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Das Wort des Hastur - 12

Das Wort des Hastur - 12

Titel: Das Wort des Hastur - 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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sollten wir uns in diese Sache hineinziehen lassen?« hatte Lian wissen wollen. Ihr größter Fehler, und zugleich ihre Stärke, war normalerweise ihr Tatendrang. Aber diese Expedition hatte bereits Begleitschutz: einen Comyn-Bastard, der in der Stadtgarde gedient hatte und eindeutig dazu bestimmt war, für die Comyn Augen und Ohren offen zu halten.
    »Falls dieser Platz wirklich etwas mit Avarra zu tun hat, wie die Legenden behaupten, dann werden möglicherweise nicht einmal die Türme es völlig verstehen. Das Schmiedevolk hat Sharras Matrix all die Jahre verborgen gehalten; wer weiß schon, welche Geheimnisse die Waldläufer bewahren? Dem Rat wäre es natürlich am liebsten, wenn die ganze Sache in Vergessenheit geraten würde; deshalb wagen sie es auch nicht, eine Leronis zu entsenden. Aber eines ist sicher: Dieser Donato wird einem der Türme Bericht erstatten.«
    Danach hatte Mutter Callea eine Zeit lang geschwiegen; sie war sich bewußt, daß sie Lians Frage nicht wirklich beantwortet hatte.
    »Du wirst die Expedition nicht im Auftrag der Comyn oder der Türme begleiten, und auch nicht im Namen der Gilde«, hatte sie schließlich gesagt. »Die Priesterinnen Avarras haben sich seit fast einer Generation in Schweigen gehüllt. Aber jetzt hat man uns wissen lassen, daß auch sie glauben, dieser Ort könne eine längst verloren geglaubte Zufluchtsstätte der Göttin sein. Wenn dem so ist, muß eine von uns, die den Eid der Schwesternschaft abgelegt hat, dorthin gehen …«
    »Was ist, Amazone, kommst du mit oder willst du lieber den ganzen Tag lang mit den Füßen im Matsch und dem Kopf in den Wolken herumstehen?«
    Lian fuhr herum und sah sich Donato gegenüber; instinktiv hatte sie eine Verteidigungshaltung eingenommen, was sie nun mühsam zu vertuschen suchte. Möglichst ausdruckslos erwiderte sie seinen Blick.
    »Ihr seid hier der Begleitschutz«, sagte sie verbindlich. »Also führt Ihr die Gruppe an.«
    Fast schon enttäuscht über das unerwartete Entgegenkommen wandte sich der Krieger um. Lian schaute ihm nach und bemerkte die lässige Stärke in seinem Gang. Zweifellos strahlte er den ganzen Stolz eines Comyn aus. Dieser Stolz, dachte sie, für den mein Bruder sterben mußte …
    Die anderen liefen noch immer aufgeregt hin und her. Lian riß sich zusammen. Wenn sie nicht bald aufbrachen, würde es kaum mehr einen Unterschied machen, wessen Geheimnisse enthüllt würden.
    »Alles marschklar! Überprüft das Gepäck und die Stiefelschnallen. Vorwärts!« Mit einem angedeuteten Gruß an Wandirr nahm Lian ihren Platz am Ende der Kolonne ein.
     
    Mehrere Tage lang marschierten sie ohne Zwischenfall unter tiefhängenden Wolken, die den Horizont verschleierten, durch eine Wüstenlandschaft aus Eis und Felsblöcken. Deuu stolperte ihnen immer ein Stück weit voraus; er zitterte vor Kälte und sehnte sich offensichtlich danach, bald wieder in seine vertrauten Wälder abzusteigen.
    Am fünften Tag wurde die Eintönigkeit der Landschaft durch eine Schlucht unterbrochen, die tief in die Oberfläche der Hochebene einschnitt, so als ob Riesenhände versucht hätten, den Planeten in zwei Hälften zu zerreißen. Die Abhänge stürzten in schattige, bewaldete Tiefen hinab. Der gegenüberliegende Cañongrund lag etwas tiefer, und das Land, das sich dahinter erstreckte, bestand aus dichtem Wald und von Gletschern abgeschliffenen Hügeln. Dort irgendwo mußte ihr Ziel liegen.
    »Wie es aussieht, hätte uns das Kettenfahrzeug hier auch nichts genutzt«, meinte Tony Righteous entmutigt. »Wir wären mit dem Ding da nie rübergekommen.«
    »Und wie sollen wir da rüberkommen?« Sara linste über den Rand des Abgrunds und fuhr schaudernd zurück.
    »Kommen!« Deuu fuchtelte ungeduldig mit den Händen. »Nicht gut im Dunkeln die Wunde überqueren.«
    Erst wenn man den Mut gefunden hatte, sich über den Rand der Schlucht hinauszuwagen, wurde deutlich, daß es da tatsächlich einen Pfad gab, der aber so gefährlich war, daß man Bergsteigerausrüstung benötigte. Deuu kletterte voran und setzte dabei geschickt seine Hände und Greifzehen ein, während Tee sich aufgeregt hinab schlängelte und die anderen eine Seilschaft bildeten und sich vorsichtig an den Abstieg machten.
    Plötzlich verlor Tony den Halt und trat dabei einige Steine los, die Lian beinahe mit der sich daraus entwickelnden Lawine aus Schlamm und Geröll in die Tiefe rissen. Fluchend stemmte sich Donato ins Seil und sicherte die anderen.
    »Du terranischer Tölpel«,

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