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Das Wunder von Grauenfels (German Edition)

Das Wunder von Grauenfels (German Edition)

Titel: Das Wunder von Grauenfels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktoria Benjamin
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setzt. Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu! Wo treffen wir uns?«
    *
    Es dauerte noch fast eine Stunde, bis sich die Menschenmenge so weit beruhigt hatte, dass alle, einschließlich der wundersam geheilten Frau Hinzwegen, endlich den Heimweg antreten konnten. Claudia, Sophie und Bernie hatte Barhaupt allerdings sehr schnell aus dem Zentrum der Geschehnisse herausgeschleust. Schließlich fuhr er seinen Firmenwagen Richtung Wäldchen und sammelte Berit und Gina ein. Die Mädchen und Pastor Jaeger warteten derweil im Büro in Barhaupts Laden. Doktor Hoffmann hatte Frau Hinzwegen noch in seine Praxis gebeten, um ein paar Untersuchungen anzustellen. Er traf kurz nach dem Ortsvorsteher und BeGin ein.
    »Also raus mit der Sprache! Was geht hier vor?«, fragte der Arzt und sah auffordernd von einem zum anderen, wobei erseinem Freund Jaeger höchst ungehaltene Blicke zukommen ließ.
    »Erst Sie, Herr Doktor! Was ist mit dieser Frau Hinzwegen?«, erkundigte sich Barhaupt.
    Doktor Hoffmann wollte sich setzen, was in dem voll gestopften kleinen Büro nicht einfach war. Schließlich warf er einen Stapel Prospekte zum Thema »Ihr Bad – die neue Generation!« unwirsch beiseite. »Frau Hinzwegen geht es gut. Ich hatte ein bisschen Bedenken, wegen ihres Blutdrucks, aber sie ist ganz in Ordnung. Ich konnte sie unbesorgt nach Hause schicken.«
    »Wegen ihres Blutdrucks?«, fragte Gina und hob geistesabwesend eins der Blätter auf, das Armaturen im Stil eines Raumschiff-Cockpits zeigte. »Ich hab ja nicht alles mitgekriegt, aber hatte sie nicht was am Bein?«
    »Sie ist doch nicht wirklich geheilt worden, oder?«, fragte Claudia und kraulte Rex, der sie dafür dankbar anhechelte und umgehend einen frischen Schwung Sabber produzierte. Sophie brachte ihr Murphy-Family-Fanbook in Sicherheit. Sie schien diese Kladde überall mit hinzuschleppen, anscheinend eine Art Glücksbringer.
    »Erst die Erscheinungsstory, dann die Heilungsgeschichte«, bestimmte Hoffmann ungnädig. »Raus mit der Sprache, was geht hier vor?«
    Pastor Jaeger schaute betreten zu Boden, während Igor Barhaupt die Idee der Marienerscheinung zwecks Belebung des Fremdenverkehrs kurz zusammenfasste.
    Doktor Hoffmanns blaue Filmstaraugen blickten zunächst ungläubig, dann brach er in Gelächter aus.
    »Madonna als Touristenmagnet! Darauf muss man erst mal kommen! Verdammt, ich ahnte schon damals in dem Café, dass ihr was im Schilde führt. Aber so was! Immerhin scheint es zu klappen, Frau Hinzwegen wird die Geschichte ihrer wundersamen Heilung in der halben Welt verbreiten.«
    »Ist sie denn wirklich – ich meine – das kann doch nicht sein, dass die echt geheilt ist«, stammelte Claudia.
    Sophie spielte mit ihrem Zopf, Berit mit ihrem Pony, Gina öffnete ihre Notration Kartoffelchips.
    »Natürlich nicht«, meinte Doktor Hoffmann. »Frau Hinzwegen hatte vorletzten Sommer einen Unfall, komplizierter Beinbruch, Tibiakopffraktur, falls euch das was sagt, jedenfalls ein Trümmerbruch im Kniegelenk. Sollte eigentlich operiert werden, aber das wollte sie partout nicht, also längere Zeit Gipsverband. Darunter heilte es dann ganz gut, aber anschließend hätte sie natürlich Krankengymnastik gebraucht. Das war ihr nur zu mühsam. Sie ging ein paar Mal hin, dann nicht mehr, jammerte nur, sie käme von diesen Krücken nicht runter. Ich habe mit Engelszungen geredet, auch zu einer Kur geraten, aber da war nichts zu machen. Sie gefiel sich in der Rolle der Behinderten. Bis heute.«
    »Sie meinen, sie hätte schon immer laufen können, aber sie wollte nicht?«, fragte Sophie.
    Doktor Hoffmann zuckte die Schultern. »Eine Täuschung will ich ihr nicht unterstellen. Sie war wohl wirklich der Ansicht, es nicht zu können. Sie hat sich da wohl hineingesteigert. Im Grunde war es, wie ich schon sagte, eine komplizierte Verletzung, die aber keinesfalls eine lebenslange Behinderung nach sich zieht. Ich hatte mal eine Sportlerin mit der gleichen Diagnose, die auch absolut nicht unters Messer wollte. Nach drei Monaten lief sie ohne Gehhilfen und zehn Monate später startete sie beim ersten Marathon nach dem Unfall. Inzwischen gewinnt sie wieder. Also wie gesagt …«
    »Was mich viel mehr überrascht als die angebliche Wunderheilung dieser Frau Hinzwegen, ist der Kleine«, bemerkte Pastor Jaeger mit einem Seitenblick auf Bernie.
    Der kleine Junge saß an Barhaupts Schreibtisch und zeichnete mit Feuereifer ein Bild der »ssönen Dame«. Abgesehen davon, dass ihr Kopf

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