Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition)
dass es etwas mit mir zu tun hatte. Aber auch ich habe meinen Weg gefunden, selbst wenn es nicht der ist, den du erwartet hast.«
Sie glaubte, dass ihr Dad gefeuert worden war? Colin wusste, dass er gekündigt hatte. Er war dabei gewesen. Warum hatte ihr Vater ihr das nicht gesagt?
Willa nutzte sein Schweigen und stand auf. »Ich muss jetzt an die Arbeit«, erklärte sie. »Danke, dass du mir gestern Abend die Einladung zurückgegeben hast.«
»Du willst noch immer nicht hin?«, fragte er und stand ebenfalls auf.
»Nein. Und bevor du mich das noch einmal fragst – ich plane keinen großartigen Streich.«
»Zu schade. Dieser Gruppe täte es gut, mal ein bisschen wachgerüttelt zu werden.«
Sie ging an ihm vorbei. »Nicht von mir.«
Er sah ihr nach. Sie duftete nach etwas Frischem, Süßem. Zitronen vielleicht? »Hast du Lust, mal mit mir auszugehen?«, rief er ihr nach. Irgendwie wusste er, dass er es bereuen würde, wenn er sie das nicht fragte.
Sie blieb abrupt stehen. Das Mädchen an der Kaffeetheke sah ihn an und lächelte. Willa drehte sich um und kehrte zu ihm zurück. »Das halte ich für keine gute Idee«, sagte sie leise.
»Ich habe dich gefragt, ob du Lust dazu hast, und nicht, ob du es für eine gute Idee hältst.«
»Glaubst du, das macht einen Unterschied?«
»Bei dir, Willa, glaube ich, macht das tatsächlich einen Unterschied«, erwiderte er und leerte seinen Cappuccino.
»Du bist nur einen Monat hier. Ich glaube, es ist ein ziemlich hochgestecktes Ziel, und abgesehen davon völlig lächerlich, wenn du dir einbildest, du könntest mich in einer derart kurzen Zeit dazu bringen einzusehen, dass ich auf dem Holzweg bin.« Sie hatte einen guten Instinkt. Sie wusste ganz genau, was er vorhatte.
»Ist das eine Kampfansage?«
»Nein!«
Er ging lächelnd zur Tür. »Wir sehen uns, Willa!«
»Nicht, wenn ich dich als Erste sehe, Colin.«
O ja. Es war definitiv eine Kampfansage.
Hatte er’s doch gewusst. Die alte Willa war nicht völlig verschwunden.
»Wo warst du gestern Nacht? Mama ist völlig ausgerastet«, sagte Paxton, als Colin am Abend zurückkehrte. Sie kam gerade von der Arbeit, die darin bestand, die Wohltätigkeitsprojekte der Familie Osgood zu leiten. Sie hatten sich zufällig auf der Zufahrt zum Anwesen der Osgoods getroffen. Früher war es oft zu einer derartigen Synchronizität gekommen. Es musste etwas damit zu tun haben, dass sie Zwillinge waren. Manchmal vermisste Colin das sehr.
»Tut mir leid«, sagte er und legte den Arm um Paxtons Schultern, als sie ins Haus gingen. »Ich wollte nicht, dass ihr euch Sorgen macht. Ich bin bei jemandem auf der Couch eingeschlafen.«
»Bei jemandem? Könntest du etwas genauer werden?«, fragte Paxton, während sie in die Küche gingen. Nola, die Haushälterin, bereitete gerade das Abendessen zu. Sie war seit Langem ein Fixstern im Hickory Cottage. Ihre Familie arbeitete seit mehreren Generationen für die Osgoods. Nola waren gute Manieren und Respekt sehr wichtig, und die Zwillinge hatten sich stets darum bemüht. Im Gegenzug hatte sie ihnen immer heimlich ein paar Leckereien zugesteckt. Colin machte vor dem Kühlschrank halt und untersuchte ihn gründlich. Nola schnalzte tadelnd mit der Zunge und reichte ihm eines der frischen Brötchen, die sie gerade gebacken hatte. Dann schob sie die beiden aus der Küche.
Colin folgte Paxton. Auf der Veranda blieb sie stehen und drehte sich zu ihm um. »Raus mit der Sprache. Auf wessen Couch bist du eingeschlafen?«
Er biss in das Brötchen und lächelte sie an, was früher immer dazu geführt hatte, dass sie zurücklächelte. Doch jetzt tat sie das nicht.
Sie hatten sich das letzte Mal vor einem knappen Jahr gesehen. Damals war sie nach New York geflogen, um gemeinsam mit ihm ihren dreißigsten Geburtstag zu feiern. Sie hatten eine Woche zusammen verbracht, und Paxton hatte sich sehr darauf gefreut, endlich aus Hickory Cottage auszuziehen. Aber der Plan hatte sich zerschlagen, woran mit Sicherheit ihre Mutter schuld war. Der Unterschied zwischen damals und jetzt war gigantisch. Paxton strahlte Unglück aus wie Hitze. Sie war wunderschön und ließ sich wie immer nichts anmerken, aber sie hatte zu lange in diesem Haus bei ihren Eltern verbracht und alles, was es bedeutete, eine Osgood zu sein, geschultert. Daran war er nicht ganz unschuldig. Er hatte es ihr überlassen, diese Bürde zu tragen, obwohl er genauso gut wie Paxton wusste, was von ihm erwartet wurde. Sie hatte die Last auf sich
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