Das Wunder der Liebe
geschehen.”
“Ich komme mir so dumm vor.”
“Es gibt nichts, weswegen Sie sich schämen müssen. Jeder wird mal krank. Wenn Sie erst einmal geschlafen haben, werden Sie sich gleich besser fühlen”, versicherte sie. ihm. Es war schwer zu glauben, dass sie gestern Abend noch Angst vor diesem Mann gehabt hatte, der jetzt so schwach und verletzlich wirkte. “Schaffen Sie es noch ein kleines Stück weiter?”
Er nickte und stand auf.
Sie führte ihn den Korridor entlang zum Schlafzimmer, das einst ihren Eltern gehört hatte. Während er sich wieder auf einen Stuhl setzte und die Stiefel auszog, schlug Wren die Decken des Bettes zurück und schüttelte die Kissen auf.
“Bitte.” Als sie sich umdrehte, sah sie, dass Keegan halb zusammengesackt gegen die Wand lehnte. “Du liebe Güte!” Sie war sofort an seiner Seite. “Geht es Ihnen so schlecht?”
“Ich habe keine Kraft mehr. Ich komme mir so albern vor.”
“Psst. Es ist alles in Ordnung. Stehen Sie auf.”
Stöhnend gehorchte er.
Als ob sie es jeden Tag machen würde, öffnete Wren seine Gürtelschnalle und gab sich große Mühe, nicht an etwas Erotisches zu denken. Keegan ist krank und braucht deine Hilfe, sagte sie sich immer und immer wieder. Eine Krankenschwester würde das ebenso machen.
Jedoch zögerte sie, den Reißverschluss seiner Hose herunterzuziehen. Ein Kloß steckte ihr auf einmal in der Kehle, und ihre Wangen wurden flammend rot. Konnte sie das tun?
Er schwankte, und sie befürchtete schon, dass er erneut zusammensacken würde. Das holte sie aus ihrer Erstarrung. Sie zog den Reißverschluss herunter, packte den Hosenbund mit beiden Händen und zog die Hose bis zu den Knien hinunter.
Ihr Atem stockte beim Anblick seines halb nackten Körpers.
Sie hatte bisher in ihrem Leben nur einen nackten Mann gesehen, aber Keegan Winslow stellte Blaine Thomas mit seinen wohlgeformten, muskulösen Beinen und den schmalen Hüften deutlich in den Schatten.
“Können Sie aus Ihren Jeans heraussteigen?” fragte sie mit gepresster Stimme. Er nickte, und zusammen gelang es ihnen, die Jeans auszuziehen. Keegan stand jetzt in Boxershorts vor ihr, und sie musste sich Mühe geben, ihn nicht anzustarren.
“Hände hoch”, kommandierte sie.
“Hm?”
“Heben Sie Ihre Arme, damit ich Ihnen den Pullover ausziehen kann.”
Keegan tat, was sie von ihm verlangt hatte, und Wren wurde auf einmal von einer Zärtlichkeit erfüllt, die sie nie zuvor empfunden hatte. Sie musste sich auf Zehenspitzen stellen, um ihm den Pullover auszuziehen, und sie sah, dass die Brandnarbe an seinem Hals weiter über die Schulter und wahrscheinlich auch noch über seinen Rücken lief. Unwillkürlich hob sie die Hand und berührte sie.
“Nicht”, fuhr er sie an.
Wren zog sofort die Hand zurück. “Es tut mir Leid”, entschuldigte sie sich. “Ich hatte kein Recht, Sie anzufassen.”
Keegan erwiderte nichts. Er hatte die Augen geschlossen und seine Lippen fest zusammengepresst.
“Kommen Sie”, sagte Wren. “Legen Sie sich hin.”
Er taumelte auf das Bett zu, und ihr Herz krampfte sich bei jedem Schritt zusammen. Warum schmerzte es sie nur so, ihn in diesem Zustand zu sehen? Warum empfand sie so viel Mitgefühl für ihn? Warum zog er sie so magisch an?
Keegan ließ sich ins Bett fallen, und Wren zog die Decke über ihn. Er hatte sich kaum bedankt, als er auch schon in einen unruhigen Schlaf gefallen war.
Wren ging leise in den Flur hinaus und zog die Tür vorsichtig hinter sich zu. Dort lehnte sie sich gegen die Wand und kämpfte gegen die Gefühle an, die in ihr tobten.
Wer war nur dieser geheimnisvolle Mann, der dort in ihrem Bett lag?
4. KAPITEL
Wren kehrte in den Stall zurück, um ihre Arbeit zu beenden.
Bald merkte sie allerdings, dass sie nicht aufhören konnte, an Keegan Winslow zu denken. Selbst als sie die Boxen ausmistete und frisches Stroh hineinstreute, sah sie sein blasses, gequältes Gesicht vor sich.
Sie fühlte sich zu ihm hingezogen, das war eindeutig. In seiner Nähe schlug ihr Herz schneller, und in ihrem Bauch tanzten Schmetterlinge. Sie wusste nicht, ob es seine starke Ausstrahlung war oder die Verzweiflung und die Traurigkeit, die sich in seinem Inneren verbarg. Sie war einfach fasziniert von ihm.
Und diese Tatsache jagte ihr Angst ein.
Wenn er von der Polizei gesucht wurde, dann steckte sie bereits in Schwierigkeiten, nur weil sie ihn in ihrem Haus beherbergte. Wenn er ein Irrer war, ein echter Geistesgestörter, dann sollte sie ihm
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