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Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition)

Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition)

Titel: Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Addison Allen
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worden war, darauf hinwies, dass ihre Großmutter etwas mit diesem Tucker Devlin zu tun gehabt hatte. Doch offenbar war Woody anderer Meinung.
    Ihr fiel ein, dass die Zeitung, die in dem Koffer gelegen hatte, vom August 1936 stammte. Wie gern hätte sie jetzt gewusst, wann genau ihre Großmutter ausgezogen war. Wenn es vor diesem Monat geschehen war, müsste man sich jetzt keine weiteren Gedanken mehr machen.
    Das Ganze war natürlich völlig absurd. Ihre Großmutter, eine durch und durch anständige Frau, hatte zwar viel durchgemacht, sich jedoch dank ihrer unglaublichen Arbeitsmoral zusammen mit ihrem geliebten Sohn wacker geschlagen. Niemals hätte Georgie jemandem auch nur ein Haar gekrümmt.
    Willa stand auf und küsste ihre Großmutter auf die Stirn. Wie gern hätte sie sie auf irgendeine Weise, mit irgendeinem Zaubertrick, von dem fernen Ort zurückgeholt, an dem sie jetzt weilte.
    Sie ging zum Schwesternzimmer und bat darum, benachrichtigt zu werden, falls jemand ihre Großmutter besuchte. Die Polizei erwähnte sie zwar nicht direkt, doch natürlich dachte sie an nichts anderes.
    Während sie mit der Pflegerin sprach, sah sie jemanden hinter dem Schwesternzimmer um die Ecke biegen. Es war Paxton Osgood, allem Anschein nach auf dem Weg zu ihrer Großmutter. Sie machte einen erheblich besseren Eindruck als das letzte Mal, als Willa sie gesehen hatte. Das heißt, sie wirkte wieder perfekt.
    Wenn Willa sie jetzt grüßte, würde Paxton bestimmt so tun, als hätte es die Nacht von Freitag auf Samstag nie gegeben. Und wenn sie dann auch so tat, verband sie nichts mehr, und sie hatten auch nicht den geringsten Grund, irgendwelche Nettigkeiten auszutauschen. Deshalb wollte Willa einfach kehrtmachen und gehen.
    Aber dann fiel ihr plötzlich etwas ein.
    Agatha. Natürlich!
    Willa hatte mit Agatha Osgood nie viel zu schaffen gehabt, aber genügend Zeit im Pflegeheim verbracht, um zu wissen, wie laut und stur, ja manchmal sogar ausgesprochen boshaft die Alte sein konnte. Doch Agatha und Georgie waren als junge Mädchen befreundet gewesen. Agatha hatte sich sogar in seinen ersten Lebensjahren um Georgies Sohn gekümmert, wenn Georgie für die Familie Osgood arbeitete. Bis zu Hams sechstem Geburtstag lebten alle zusammen im Hickory Cottage. Dann heiratete Agatha. Willas Vater hatte einmal erwähnt, dass es seiner Mutter nicht mehr richtig erschienen sei, danach noch dort zu bleiben. Die beiden jungen Frauen entfernten sich voneinander, auch wenn es dafür keinen offensichtlichen Grund gab. Aber Willas Vater hatte gemeint, dass Georgie nicht mehr das Gefühl gehabt hatte, zu dieser Gruppe zu gehören.
    Willa folgte Paxton durch den Gang und sah, wie sie in einem Zimmer verschwand, jedoch die Tür offen ließ. Als Willa leise an die Schwelle trat, war sie überrascht über das, was sich ihr präsentierte. In Agathas Unterkunft sah es wie im Salon einer feinen Südstaatenlady aus. An den Wänden hingen wunderschöne Ölporträts, die Möbel waren aufeinander abgestimmt, und es gab sogar einen kleinen Kühlschrank. Man hätte glauben können, dass jeden Moment ein Dienstmädchen mit einem weißen Schürzchen aufkreuzen und Petits Fours mit Erdbeertee servieren würde.
    Paxton stand mit dem Rücken zur Tür. Willa räusperte sich und sagte: »Paxton?«
    Paxton drehte sich um, und nach dem ersten Moment der Überraschung schien sie richtig erleichtert. »Schau nur, Nana«, meinte Paxton. »Besuch. Ist das nicht schön?«
    Agatha saß gebeugt auf einem kleinen Sofa vor dem Fenster. Sie erinnerte Willa an eine Muschel. Aber ihr Kopf schnellte überraschend flink in die Richtung von Willas Stimme. »Wer ist es? Wer ist da?«, fragte sie.
    »Ich bin’s, Willa Jackson, Mrs Osgood«, antwortete Willa höflich.
    Agatha versuchte sofort aufzustehen. »Was ist los? Stimmt etwas nicht mit Georgie?«
    »Nein, Ma’am«, beeilte sich Willa ihr zu versichern. »Sie schläft schon.«
    Agatha sank wieder aufs Sofa. »Was wollen Sie dann von mir?«, fragte sie unwirsch.
    Agatha und Paxton starrten sie an. Willa war überrascht, wie ähnlich der Blick der beiden war. Paxton schien ganz nach ihrer Großmutter zu kommen. »Ich würde gern mit Ihnen über meine Großmutter reden. Aber wenn es jetzt nicht so gut passt, komme ich ein andermal.«
    »Natürlich passt es«, sagte Paxton und winkte Willa aufmunternd zu. »Wäre es nicht schön, mal wieder über die alten Zeiten zu plaudern, Nana?«
    »Red keinen Unsinn, Paxton. Das gehört sich nicht«,

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