern nach vorn. In einer gleitenden Bewegung huschte sie an die Spitze der Delegation. Feiqing erwartete, dass Kangan einschreiten und sie maßregeln würde, doch der Hauptmann blieb, wo er war, und hob nur eine Augenbraue, eher interessiert als verärgert.
    » Die Welt stirbt! «, rief Wisperwind dem Riesen entgegen. » Das ist die Wahrheit und das Wissen, nach dem ihr sucht. Die Welt ist nur noch einen Fingerbreit davon entfernt unterzug e hen. «
    Ein Rasseln ertönte aus dem schwarzen Schlund des Königs, wie ein scharfer Luftzug in tiefen Felsgrotten. Xu flüsterte Wisperwind empört etwas ins Ohr, aber sie achtete nicht auf ihn. Statt in den Pulk der Delegierten zurückzutreten, machte sie noch einen weiteren Schritt nach vorn, bis sie fast am Abgrund der Mauerkante

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