Das Wunder des Pfirsichgartens: Roman (German Edition)
erbaut. Das Haus, in das Paxton sich sofort verliebt hatte, als Kirsty es ihr letztes Jahr zeigte, lag in einer Sackgasse. Um den Eingang rankten sich Glyzinien, und Paxton fiel ein, dass sie damals gedacht hatte, wie schön es sein würde, dort im Frühling zu wohnen, wenn die Glyzinien in voller Blüte standen.
Kirsty öffnete das Sicherheitsschloss. Die Böden der hohen Räume bestanden aus Hartholzdielen. Im Obergeschoss gab es drei Schlafzimmer. Das war einer der Streitpunkte mit ihrer Mutter gewesen, als Paxton vor ihrem dreißigsten Geburtstag hatte ausziehen wollen. Ihre Mutter hatte darauf beharrt, dass Paxton kein so geräumiges Haus brauchte.
Sie dachte an Sebastians Worte: Jedes Leben braucht ein bisschen Raum. Viel Platz bietet genügend Raum, in den gute Dinge eintreten können.
Sie wünschte, das hätte sie ihrer Mutter entgegnen können.
Nun lief sie im Wohnzimmer auf und ab. Die Küche war durch eine Theke abgetrennt. Sie dachte daran, wie schön es wäre, Freunde zum Essen einzuladen. Natürlich idealisierte sie das jetzt ein bisschen, denn alle Klubmitglieder waren verheiratet. Mädchenabende schien es nicht mehr zu geben, und falls doch, wurde Paxton nicht dazugebeten. Wenn sie diesen Schritt gleich nach dem College gewagt hätte, wäre wahrscheinlich vieles anders gekommen.
»Es ist genauso schön, wie ich es in Erinnerung hatte«, sagte Paxton.
Kirsty war am Eingang stehen geblieben. »Ich habe im letzten Jahr mit der Provision für den Verkauf dieses Hauses gerechnet. Als du in letzter Minute beschlossen hast, es nicht zu kaufen, war ich ziemlich sauer auf dich.«
Verblüfft starrte Paxton sie an. »Warum hast du nichts gesagt?«
Kirsty zuckte mit den Schultern.
»Es tut mir leid. Wir haben uns früher doch alles erzählt. Wann hat sich das geändert?«
»Keine Ahnung.« Kirsty kam einen Schritt auf sie zu. »Als Teenager bedeuten dir deine Freunde alles. Wenn man erwachsen wird, treten die Freundschaften immer weiter in den Hintergrund, bis sie so etwas wie Luxus sind, wie etwas Frivoles, wie ein üppiges Schaumbad.«
»Du bist mir wichtig, Kirsty«, sagte Paxton. »Das warst du immer schon. Aber aus irgendeinem Grund habe ich aufgehört, dir das zu sagen und zu zeigen.«
»Wow, Pax. Das ist eine Seite an dir, die ich lange nicht mehr gesehen habe. Was hat sie hervorgelockt?«
»Bei der bevorstehenden Gala habe ich oft an unsere Großmütter gedacht und daran, dass ihre Freundschaften ein Leben lang hielten. Ich dachte immer, bei uns wäre das genauso.«
»Ich auch«, erwiderte Kirsty ein wenig bedrückt.
Und das war’s dann wohl, dachte Paxton. Jede erkannte, dass sich die Dinge geändert hatten, aber keine wollte etwas dagegen unternehmen.
»Okay. Ich möchte dieses Haus kaufen«, sagte sie. »So schnell wie möglich. Ich mache heute noch ein Angebot.«
»Paxton, komm her!«, rief ihre Mutter aus dem Wohnzimmer, als Pax das Haus betrat. Sie folgte der Aufforderung. Ihre Eltern saßen auf der Couch und sahen sich die Abendnachrichten im Fernsehen an.
»Dein Kleid ist heute zurückgekommen«, sagte Sophia und deutete auf die große weiße Schachtel, die auf dem Eckstuhl lag. »Probiere es noch einmal an für den Fall, dass in letzter Minute noch etwas geändert werden muss. Ich denke, du, dein Vater und ich sollten gemeinsam zur Gala fahren, zumal du ja keinen Begleiter hast.«
Paxton öffnete die Schachtel. Sie verspürte noch immer so etwas wie Erregung beim Gedanken an festliche Kleider. Lächelnd betrachtete sie den schimmernden pinkfarbenen Stoff und die funkelnden Steine am Ausschnitt.
»Ich muss früh da sein, deshalb fahre ich mit meinem Auto.« Sie machte die Schachtel wieder zu. »Mama, wann bist du eigentlich von zu Hause ausgezogen?«
Sophia wandte sich zu ihr. »Nach der Uni. Ich habe mit ein paar Freundinnen zusammengewohnt. Das ging ungefähr zwei Jahre lang so, bis ich anfing, mit deinem Vater auszugehen. Diese zwei Jahre gehören zu den besten meines Lebens. Als Donald mich bat, ihn zu heiraten, war ich natürlich begeistert, aber auch ein bisschen traurig. Es bedeutete, meine Freundinnen zurückzulassen.«
Paxton fiel auf, dass auch ihr Vater den Kopf gedreht hatte und Sophia ansah.
»Warum?«, fragte Paxton. »Hättet ihr nicht einfach befreundet bleiben können?«
»Das weißt du doch bestimmt, Paxton. Man muss sich entscheiden. Du bist mit deinen verheirateten Freundinnen doch sicher auch nicht mehr so vertraut wie früher, oder?«
»Stimmt«,
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