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Das Wort des Hastur - 12

Das Wort des Hastur - 12

Titel: Das Wort des Hastur - 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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ein Jahr und mehr allein mit der Aufnahme des Pflanzenbestandes dieser Gegend beschäftigen. Ich bin dafür, daß wir hier warten.«
    Wandirr nickte und schaute durch das Feuer zu Deuu hinüber. »Und wenn wir solange warten, wie jemand nach Thendara und zurück braucht, bleibt uns dann noch genug Zeit, um den heiligen Platz zu erreichen?«
    Deuus Fell kräuselte sich, was Ablehnung zum Ausdruck brachte. »Jetzt Jahresplatz – nur bei Sonnenwende. Jetztzeit, ihr Fremdweltler – « und dabei gestikulierte er, als ob dieses Wort eine dämonische Bedeutung besäße, »ihr zurück. Nur das Volk kann sehen das Schimmerfeld. Andere verbrennen.«
    Lians Nackenhaare stellten sich auf, als sie erkannte, wie ernst es dieser Kreatur war. Vasco-Mikhail Donato packte Deuu unwirsch an den Schultern.
    »Ihr wollt wohl alles für euch allein behalten?« Deuu winselte vor Schreck, als Donato ihn zu sich hoch riß und gefährlich nah ans Feuer hielt. »Aber daraus wird nichts. Avarra und ihre Werke gehören meinem Volk, nicht deinem!«
    Lian war bereits zur Seite gesprungen, als Donato aufblickte. Es zuckte unwillkürlich in ihrem schwertführenden Arm, als sie dem Waffenträger in die bleichen Augen starrte.
    »Und was gedenkst du nun zu tun, Amazone?« In seiner Stimme lag wieder diese herausfordernde Selbstgefälligkeit. »Du bist ziemlich kaltschnäuzig, aber deswegen jagst du mir noch lange keinen Schrecken ein!« Mit zur Schau getragener Lässigkeit setzte er Deuu ab, behielt dabei aber Lian stets im Auge.
    Sie erwiderte unerschrocken seinen Blick. Bereits am ersten Tag ihrer Expedition hatte sie festgestellt, daß Donato zu jenen altmodischen Männern von Darkover gehörte, die so viele der Freien Amazonen veranlaßt hatten, dem anderen Geschlecht zu entsagen. Was sah er in ihr? Eine Kriegerin oder nur eine großgewachsene, kräftige Frau mit kurzgeschorenen braunen Haaren und wenig femininen Gesichtszügen? Sie zwang sich dazu, nicht nach dem Köcher zu greifen, der in Wahrheit als Scheide für das große Schwert diente, das sie – entgegen dem Gesetz – mit sich trug.
    »Ob wir nun bleiben oder weitermarschieren, wir brauchen auf jeden Fall unseren Führer«, sagte sie gelassen. »Also laßt ihn!«
    Ob kaltschnäuzig oder nicht, jedenfalls hatte sie kein Mann mehr geschlagen, seitdem sie mit ihrem Zwillingsbruder das Fechttraining aufgenommen hatte. Das war noch vor jener Blutsfehde gewesen, in der ihre gesamte Familie umkam und die auch ihren Bruder das Leben gekostet hatte. Lian ging zu ihrem Platz zurück, während Donato sich demonstrativ die Hände abwischte.
    Die Glut in Wandirrs Augen, die während der Auseinandersetzung kurz aufgeflackert war, erlosch wieder, als er seufzend bemerkte: »Ich bin ein alter Mann. Ich kann nicht noch ein Jahr auf den richtigen Zeitpunkt warten, dieses Schimmerfest zu finden. Wir werden weitermarschieren.«
    Am anderen Morgen war das Kettenfahrzeug nur noch ein klägliches Mahnmal für den Stolz der Terraner. Deuu berührte zaghaft den unbeweglichen Metallhaufen, zog aber seine Hand gleich wieder zurück. Als Lian dies beobachtete, wünschte sie sich, sie wüßte mehr über diese Eingeborenen, die in den Wäldern jenseits des Hellers lebten. War es denkbar, daß er oder ein anderer aus ihrer Gruppe die Maschine aus Angst sabotiert hatte? Oder war es Donato gewesen, den das darkovanische Mißtrauen gegen jede hochentwickelte Technologie zu dieser Tat getrieben hatte?
    Lian schnürte ihre Packtaschen und schaute zu den anderen hinüber. Sie fragte sich, wie viele von ihnen heimliche Motive hatten, die ebenso gut verborgen blieben wie ihr eigenes. Sie erinnerte sich an ihre letzte Unterhaltung mit Mutter Callea:
    »Ich zittere bei dem bloßen Gedanken, was passieren könnte, wenn einige der Gerätschaften aus dem Zeitalter des Chaos in die falschen Hände geraten sollte«, hatte die alte Frau ihr erzählt. »Oder daß dieses Ding, nach dem sie suchen, etwas noch Ungeheuerlicheres sein könnte. Als Rafaella n’ha Doria von ihrer Suche nach der Stadt der Schwarzen Schwesternschaft zurückkam, berichtete sie von sagenumwobenen Artefakten, die sich in Höhlen unter der Eisdecke befänden und aus einer Zeit stammen sollten, als noch kein menschliches Wesen diese Welt besiedelte. Und wie ich weiß gibt es im Imperium Leute, die für eine neue Technologie sogar ihre eigene Mutter verkaufen würden.«
    »Aber sind das nicht Angelegenheiten, um die sich besser die Comyn kümmern sollten? Warum

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