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Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Titel: Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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fragte sie bitter.
    »Damit du nicht stirbst.«
    »Die Juru kommen immer näher. Und was werden sie finden, wenn es ihnen gelingt, in die Grotte einzudringen? Dutzende Drachen, die allesamt in Trance versunken sind und sich nicht wehren können, wenn sie über sie herfallen. Glaubst du wirklich, die paar Drachen draußen in den Höhlen und am Eingang könnten sie aufhalten?«
    Yaozi betrachtete sie schweigend mit dem einen riesigen Goldauge, das wie ein Vollmond über ihr schwebte.
    Wütend stampfte sie den Lanzenschaft auf, hilflos in ihrer Verzweiflung und Trauer. »Und du widersprichst mir nicht mal!«
    »Soll ich dich denn belügen?«
    »Du hast einmal zu mir gesagt, dass ich immer bei euch sein darf. Erinnerst du dich?«
    »Damals wusste ich noch nicht, was geschehen würde.«
    »Ihr seid einfach verschwunden, du und alle anderen. Als ich nicht wusste, was aus euch geworden ist, da dachte ich, dass das noch schlimmer wäre als die Gewissheit, dass keiner von euch mehr lebt. Aber jetzt weiß ich, dass das Unsinn war. Heute sehe ich all diese toten Drachen hier in der Höhle ... Drachen, die meine Brüder und Schwestern waren ... und ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen als diese absolute Gewissheit, dass sie nie wieder leben werden.« Sie schluchzte, als endlich die Tränen zum Vorschein kamen, die sie so lange zurückgehalten hatte. »Ihr seid meine Familie, Yaozi. Und ich ... ich verliere euch gerade zum zweiten Mal. Aber heute weiß ich eines ganz sicher: Wohin ihr auch geht - diesmal gehe ich mit euch.«
    Er stieß eine Wolke Goldstaub aus, puren Aether, der sich sofort verflüchtigte und die Macht ihres Feindes stärkte. Sein Fühler bewegte sich wieder auf sie zu, berührte sanft ihre Stirn. »Ich wollte dir all das ersparen, Nugua. Und ich will aufrichtig sein: Es hat nie große Hoffnung gegeben, dass dies hier ein anderes Ende nehmen könnte. Der Aether ist zu mächtig geworden. Wir Drachen sind dafür verantwortlich. Ohne uns würde es keinen Aether geben. Also ist es unsere Pflicht, alles zu tun, was in unserer Macht steht, um ihn aufzuhalten.«
    »Aber das könnt ihr nicht! Sieh dich doch um!«
    »Ich bin alt, Nugua, aber nicht blind.«
    »Wenn ihr nicht von hier fortgeht, dann werde ich das auch nicht tun. Ich bin eine von euch, ob dir das gefällt oder nicht!«
    Sein Auge glänzte, aber diesmal lag es nicht an dem Gold darin.
    »Ich gehe nicht von hier fort«, sagte sie noch einmal. Sie wusste nicht mehr, was richtig war oder vernünftig oder klug. Und sie wollte auch gar nicht länger darüber nachdenken.
    »Was ist mit dem Jungen?«, fragte Yaozi. »Willst du ihn nicht wiedersehen?«
    Ihre Hände glitten am Schaft der Götterlanze hinab, während sie langsam auf die Knie sank. Sie suchte nach Worten, aber alles, was sie darauf hätte antworten können, stand im Widerspruch zu ihrer Entscheidung. Schlimm genug, dass sie Yaozis Argumenten nicht gewachsen war - sie wollte nicht auch noch mit ihren eigenen konfrontiert werden.
    »Du liebst ihn«, stellte der Drache fest.
    Ihr Gesicht ruckte nach oben. »Ich weiß nicht mal, was das ist ... Liebe. Nicht solche Liebe. Alles, was ich bisher davon gesehen habe, ist ein Fluch, der auf Niccolo und Mondkind liegt. Und ich will ganz bestimmt nicht verflucht sein.« Aber vielleicht bin ich das ja schon, dachte sie. Und zugleich fühlte sie sich schuldig, weil überall um sie herum die Drachen starben und sie an so etwas Albernes wie Liebe dachte.
    »Es ist wichtig, dass du es dir eingestehst«, sagte Yaozi.
    »Nicht jetzt.«
    »Gerade jetzt. Wenn du selbst es nicht wahrhaben willst, wie willst du ihm dann jemals gestehen, was du für ihn empfindest?« »Das hier ist nicht der richtige Zeitpunkt, um -«
    »Es wird keinen besseren mehr geben. Und hast du nicht gesagt, dass wir deine Familie sind? Ist es dann nicht mein gutes Recht, dir einen Ratschlag zu geben?«
    »Aber es spielt keine Rolle mehr, verstehst du das nicht?«, brüllte sie ihn an, während der Schatten der Purpurnen Hand auf ihrer Brust erneut zu schmerzen begann. »Wir sterben alle. Die ganze Welt stirbt!«
    »Und du gibst dich einfach geschlagen?« Der goldene Fühler pendelte vorwurfsvoll vor ihrem Gesicht. »Das ist nicht die Nugua, die ich großgezogen habe. Erst gibst du den Jungen auf, dann dich selbst, sogar die ganze Welt. Würden alle Drachen so denken wie du, dann hätte der Aether längst gesiegt.«
    Sie presste die Lippen aufeinander, weil sie einsehen musste, dass er Recht

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