Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Wunder von Grauenfels (German Edition)

Das Wunder von Grauenfels (German Edition)

Titel: Das Wunder von Grauenfels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktoria Benjamin
Vom Netzwerk:
ein paar Tage freizunehmen. Die Sache mit Grauenfels klang zu spannend.
    Klein schüttelte den Kopf. »Von wegen. Die Zeitungen waren voll davon! Jedenfalls watschte sie den Bischof vor achtzig Zeugen durch die Blume ab … ich hab irgendwo die Protokolle, wenn nicht, musst du ins Internet gucken … und kündigte weitere Besuche an. Und die gestaltet sie jetzt interaktiv – so in Richtung ›Menschen fragen, Madonna antwortete‹.«
    Während Ruben noch ungläubig blinzelte, fiel Klein endlich ein, wo die Unterlagen versteckt waren. Mit einem Griff in die allerunterste Schublade förderte er einen Stapel Papiere hervor.
    »Hier zum Beispiel ihre Stellungnahme zum Thema Frauen als Priesterinnen: ›Sind es nicht gerade die Mütter, die zwischen Vätern und Kindern vermitteln? Verirren sich die Schafe, wenn sie ein Hirtenmädchen zur Weide führt? Jedes Gebet ist willkommen, jede leitende Hand zum Licht ist erwünscht, der Vater liebt seine Töchter genauso, wie er seine Söhne liebt.‹«
    »Das ist eine eindeutige Stellungnahme für Frauen im Priesteramt! Nicht zu fassen!« Ruben schüttelte den Kopf. »Das haben die Mädchen wirklich gesagt? Der Bischof muss im Dreieck springen!«
    »Kommt noch viel besser«, kündigte Klein mit seligem Grinsen an. »Hier die ultimative Meinung von oben zur Frage der Verhütung: ›Das Größte aber ist die Liebe. In der Liebe kann der Mensch nicht fehlen, sie ist das größte Geschenk Gottes an seine Kinder. Lasst sie euch nicht verderben durch Angst und Unsicherheit! Ein Kind soll willkommen sein, nicht gefürchtet. Es ist besser, nicht geboren als nicht geliebt zu sein.‹«
    »Und das nimmt die Kirche einfach so hin?«, fragte Ruben. »Es gab Zeiten, da hätte man Grauenfels kollektiv dafür abgefackelt!«
    »Das ist ja nun heute nicht mehr so einfach«, meinte Klein. »Und einen Bann auszusprechen brächte auch nichts, da diese Kinder ja nicht in der Kirche sind, zumindest nicht katholisch. Man kann sie also nicht mal exkommunizieren. Natürlichwerden die Hirtenbriefe immer giftiger – an sich ist es Gläubigen inzwischen verboten, nach Grauenfels zu ›wallfahrten‹. Aber die Leute tun’s natürlich trotzdem – zumal Madonna auch jedes Mal kontert, wenn der Bischof sich wieder mal eine Rüge abringt. Hier zum Beispiel …« Klein reichte Ruben einen Zeitungsausschnitt, der eine reichlich unscharfe Bildserie enthielt. Die Schlagzeile darüber lautete: »Seherkinder von Höllenhund angegriffen – Madonna greift ein!«
    Die Bilder zeigten einen schwarzen Schäferhund, der unvermittelt aus dem Nichts auftauchte und Claudia Martens anzufallen schien. Das Mädchen machte eine abwehrende Handbewegung – und auf dem nächsten Foto war der Hund spurlos verschwunden. Laut Zeitungsbericht hätte er sich buchstäblich »in Luft aufgelöst«.
    »Das ist eine Fotomontage«, meinte Ruben.
    Klein schüttelte den Kopf. »Es gibt um die hundert Zeugen. Die Aufnahmen hat jemand zufällig gemacht, ein Rentner aus Hagen, über jeden Zweifel erhaben. Der mischt da nicht mit! Verbucht die Veröffentlichung der Bilder aber als ›Wunder‹. Ganz rührselige Geschichte, das alte Pärchen sollte sein Haus verkaufen – wegen irgendeiner Steuersache. Hässliche Geschichte, da war beim Grunderwerb oder bei einer Erbschaftsangelegenheit irgendwas schief gelaufen, und auf einmal kam das Finanzamt mit enormen Geldforderungen. Die Frau wollte daraufhin zur Madonna beten – tja, und die lieferte ihnen dann prompt Fotohonorare in fünfstelliger Höhe! In sämtlichen Talkshows waren die schon – und inzwischen gibt es ein Spendenkonto. Der »Bund der Steuerzahler« ist entzückt. Die Seherkinder haben die Runde durch die Talkshows übrigens auch fast durch. Fabelhaft fotogen alle beide. Leider hängt sich die Mutter der einen gern mit rein, eine Nervensäge ersten Ranges. Würde mich nicht wundern, wenn die das alles arrangierte.«
    Ruben schüttelte den Kopf. »Frau Martens? Höchst unwahrscheinlich«, urteilte er. »Da hat die nicht den Grips für.Allein diese Texte der Madonna – die sind nicht das Werk einer Grundschullehrerin aus der Provinz. Da steckt jemand anders dahinter – und ich find auch raus, wer. Verlass dich drauf! Noch irgendwelche ›Wunder‹?« Rubens Jagdinstinkt war jetzt endgültig geweckt.
    Klein verdrehte die Augen. »Massenweise! Sämtliche Hypochonder werden umgehend geheilt. Wenn du die Fotos von der Quelle siehst, fühlst du dich an DDR-Zeiten erinnert. Nur, dass sie

Weitere Kostenlose Bücher