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Das Wort des Hastur - 12

Das Wort des Hastur - 12

Titel: Das Wort des Hastur - 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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keine Söhne mehr schenken.«
    »Das ist wohl wahr«, räumte der alte Hastur ein. »Lieber einen Emmasca als gar keinen Enkel. Obwohl es im Rat genügend alte Käuze gibt, die genau das Gegenteil behaupten würden.«
    »Denen kann ich ganz und gar nicht zustimmen«, erklärte Dom Maurizio, der selber schon ein halbes Dutzend Emmasca -Enkel hatte und sie alle aufrichtig liebte. Auch der alte Hastur seufzte und gab zu, daß vieles für Maurizios Sichtweise spräche. Und so verständigten sich die beiden Großväter und veranlaßten, wenn auch widerwillig, ihre Söhne, die Hochzeit für Valeria und Jeremy auszurichten.
    Die alte Domna Camilla sprach daraufhin mit beiden kein einziges Wort mehr und weigerte sich standhaft, bei der Trauung zu erscheinen. Man hörte sie sagen, sie hätte es nie für möglich gehalten, daß ein Hastur sein persönliches Glück über das Wohlergehen des Clans stellen würde. Und bis zu ihrem Tod fünf Jahre später verbat sie es sich, daß Valeria in ihrer Gegenwart empfangen werden durfte. Natürlich gab es auch andere Stimmen, besonders unter den aufmüpfigeren Vertretern der jüngeren Generation; für sie wurden Valeria und Jeremy fast schon zu Symbolfiguren, die gegen die verstaubten Traditionen aufbegehrten.
    Jedenfalls wurden die beiden in aller Form und Feierlichkeit von den Oberhäuptern ihres Clans getraut; der Bewahrer von Arilinn übernahm, allerdings äußerst widerstrebend, die Rolle des Brautführers. Er sah ›so glücklich wie ein Emmasca bei der Trauung‹ aus – ein Sprichwort, das bei dieser Gelegenheit entstand und lang zitiert wurde. Der Bewahrer beteuerte später immer wieder, daß ihn keine Schuld an dem treffe, was auf die beiden noch zukommen sollte; und niemand hätte ihm ernsthaft Vorhaltungen machen können. Es gab aber genügend Leute, die meinten, daß Armilla an der Trauung nicht hätte teilnehmen und so den Eindruck erwecken sollen, sie stimme dieser Heirat zu. Das hatte sie in Wahrheit auch nie getan, aber das ging in der allgemeinen Aufregung unter.
    Die ersten drei Jahre der Ehe verliefen glücklich, obwohl das erstgeborene Kind tatsächlich ein Emmasca war, worauf das junge Paar immer wieder mit ernster Miene und betrübtem Kopfschütteln daran erinnert wurde, daß man es ihnen doch gleich gesagt hätte. Aber weder Jeremy noch Valeria schienen davon sonderlich beeindruckt oder gar zur Vernunft gekommen zu sein; sie erfreuten sich auch weiterhin ihres jungen Eheglücks und beachteten die anderen nicht.
    Im darauffolgenden Jahr brach in den Bergen wieder Krieg aus, so daß Jeremy häufig von zu Hause fort war. Vielleicht hoffte der alte Hastur sogar insgeheim, daß Jeremy sich inmitten der Kriegswirren einmal vergessen und einen Nedestro -Sohnzeugen würde.
    Dem war aber nicht so, oder zumindest wurde davon nie etwas bekannt. Der Krieg ging bereits ins dritte Jahr, als es hieß, Valeria sei endlich wieder schwanger. Man ließ sofort eine Leronis kommen, um das Kind zu untersuchen – eine durchaus vernünftige Vorsichtsmaßnahme bei einer Frau, die bereits ein Emmasca -Kindzur Welt gebracht hatte, das nie das Erbe von Ardais oder Hastur antreten konnte, so sehr es auch sonst geliebt wurde. Schließlich sickerte durch, – wahrscheinlich, weil die königliche Hebamme im Suff etwas ausgeplaudert hatte – daß Valeria einen gesunden Jungen erwartete.
    »Du sollst aber wissen«, erklärte Jeremy, als er an jenem Abend an Valerias Seite saß und ihr die Hand hielt, »daß ich dich auch dann lieben würde, wenn du mir keine Söhne schenken könntest.«
    »Nun hör sich das einer an!« spottete Valeria. »Weißt du denn nicht, daß im Rat ganze Heerscharen von Dummköpfen beiderlei Geschlechts sitzen, die schon Stoßgebete zum Himmel schicken ich solle entweder einen gesunden Sohn zur Welt bringen oder anderenfalls besser gleich im Kindbett sterben, damit ich dir nicht länger im Weg bin? Schließlich hat jeder Hastur-Erbe nur eine dringliche Aufgabe zu erledigen, nämlich seiner Domäne den nächsten Erben zu bescheren.«
    Jeremy drückte ihre Hand noch etwas fester und wiederhole: »Ich liebe dich auch ohne Erben.«
    »Aber, aber, mein Herr und Gebieter«, neckte ihn Valeria in gespielter Entrüstung weiter. »Wie könnt Ihr es nur wagen, so etwas laut zu äußern? Was würde wohl die Königin Mutter dazu sagen?«
    Woraufhin Jeremy ihr recht vulgär erklärte, was die Königin Mutter ihn könne – zum Glück hatte dies außer Valeria, die seine Ansicht

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