Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant
Zwist zwischen Drachen und Händlergilden herrschte: Einstmals hatten die Geheimen Händler versucht, Angehörige der Drachenclans einzufangen, um sie meistbietend zu verkaufen.
Yaozis mächtiger Schwanz peitschte über die Felsplattform. Nugua hatte ihn selten angespannter erlebt. Auch die beiden anderen Drachenkönige, die dem Gedankenruf der Torwächter an die Oberfläche gefolgt waren, machten keinen Hehl aus ihrer Abneigung.
Der eine war Zugolu, der Herrscher des Westens, Anführer jenes Clans, der als Erster das Geheimnis der Himmelsberge und die Pläne des Aethers enthüllt hatte. Er war nicht so alt wie Yaozi, obgleich auch er mehr als tausend Jahre gesehen hatte. Im Gegensatz zu den meisten anderen Drachen war Zugolu nicht golden, sondern blau wie ein klarer Sommerhimmel - ein Blau, das strahlend hell aus sich selbst heraus leuchtete, so dass manchmal Vögel gegen seinen Leib prallten, ohne zu ahnen, wie ihnen geschah. Zugolus goldene Augen, die sonst gütig und verständnisvoll blickten, waren zornig zusammengezogen. Seine türkisfarbene Mähne, ebenso wallend wie die von Yaozi, hatte sich zu feindseligen Zacken aufgestellt.
Der dritte Drachenkönig, der sich vor dem Portal der Dongtian eingefunden hatte, war Maromar, der Fürst der Drachen des Ostens. Er fauchte hasserfüllt, während er die reglosen Luftschiffe beobachtete. Die Strahlkraft seiner goldenen Schuppen übertraf die seiner Artgenossen bei weitem. Selbst Yaozi wirkte blass an seiner Seite und Nugua wurde bewusst, wie sehr ihr Freund während des vergangenen Jahres gealtert war. Im Vergleich zu Yaozi war Maromar beinahe noch ein Jüngling, gerade einmal vierhundertfünfzig Jahre alt, was sich an der Kürze seiner Mähne zeigte, aber auch an der flinken Beweglichkeit seines Schlangenleibs. Die Geweihe auf den Schädeln von Yaozi und Zugolu waren so groß und verästelt wie uralte Bäume. Maromar hingegen besaß nur ein einzelnes Horn, gerade gewachsen und spitz wie das einer Antilope. Es musste eine furchtbare Waffe sein und trotz seiner Jugend rankten sich vielerlei Gerüchte um Maromars Geschick im Kampf.
Die Drachenkönige, drei der mächtigsten Geschöpfe des Reichs der Mitte, jeder über hundert Meter lang, blickten auf eine Gruppe von Menschen herab, winzig im Vergleich zu ihnen und doch wagemutig genug, das Wort an die Herrscher des Drachenvolks zu richten.
Nugua saß in Yaozis Krone, halb verborgen in den Schatten des Hörnergewirrs, und versuchte zu verstehen, was die vier Männer dort unten zu sagen hatten. Drachen haben gute Ohren und scharfe Augen, ganz abgesehen von ihren empfindlichen nichtmenschlichen Sinnen. Nugua hingegen musste sich damit zufriedengeben, Satzfetzen aufzuschnappen und aus den Entgegnungen der Drachenkönige Bedeutungen abzuleiten.
Die Eulenaugen der Männer jagten ihr einen Schauder über den Rücken. Stechend war ihr Blick, düster und durchdringend unter den buschigen, aufgeschwungenen Brauen. Nugua, die geglaubt hatte, längst alles Wichtige über die Menschen erfahren zu haben, begriff nun, dass es vor allem die Augen waren, die etwas über ihren Besitzer verraten konnten. Die Raubvogelaugen der Geheimen Händler wahrten alle Geheimnisse und lagen wie Masken vor ihren Absichten.
Die vier Händler trugen weite Pluderhosen, seidene Hemden und lange Umhänge. In ihr Haar hatten sie Federn gesteckt, womöglich als Zeichen ihres Ranges. Waffen besaßen sie keine, aber auf den zwei Dutzend Luftschlitten, die über der Plattform kreisten, hielten Soldaten ihre Armbrüste schussbereit.
Trotz ihres finsteren Auftretens behaupteten die vier Gildenkapitäne, als Verbündete im Kampf gegen den Aether gekommen zu sein. Mit Erstaunen und wachsender Sorge hatten Nugua und die drei Drachenkönige vernommen, dass die Händler offenbar genaue Kenntnis besaßen über das, was in den Tiefen der Dongtian vor sich ging.
Als die Sprache schließlich auf eine Armee von Riesen kam, die unter der Führung ihres Königs Maginog auf dem Weg in die Himmelsberge war, drohten die Drachenkönige die Geduld zu verlieren. Insbesondere Maromar schien darauf bedacht zu sein, einen raschen und heftigen Kampf mit den Händlern zu provozieren. Er beschimpfte die Männer offen als Lügner, die einmal mehr den Versuch machten, Angehörige seines Volkes einzufangen und ihre Zähne, ihre Schuppen, sogar ihr Fleisch an Magier und Quacksalber im ganzen Land zu verkaufen.
Nugua aber zögerte mit einem vorschnellen Urteil über die Geheimen
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