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Das Wunder von Grauenfels (German Edition)

Das Wunder von Grauenfels (German Edition)

Titel: Das Wunder von Grauenfels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktoria Benjamin
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einen guten Mann. Und einen Rosenkranz hat er mir auch noch geschenkt.« Sie nestelte ein billiges Kettchenaus ihrer Handtasche. »Na ja, und dann habe ich halt gedacht: Warum nicht? Hundertfünfzig Mark sind ja nicht die Welt. Dafür kriege ich gerade mal ein Date über die Partnervermittlung.«
    Ruben atmete tief durch und versuchte, an die langweiligste Politikerrede der letzten Bundestagsdebatte zu denken. Er durfte jetzt auf keinen Fall lachen, wer weiß, was die andere zu bieten hatte. Immerhin brauchte sie keine Aufforderung. Das erledigte schon ihre Freundin.
    »Jetzt du, Elfi. Los, ich hab’s auch erzählt.«
    »Na ja …« Die Brünette wand sich sichtlich, wobei sich ihr vorwitziges Riechorgan dunkelrot verfärbte. »Also ich wünsche mir eine neue Nase.«
    »Sie wünschen sich was?«, fragte Ruben, zu verblüfft, um in Lachkrämpfe zu verfallen. »Sie glauben wirklich, da in Grauenfels würde jetzt die Jungfrau erscheinen, und dann würde ihre Nase … sozusagen mit einem Plopp … Wie möchten Sie sie denn überhaupt, größer oder kleiner?«
    »Nach der heuchlerischen Frage müsste Ihre eigentlich drei Meter wachsen!«, tadelte Elfi. »Das war sicher charmant gemeint, aber so dreist lügen müssen Sie auch nicht. Wenn der Zinken noch größer würde, käme ich ins Guinness-Buch der Rekorde.«
    »Entschuldigen Sie«, meinte Ruben. »Aber so was regelt man doch heute operativ. Da braucht es keine Wunder mehr!«
    Elfi schnaubte. »Wenn Sie Friseurin wären und zwei kleine Kinder zu ernähren hätten, die Ihnen ein Kerl angehängt hat, der in Sachen Nasen sehr gut lügen konnte, dann würden Sie das anders sehen mit dem Wunder!«, brach es aus ihr heraus. »Ich kann mir die OP nicht leisten. Und die Krankenkasse zahlt das nicht, die übernehmen so was nur, wenn mit dem Zinken irgendwas nicht in Ordnung ist. Da kann ich allerdings nicht klagen. Funktionieren tut das Ding. Ich rieche sozusagen das Gras wachsen!«
    Ruben war froh, nun einen guten Anlass zum Lachen zu haben. Erleichtert führte er aus: »Sie beten dann also eher um einen Lottogewinn als um eine neue Nase.«
    Elfi nickte. »Oder sonst irgendwas. Ein Wunder eben. Und die Madonna … sie ist schließlich auch eine Frau. Und meinen Sie, die wäre sozusagen gebenedeit worden, oder wie man das sagt, mit einer Nase wie der hier?«
    Die beiden Nonnen in der Reihe vor den Frauen mussten Teile der Unterhaltung mitgehört haben. Ruben hörte, wie sie verhalten lachten und dann miteinander tuschelten. Immerhin schienen sie Elfis Sorgen nicht als blasphemisch zu empfinden.
    Da der Platz vor Ruben frei geblieben war, lächelte er den beiden jungen Frauen schließlich zu und setzte sich für eine Weile neben die Nonnen. »Wie kommt’s, dass sich zwei Kirchenvertreterinnen in einen Bus mit uns schlichten Pilgern verirren?«, fragte er munter. »Ich dachte, Grauenfels sei als Marienwallfahrtsort noch gar nicht anerkannt. Ihr Bischof …«
    »Wir sind privat unterwegs«, meinte die Jüngere der Schwestern und warf Ruben einen prüfenden Blick zu. Sie hatte wache, grünbraune Augen in einem sommersprossengesprenkelten, schmalen Gesicht. »Also schreiben Sie besser nichts über uns in Ihrem Artikel.«
    Ruben war verblüfft. »Wer sagt Ihnen, dass ich einen Artikel schreibe?«
    »Ihnen sieht man den Reporter an der Nase an!«, behauptete die Nonne. »Sie sind viel zu neugierig für einen ›schlichten Pilger‹. Und Sie passen auch so gar nicht ins Bild. Wenn Sie nicht von der Presse sind, kommt höchstens noch ›Undercoveragent der heiligen Inquisition‹ infrage …«
    Die andere Nonne lachte. »Feli, du liest zu viel ›Pater Brown‹! Sie müssen meine Mitschwester entschuldigen.«
    Ruben wehrte ab. »Wieso denn, sie hat ja ganz Recht. Ichgestehe hiermit meine Mitarbeit bei der  Lupe, leugne allerdings jede Verwicklung in freimaurerische oder sonstige Geheimorganisationen, Ob ich über die Angelegenheit ›Grauenfels‹ schreiben werde, weiß ich bis jetzt noch nicht. Ich bin nur neugierig geworden, als ich las, wie schnell so ein Ort zum Wallfahrtsort avanciert, wenn auch nur zum inoffiziellen, und wie eine solche Busfahrt mit Marienerscheinung wohl abläuft. Vielleicht gibt es eine Reportage über Marientourismus, vielleicht über die Seherinnen. Vielleicht lasse ich das Thema aber auch ganz fallen, wenn es sich als Windei entpuppt. Ich kann’s bis jetzt noch nicht sagen. Aber nun stillen Sie auch meine Neugier: Was treibt Sie nach Grauenfels?«
    »Also

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