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Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant

Titel: Das Wolkenvolk 03 - Drache und Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Wirrwarr aus Botschaften und Hilferufen. Mein König Maromar ist tot oder schwer verletzt. Zugolu versucht die magische Barrikade um das Riesenherz aufrechtzuerhalten. «
    »Was ist mit Yaozi? Nugua könnte bei ihm sein.«
    »Er lebt. Und gibt Befehle. Falls Nugua wirklich in der Herzkammer ist, dann ist sie in seiner Nähe am sichersten. «
    Niccolo rieb sich mit der Hand durchs Gesicht. »Am sichersten wäre sie, wenn sie hier bei uns wäre.«
    »Nicht mehr lange«, widersprach der Drache. »Sie kommen näher. Was auch immer sie suchen - einige scheinen auf dem Weg zu uns zu sein.«
    War es möglich, dass der Aether noch immer ein Interesse an Mondkind hatte? Oder gar an ihm, an Niccolo? Sandte er deshalb eine Horde Juru zu ihnen herauf? Er war zu erschöpft, um das bis ins Letzte zu durchdenken. Es kam ihm vor, als könnte er nur noch reagieren, nicht mehr selbstständig handeln und Entscheidungen treffen.
    Wann er zuletzt geschlafen hatte, wusste er schon gar nicht mehr. Es konnte nicht viel länger als einen Tag und die halbe Nacht her sein, aber nach den Strapazen der letzten Stunden fühlte es sich an, als wäre er seit einer Woche auf den Beinen.
    Plötzlich wünschte er, Nugua wäre hier. Gemeinsam hatten sie den Mandschu und den Gefahren der Wildnis getrotzt. Er vermisste ihre Entschlossenheit, die Gewissheit, dass sie immer zu wissen schien, was zu tun war, ganz gleich wie verzweifelt die Lage auch war. Sie fehlte ihm als seine Gefährtin. Als beste Freundin.
    Stattdessen war sie nun dort unten auf sich allein gestellt. Selbst wenn sie nicht den Juru zum Opfer fiel - welche Chance hatte sie inmitten eines wogenden Durcheinanders aus Dutzenden Drachenleibern, hundert Meter lange Giganten, die sich über- und untereinander wälzten, während Tausende Felsenwesen über sie hinwegtobten?
    Er wollte sich das nicht näher ausmalen, weil allein der Gedanke daran ihn zu lähmen drohte.
    »Xixati«, sagte er mit einer Entschiedenheit, die sich wie eine einzige große Selbsttäuschung anfühlte, »kannst du uns von hier fortbringen? Mondkind und mich?«
    Der Drache, noch immer ganz benommen vom Chaos fremder Gedankenfetzen, stieß eine Wolke Aetherdunst aus. »Wohin sollte ich euch bringen? Oben im Tal tobt die Schlacht zwischen den Geheimen Händlern. Noch leben einige der Wächter am Tor, aber in ihren Gedanken sehe ich nichts als Feuer, das vom Himmel regnet. Und immer mehr feindliche Soldaten erreichen das Portal und greifen meine Brüder an. Dort oben ist es nicht sicherer als unten in der Herzkammer. Und wenn Pangu erst erwacht -«
    »Aber irgendwas müssen wir doch tun!«
    »Uns verteidigen. Das ist alles.« Xixatis Stimme klang jetzt tiefer als zuvor, fast wie die eines alten Drachen. »Den Juru zeigen, dass wir nicht zu jung und nicht entbehrlich sind. Und dass es ihr Blut sein wird, das über die Felsen fließt, nicht unseres.«
    Niccolo warf einen Blick zurück zur schlafenden Mondkind und dem Schwert, das auf ihrem Körper inmitten der weißen Seidenflut ruhte. Im goldenen Schein der Drachenschuppen sah sie aus wie die Statue einer Toten auf einem Heldengrabmal.
    »Kannst du sie aufwecken?«
    Xixati verneinte. »Sie wird ganz von selbst erwachen, wenn die Zeit dazu gekommen ist.«
    »Die Juru werden sie im Schlaf töten!«
    »Nicht wenn wir es verhindern können. Denk daran, du führst die Waffe eines Unsterblichen.«
    Niccolo senkte den Blick. »Ehrlich gesagt ist sie da, wo sie jetzt liegt, besser aufgehoben als in meiner Hand.«
    Der Drache stieß ein bitteres Lachen aus. »Du solltest mehr Vertrauen in deine Fähigkeiten haben. Und in die Macht eines Götterschwertes.«
    »Aber ich bin kein Kämpfer.«
    »Wenn die Juru kommen, um das Mädchen zu töten, dann wirst du einer sein.«
    Langsam hob Niccolo den Kopf. »Wir werden nicht zulassen, dass sie ihr ein Haar krümmen, nicht wahr?«
    »Ganz bestimmt nicht«, entgegnete Xixati.
    Niccolo hatte einmal das Versprechen, andere zu beschützen, gebrochen - jetzt würde er lieber sterben, als das ein zweites Mal zu erleben. »Um nichts in der Welt lasse ich zu, dass sie ihr wehtun.«
    Der Drache fletschte die Zähne. »Nicht einmal, wenn die Welt um uns untergeht!«
    Niccolo glitt zu Boden und lief zurück in die Höhle. Als er das Schwert von der schlafenden Mondkind hob, verharrte er für einen Augenblick und küsste sie auf die Stirn. Dann schloss er beide Hände um die Waffe. Der Griff lag warm und angenehm leicht in seiner Hand. Silberdorn war bereit.

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