Das Wort des Hastur - 12
ihnen, sprang bald hierhin, bald dorthin und schnüffelte an allem, was ihm über den Weg kam. Romillira teilte in Gedanken alles, was der kleine, neugierige Welpe wahrnahm.
Die Sonne malte gerade ein feuriges Abendrot an den Himmel, als plötzlich ein junger Verrin -Falke auf sie herabstieß. Seine Flügel wurden zum Zeichen flammender Zerstörung, als er über ihnen kreiste, um dann auf sie herabzustürzen.
Romillira und ihre Mutter schrien entsetzt auf, hielten die Arme vors Gesicht und versuchten so, die tödlichen Krallen abzuwehren, die über ihren Köpfen die Luft zerteilten. Sher rannte winselnd zu Romillira und fand zwischen ihren Füßen kauernd Schutz.
Unterdessen suchte Stephan verzweifelt nach einem sicheren Platz. Gleichzeitig stellte sein Laran die Verbindung zu dem Falken her, aber unwillkürlich schreckten seine Sinne vor dem Vogel zurück, der von einem vernichtenden Wahnsinn befallen war. Der durchaus artgemäße Blutdurst des Raubvogels war zu einem alles verzehrenden Haß auf Stephan und seine Familie gesteigert worden.
»Versucht bis zu den Felsen zu kommen! Die bieten uns etwas Schutz!« rief er ihnen zu und drängte sie in Richtung der Felsblöcke, unter deren Vorsprung sich eine höhlenartige Vertiefung auftat. Romillira nahm Sher auf den Arm und kletterte hinein, während der aufgestachelte Falke erneut zur Attacke ansetzte.
Seine scharfen Klauen rissen Stephans Rücken auf, und Romillira konnte spüren, mit welcher Gewalt, Wut und Empörung das Laran ihres Vaters zurückschlug.
Auch Mallira griff den Vogel voller Zorn und Ekel an. Verschwinde! befahl ihr Laran. Verschwinde, du Mißgeburt! Die breiten Schwingen des Falken schlugen heimtückisch, als er zu seinem nächsten Angriff flog. Mallira schüttelte im Zorn die Faust. »Verschwinde endlich!«
Selbst Sher winselte aufgeregt, und Romillira konnte spüren, wie die Saat des Zorns in der kleinen Welpenseele aufging, als sein Gekläff immer bösartiger wurde.
Aber natürlich! Das erklärt alles! Der Falke und Sher nehmen den Zorn von Mutter und Vater auf. Das also hat der Falkenmeister dem Vogel beigebracht. Zorn nährt sich selbst, und einmal entfacht wütet er wie ein verheerender Waldbrand. Dieser arme, wunderbare Vogel! Die Erkenntnis traf sie wie ein Blitz. Sogleich versuchte sie, Wellen des Trostes und der Besänftigung auszusenden.
Sei mir willkommen, mein Freund, begrüßte ihr Laran den wütenden Falken. Friede sei mit dir. Falken und Menschen waren stets Freunde.
»Streckt Euren Arm aus«, rief sie ihrem Vater zu, ohne dabei den Kontakt zu dem Falken abreißen zu lassen. »Begrüßt ihn, er ist unser Freund.«
Ihre Eltern begriffen sofort, was Romillira meinte, und begegneten nun ihrerseits dem Vogel mit Güte und Verständnis.
Der Falke kreiste erneut, aber mit ihrem Laran konnten sie spüren, wie er zum ersten Mal unentschlossen war und im letzten Augenblick abdrehte. Aber kaum schien sich sein Zorn zu legen, da tauchten zwei weitere aufgehetzte Falken auf und rissen auch ihn wieder in den Strudel von Vardomes fanatischer Rache.
Stephan tat alles was er konnte, um seine Familie zu schützen, und bekam dabei die volle Wucht der Angriffe ab. Mit den Armen bedeckte er Augen und Gesicht und versuchte gleichzeitig, gegenüber dem Vogel Ruhe zu bewahren.
»Stephan!« schrie Mallira, »dort – der Falkenmeister! Er kommt selbst und treibt sie weiter an.«
Ich weiß. Beachte ihn nicht. Wir müssen den Vögeln auch weiterhin freundlich gesonnen bleiben. Das ist jetzt unsere einzige Hoffnung.
»Ja, du hast recht!« erwiderte Mallira und begrüßte auch die anderen Verrin -Falkenmit ihrem Laran.
Vardome erschien und raste vor Zorn. »Jetzt sollt Ihr selbst spüren, was es heißt zu leiden, MacAran! Dies ist die Rache meines Großvaters, und noch im Tod sollt Ihr daran denken!«
Er hob eine Handvoll Steine auf und startete seinen Angriff. Allerdings zielte er, geblendet von seinem Zorn, schlecht, so daß die meisten Würfe ihr Ziel verfehlten. Dennoch trafen einige äußerst schmerzhaft. Romillira schrie auf, als ein scharfkantiger Stein auf ihrem linken Schienbein eine klaffende rote Wunde hinterließ.
»Avarra steh uns bei! Er wird uns alle umbringen!« rief Mallira, als ein faustgroßer Steinbrocken Stephan an der Schläfe traf und er daraufhin langsam zu Boden sackte.
»Verdammt!« Vardome zog den Kopf ein, als ein Verrin -Falke gefährlich nah an ihm vorbeistieß.
Mallira stand vor Entsetzen starr und sah, wie das
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