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Das Wort des Hastur - 12

Das Wort des Hastur - 12

Titel: Das Wort des Hastur - 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Sicherheit der Jungen gewährleisten. Zum Beispiel, daß sie für die Dauer ihrer Rekrutenzeit von allen anderen Kriegsdiensten und Fehden freigestellt sind. Aber ich glaube, das ließe sich machen. Und wenn sich der junge Ridenow gut hält, könnten wie ihn vielleicht mit dem Kommando über diese – sagen wir ›Kadetten‹ – betrauen.«
    »Den? Das halte ich für äußerst unwahrscheinlich!« meinte Rafe verächtlich. »Wir können schon froh sein, wenn der Junge ein bißchen mehr Rückgrat entwickelt. Aber Altons ältester Sohn … ich habe im Krieg unter ihm gedient …«
    »Gut, Rafe, dann überlasse ich dir die weitere Planung. Komm wieder, wenn du genaueres weißt.«
    Der Hauptmann nickte und verabschiedete sich. Varzil wandte sich jetzt fragend an Tayksa. »Nun, Mestra, was hältst du von Jehan und dem plötzlichen Ende seiner Laufbahn als Musiker?«
    »Als Musiker«, erwiderte sie feinsinnig, »ist Jehan am besten mit dem Krummhorn zu vergleichen.«
    »Dem Krummhorn? Wie meinst du das?«
    »Das Krummhorn gilt als ›ein näselndes Holzblasinstrument, dem nur schwer gute Töne zu entlocken sind‹. Das ließe sich doch in mancherlei Hinsicht auch von Jehan sagen.« Sie grinste, und Varzil schloß sich diesem Grinsen an. »Vielleicht sind beide am besten als ›Zündholz‹ zu gebrauchen. Vielleicht trägt Jehans Beispiel dazu bei, in anderen das ›wahre Feuer‹ zu entfachen.«
    »Wie wahr«, lachte Varzil. »Wie wahr!«

JANE EDGEWORTH
     
    Das Mittwinter-Geschenk
     
    Jane Edgeworth gestand mir, daß sie mein Antwortschreiben erst beim Aufräumen zwischen einem Stapel Postwurfsendungen wiederfand. Das hätte auch mir passieren können; in meinem Haushalt verschwinden andauernd alle möglichen Sachen in den Abgründen meiner Schreibtischschubladen oder dem Durcheinander auf dem Küchentisch, bis dann eine meiner Mitbewohnerinnen, die ordentlicher als ich ist – und das trifft auf alle zu – sie wieder hervorangelt. Da zwei von ihnen selbst SchriftstellerInnen sind und die dritte Lyrikerin und Liedermacherin, kann ich mich wohl schlecht damit herausreden, daß Schriftsteller sich um derart profane Kleinigkeiten nicht kümmern könnten.
    Auch Jane fordert mich heraus, wenn sie schreibt, sie sei gespannt, was ich an biographischen Daten über sie erfinden werde. Sie weiß nicht, worauf sie sich einläßt, riskiert sie doch, daß ich sie kurzerhand zu einer straffällig gewordenen Trapezkünstlerin abstempele. Aber halten wir uns lieber an die Fakten: Sie ist Single, Absolventin der Michigan State University und momentan arbeitslos. Zu ihren Hobbies zählt sie unter anderem ›Lesen, Schreiben und obskure britische Fernsehserien‹.
    Jane bedankt sich bei mir, daß ich ihre Geschichte berücksichtigt habe. »Ich habe sie vor gut drei Jahren geschrieben und seither frage ich mich, ›Was soll ich bloß damit anfangen?‹. Ich bin froh, daß außer mir jetzt noch andere die Gelegenheit bekommen, sie zu lesen, denn es täte mir wirklich leid, wenn sie einsam und vergessen in meiner Schublade Staub ansetzen würde. «
    Das freut mich für sie. Genau dazu sind diese Anthologien ja da.
     
     
     
    Obwohl er vor dem Herdfeuer stand, fröstelte es Rafael leicht. Schon jetzt so schwere Schneefälle! Aber schließlich lebte er ja in den Kilghard-Bergen – da sollte er sich eigentlich inzwischen an solches Wetter gewöhnt haben. Verträumt lauschte er den nicht nachlassenden Windstößen. Einige sagten, sie hörten sich wie die Schmerzensschreie von Tieren an, aber Rafael vernahm darin eher Klagelieder, deren Melodien sich ständig änderten und die nie ganz verstummten. Er rührte die Suppe im Topf über dem Feuer um – bald würde sie fertig sein. Gewiß kein Festessen, sondern viel zu dünn: Ein abgemagertes Rabbithorn war alles, was er in der Speisekammer gefunden hatte. Aber auch dafür war er dankbar, und es würde für mehr als nur eine Mahlzeit reichen. Außerdem hatte er sie gut gewürzt; dafür sorgten schon die Kochkünste, die seine Großmutter ihm beigebracht hatte.
    Eine besonders heftige Windböe rüttelte an den dicken Fensterscheiben des kleinen Hauses, und Rafael zitterte erneut. Wenigstens brauchte er bei diesem Sturm heute nicht mehr vor die Tür; das Chervine hatte er bereits gut versorgt, gefüttert und getränkt. Er mußte an das arme Tier, allein in seinem Stall, denken. Trotz des zusätzlichen Ballens Heu, den Rafael ihm vorgelegt hatte, war ihm bestimmt kalt. Ohne die zusätzliche Wärme

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