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Das Wunder der Liebe

Das Wunder der Liebe

Titel: Das Wunder der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Anthony
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noch nie einen Mann rasiert. Aber das dürfte ja wohl nicht allzu schwer sein, schließlich rasierte sie sich seit ihrem dreizehnten Lebensjahr die Beine.

    Wenn sie ehrlich war, dann war es nicht die technische Seite des Unterfa ngens, die ihr Probleme machte, sondern die Wirkung, die Keegans Nähe auf sie hatte. Langsam ging sie ins Schlafzimmer zurück und holte tief Luft. An jedem anderen Ort wäre sie jetzt lieber gewesen als hier.
    Kräftig schüttelte sie die Sprühdose und sprayte etwas Schaum in ihren Handteller. Dann verteilte sie den Schaum mit beiden Händen auf seinem Gesicht.
    Seine Haut war rau unter ihren Fingern, seine Bartstoppeln kitzelten. Keegan schloss die Augen, und Wren seufzte leise erleichtert auf. Es war einfacher für sie, ihre Arbeit zu erledigen, wenn er sie dabei zumindest nicht anschaute.
    Nachdem sie sich den restlichen Schaum von den Fingern gewischt hatte, griff sie zu dem Rasierer, nahm die Plastikschutzhülle ab und blieb für einen Moment zögernd stehen. Er war ein beeindruckender Mann, wie er dort auf dem Stuhl saß. Wie ein majestätischer Löwe in Ruhepose. Und nur eine Decke trennte sie von seinem nackten Körper.
    Sie schluckte nervös, fasste all ihren Mut zusammen und fuhr mit der Rasierklinge über seine Wange. Dann wusch sie den Rasierer im Wasser aus und wiederholte die Prozedur, bis sie den größten Teil des Gesichtes rasierte hatte.
    Als sie mit dem schwierigen Teil unter seiner Nase begann, berührte sie mit dem Finger unbeabsichtigt seine Lippen, und sie erstarrte bei diesem unbeabsichtigten Kontakt. Warum schlug ihr Herz so schnell? Woher kam das warme, prickelnde Gefühl in ihrem Bauch? Warum fragte sie sich auf einmal, wie es wohl wäre, wenn er sie küsste?
    Verlegen durch ihre Gedanken, beeilte sie sich, ihre Aufgabe zu Ende zu bringen. Keegan hielt auch weiterhin die Augen geschlossen, er schien unbeeindruckt von ihrer Nähe zu sein.
    Es war auch wirklich besser, wenn er sie nicht attraktiv fand.
    Aber würde er sich wenigstens geschmeichelt fühlen, wenn er wüsste, was in diesem Moment in ihr vorging? Oder würde es ihn anwidern? Schließlich war sie behindert, wenn auch nur leicht. Dennoch gab es bestimmt nicht viele Männer, die eine hinkende Frau attraktiv fanden.
    Allerdings war er durch seine große Brandnarbe ebenfalls gezeichnet. Vielleicht konnte er sie, im Gegensatz zu den meisten Leuten, verstehen. Vielleicht hatten ihn Leid und Kummer mit der Fähigkeit ausgestattet, hinter das Äußere eines Menschen in seine Seele zu blicken. Vielleicht erkannte er die wahre Wren Matthews und nicht das einsame Mauerblümchen, das alle andere in ihr sahen. Hoffnung erfüllte ihr Herz und ließ es erwartungsvoll schneller schlagen.
    Komm, hör auf mit solch albernen Gedanken, schimpfte sie im Stillen mit sich selbst. Erlaub dir bloß nicht, dass deine Phantasie mit dir durchgeht. Selbst, wenn es wahr wäre: Keegan kennt dich nicht gut genug, um deine Persönlichkeit beurteilen zu können. Und selbst wenn du nicht hinken würdest, könnte dich niemand als Schönheit bezeichnen.
    Wren blinzelte und bemerkte, dass sie ins Leere gestarrt hatte. Als sie ihren Patienten wieder anschaute, fanden sich ihre Blicke, und auf einmal schienen Zeit und Raum aufgehoben. Sie konnte den Blick einfach nicht von ihm abwenden. Je länger sie ihn ansah, desto magischer zogen seine dunklen Augen sie an.
    Wie Alice im Wunderland hatte Wren das Gefühl, in einen endlosen schwarzen Tunnel zu fallen.
    Keegan machte ebenfalls keinen Versuch, den Blickkontakt abzubrechen.
    Angst, stärker, als sie es je zuvor erlebt hatte, schnürte ihr auf einmal die Kehle zu. Aber es war nicht Keegan, vor dem sie Angst hatte. Nein, sie hatte Angst vor ihrer eigenen Reaktion auf den sinnlichen Ausdruck, der auf seinem Gesicht lag.
    “Fertig”, rief sie aus. Dann wandte sie sich abrupt um und verließ hastig das Zimmer.

5. KAPITEL
    Er musste so schnell wie möglich von hier weg. Er hatte den Ausdruck in ihren braunen Augen gesehen. Sie hatte Angst vor ihm, große Angst sogar. Die Tatsache, dass sie praktisch vor ihm aus dem Zimmer geflüchtet war, bestätigte diese Tatsache noch. Und sie hatte guten Grund, sich so zu fürchten. Er war ein Fremder, der in ihr Zuhause eingedrungen war und ihre unschuldige kleine Welt gefährdete.
    “Geh”, murmelte er vor sich hin. “Geh!”
    Außerdem hatte er eigene Ziele, die er verfolgen musste.
    Länger in diesem gemütlichen, so viel Wärme ausstrahlenden Haus zu

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