Das Wunder Der Selbstliebe
Liebe willen
Ich bin vom Sternzeichen Krebs und entspreche dem Klischee, dass Krebse mitunter überzogen harmoniebedürftig sind. Ich habe in der Vergangenheit häufig „ja“ gesagt um des lieben Friedens willen. Allerdings verträgt sich das nicht gut mit einer internationalen Karriere (einer quasi überraschend über mich hereingebrochenen), bei der Anfragen aus einer ganzen Reihe von Ländern kommen, von unzähligen Veranstaltern, Privatpersonen, Firmen, Verlagen, an Kooperationen Interessierten und so weiter und so fort. Das ist natürlich alles sehr schön und ein großes Geschenk – und alle dürfen gern weiterhin anfragen. Ich allerdings musste erst lernen, ohne Schuldgefühle „nein“ zu sagen.
Schon aus Zeitgründen musste ich eine Zeit lang 90 Prozent aller Anfragen ablehnen (inzwischen geht es zum Glück wieder etwas ruhiger zu). Das hat aber nicht jeder verstanden: „Aha, jetzt wird sie überheblich, hat es wohl nicht mehr nötig …“, „Frechheit, sie lebt doch von ihren Lesern, wie kann sie es wagen, nicht zur Verfügung zu stehen …“ und so weiter. Was tat der harmoniebedürftige Teil in mir? Er wollte den Vorwürfen und Anschuldigungen ausweichen und möglichst viele Leute zufriedenstellen. Also habe ich mehr Termine zugesagt, als ich vertragen habe. Stück für Stück wuchs meine Anspannung, ich habe dem Druck immer weniger standgehalten und immer häufiger etwas gemacht, was nicht wirklich vonHerzen kam. Das Ergebnis: Ich war nach einigen Jahren so erschöpft, dass ich ein Mega-Burnout hatte und ein Jahr Pause brauchte (in so einem wunderbaren Job, das ist wirklich schon peinlich).
Und wem hat das jetzt genutzt? Mir bestimmt nicht, meiner Gesundheit auch nicht, meiner Familie ebenfalls nicht – und den Lesern und Seminarteilnehmern auch nicht! Denn erstens herrschte eine längere Zwangspause, und zweitens sind die Energie, die ich weitergebe, und das Energiefeld, das sich während meiner Arbeit aufbaut, natürlich ungleich besser, wenn ich ganz in meiner Kraft, Freude und Liebe stehe – und nicht, wenn ich erschöpft bin.
Das Ja des Opfers
Es gibt aber noch einen weiteren Grund, weshalb ich es aus heutiger Sicht nicht für gut halte, wenn man „ja“ sagt, obwohl man „nein“ meint und fühlt: Wir alle sind spirituelle, göttliche Wesen (ich gehe davon aus, dass wir da in etwa einer Meinung sind, sonst würdest du vermutlich kein Buch von mir lesen). Und wir spüren uns gegenseitig, auch das, was wir nicht sagen. Ich sage also „ja“, weil ich dem Ärger meines Gegenübers bei einem „nein“ ausweichen will, oder um dem anderen einen Gefallen zu tun, obwohl es für mich selbst gerade nicht stimmig ist. Was passiert? Auf einer tiefen, seelischen Ebene spürt der andere natürlich, dass es kein freudiges, echtes Ja ist. Und das hat eine Wirkung auf ihn. Unbewusst sende ich damit die Botschaft aus: „Ich kann nicht für mich selbst einstehen, du bist dafür verantwortlich, wie es mir geht und dass ich die richtigenEntscheidungen treffe. Ich selbst schaffe es nicht. Ich habe Angst vor dir, oder stelle dein Wohl über meines.“
Das Schlimmste daran ist, dass wir, energetisch gesehen, mit einem unehrlichen Ja den anderen zum Täter und uns selbst zum Opfer machen. Ist das liebevoll? Natürlich nicht! Viel liebevoller ist ein „verständnisvolles Nein“. Ein Nein, bei dem ich die Wut oder den Ärger des Anderen aushalte und mir innerlich denke: „Ich verstehe deine Enttäuschung, ich sehe deinen Ärger. Aber ich werde dich nicht zum Täter und mich nicht zum Opfer machen. Auch wenn du dich ärgerst, bleibe ich in der Liebe und stehe zu meiner Wahrheit. Damit geht es mir besser, und du bleibst frei von energetischer Schuld, die ich dir aufbürde, wenn ich dir erlaube, mich zum Opfer zu machen, das sich von dir unter Druck setzen lässt.“
Übung Beginne bei harmlosen Gelegenheiten damit, in dich hineinzuspüren und zu fühlen, ob deine Jas oder Neins wirklich von Herzen kommen. Ein Beispiel: Jemand will sich ein Buch von dir leihen. Willst du es wirklich verleihen, dann sag „ja“! Weißt du jetzt schon, dass du es nie zurückbekommen wirst, sondern dir ein Neues kaufen musst? Wenn du das nicht willst, dann sag „nein“. Vielleicht denkst du aber auch, dass du das Buch eh nicht noch einmal ansehen wirst, und es deshalb okay wäre, wenn es nicht zurückkäme. Überlege dir deine Antwort und sage nur „ja“, wenn du es dem anderen wirklich gönnst.
Oft sagen wir nicht
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