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Das Wunder von Grauenfels (German Edition)

Das Wunder von Grauenfels (German Edition)

Titel: Das Wunder von Grauenfels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktoria Benjamin
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Jackentasche, dann drückte er die Empfangstaste. »Was hast du? Moment mal.« Jaeger ließ das Telefon sinken. »Es ist Klaus Dieter. Der ist mit den Maltesern oben im Steinbruch. Sie haben eine weitere Heilung!«
    Während sich Jaeger auf den Weg zum Steinbruch machte, kletterten Gina und Berit in den Firmenwagen des aufgeregten Igor Barhaupt.
    »Ein Bandscheibenvorfall. Schon zweimal erfolglos operiert. Und jetzt schleppt sich die Tante durch unser Wäldchen und ist plötzlich schmerzfrei! Könnt ihr mir das erklären?«
    »Unsere Madonna scheint sich auf orthopädische Probleme zu spezialisieren«, bemerkte Gina.
    Berit nahm die Frage ernster. »Rückenschmerzen sind oft psychosomatisch«, erklärte sie. »Da haben wir noch Glück, dass diesmal sogar eine Art Befund da war, oft sind die Leute nur verspannt. Wenn die sich dann mal lockern, weil diese Massenhysterie da oben sie in Stimmung bringt, sind die Schmerzen weg. Fragt sich, ob das länger anhält.«
    »Für heute ist es aber schon mal ein guter Anfang. Verdammt, wir müssen unbedingt die Quelle ans Laufen kriegen. Mindestens dieses eine Mal noch brauchen wir die Mädchen im Wald!« Gina spielte nervös mit dem billigen Rosenkranz, den sie extra gekauft hatte, um als Pilgerin authentisch zu wirken. Funktionierte hervorragend zum Stressabbau, noch besser als die chinesischen Kugeln, die ihr die Feng-Shui-Spezialistin vor kurzem in einem Anfall von Dankbarkeit verehrt hatte. Die Werbung für ihr Studio kam hervorragend an.
    Berit schüttelte den Kopf. »Wir brauchen sie noch öfter. Bis das Ganze zum Selbstläufer wird, sind mindestens zehn Erscheinungen nötig – und ein paar hundert Heilungen.«
    »Ein paar hundert?«, fragte Barhaupt skeptisch. »Wie wollen Sie das denn machen? Da ist übrigens das Haus.«
    Die drei hatten inzwischen eine verschlafene Vorstadtstraße erreicht.
    Typisch Lehrersiedlung, konstatierte Berit. Alles wirkte so sauber, als würde täglich gekehrt, die Rasenflächen waren akkurat gestrichen – und selbstverständlich verirrte sich kein Bambi oder Gartenzwerg in eine der ordentlichen Blumenrabatten.Auch an Unterschlupfen für den Feng-Shui-Glücks-drachen mangelte es, wie Gina mit Kennerblick feststellte. Vielleicht sollte ihre Expertin für Glück bringende Gestaltungsfragen hier mal Prospekte verteilen. Claudias Familie bewohnte einen Neubau, ein schmuckes, aber etwas langweilig gestaltetes Einfamilienhaus. Auch bei der Isolierung schienen Martens gespart zu haben. Die ärgerlichen Stimmen aus ihrem vollverglasten Wintergarten waren bis in den Garten zu hören. Die Akustik war fast so gut wie im Steinbruch. Barhaupt hatte den Finger schon auf dem Klingelknopf gehabt, dann aber doch gezögert. Die drei lauschten erst mal.
    »Und ob ich hingehe!«, brüllte Claudia. »Was ich sehe oder nicht, müsst ihr schon mir überlassen.«
    »Du kannst sehen, was du willst, aber nicht wo du willst!« Claudias Mutter war nicht minder laut. Allerdings fehlte ihr die tragende Stimme einer Schauspielerin, wie Claudia sie hatte. Frau Martens klang eher schrill. »Wenn dich irgendeine – hm – Erscheinung – hm – heimsuchen will, dann kann sie das auch hier tun. Dazu musst du nicht in aller Öffentlichkeit ohnmächtig werden.«
    »Ich werde nicht ohnmächtig!«, donnerte Claudia. »Ich falle in Trance. So nennt man das. Stand doch in der Zeitung. Und jetzt muss ich weg. Ich habe eine Verabredung!«
    »Mit einem Geist?«, fragte Claudias Vater mit der volltönenden, strengen Stimme eines Lehrers.
    »Wär’s dir lieber mit Kalle Schimmelpfennig?«
    Offensichtlich der Nachname der Glatze.
    »Das eine ist so unpassend wie das andere.« Herr Martens war wirklich nicht leicht aus der Ruhe zu bringen.
    »Kannst du nicht einmal etwas so machen, wie andere Leute auch?«, jammerte Frau Martens. »Ich verstehe das nicht. Du warst doch früher ein so liebes Kind …«
    »Bin ich immer noch«, behauptete Claudia. »Deshalb binich ja vielleicht, äh, auserwählt, oder wie das da in der Bibel heißt – gebenesowieso unter den Weibern …«
    »Schätzchen, ›Weiber‹ wollen wir doch nicht mehr sagen«, flötete Frau Martens politisch korrekt.
    »Dann eben Frauen!«, korrigierte sich Claudia.
    Gina und Berit grinsten. Im Haus herrschte betretenes Schweigen.
    »Kann das denn sein, Hermann?« Frau Martens klang verwirrt, aber offensichtlich bereit, der Erscheinung eine Chance einzuräumen.
    »Blödsinn!«, raunzte ihr Gatte.
    Die Zuhörer vor dem Haus

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