Das Wunder von Treviso
Gladiatorenrüstung an und hast mit George Clooney gekämpft. Er hat gewonnen. Der Preis war eine Kaffeemaschine. Ich war die Kellnerin in einem alten Kaffeehaus und habe nicht gewusst, wie ich die Clooney-Kaffeemaschine bedienen sollte. Zum Glück wurde der Laden dann bombardiert, und ich konnte gerade noch rechtzeitig entkommen, weil ich gar keine Kellnerin, sondern in Wahrheit Geheimagentin war. Du bist leider gestorben. George Clooney allerdings auch. Küsse und Grüße aus Wien, Tarja
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Eigentlich hatte der Bürgermeister sich das ganz anders vorgestellt. Er hatte an eine Plakette gedacht, golden und mit schwarzen Buchstaben darauf, die er am Eingang anbringen lassen wollte. Außerdem hatte er seinen Neffen Giorgio schon mit dem Design neuerProspekte beauftragt, mit denen er für Trevisos neue Attraktion werben wollte. Nun sollte daraus nichts werden. Bürgermeister Mario war zutiefst enttäuscht. Zwar war er sich der Tatsache bewusst, dass die Spenden ursprünglich als Lösegeld für die entführte Madonna gedacht waren, doch jetzt war die Madonna ja wieder da, und so hatte er schon seit Tagen einen Gemeinderatsbeschluss ausgearbeitet, der das Geld in einen Fonds umwandeln sollte, aus dem neue Werbemaßnahmen für die Tourismusförderung bezahlt werden würden, wozu auch eine kleine Tafel am Rathaus hätte zählen sollen, deren Text schlicht lautete: «Während der Amtszeit des Bürgermeisters Mario Fratelli geschah in Treviso das Wunder der weinenden Madonna, das dem Ort zu neuer Blüte verhalf». Er wäre damit quasi unsterblich geworden.
In den letzten vierundzwanzig Stunden aber hatten sich die Dinge schlagartig geändert, und er musste wohl oder übel den Auftrag beim Metallwarenhändler in Castello stornieren und sich dem Wunsch der Allgemeinheit beugen, der schlicht lautete, man möge zum Wohle der Einwohner Trevisos und deren verbesserter medizinischer Versorgung die allgemeinärztliche Praxis von Doktor Lorenzo mit öffentlichen Geldern renovieren. Doch Mario störte es gewaltig, dass der Doktor als Einziger von der vereitelten Erpressung profitieren sollte. Also machte er seinem Ärger Luft, indem er sich bei Massimo darüber echauffierte, dass dieser schon wieder die Preise angehoben hatte.
«Das schadet dem Tourismus, Massimo, wenn du deine Gäste bescheißt!»
«Wer bescheißt hier wen? Du bist doch nur sauer, dass sie dich nicht in Stein gemeißelt auf den Rathausplatz stellen und dich bis in alle Ewigkeit von den Tauben anscheißen lassen, sondern das Geld dem Doktor geben.»
Wo er recht hatte, hatte er recht, aber das bedeutete nicht, dass sich Mario dies auch sagen ließ, schon gar nicht, wenn er an seinem schwergekränkten Ego litt.
«Das hat damit überhaupt nichts zu tun!», erwiderte er. «Aber wenn wir schon einmal beim Thema sind: Wieso schmeißen wir das Geld diesem alten Gauner in den Rachen, wenn wir damit doch auch den Tourismus im Ort fördern könnten? Mehr Touristen bedeuten mehr Geld in den Taschen, und mehr Geld heißt auch mehr Privatpatienten, und mehr Privatpatienten finanzieren dem Doktor doch von ganz alleine eine neue Fassade. Also frage ich weiter: Warum jetzt und warum so plötzlich? Und wer zum Teufel ist eigentlich auf die Idee gekommen?»
In der Tat hatte man den Bürgermeister bei der Beschlussfassung einfach übergangen. Praktischerweise saßen nämlich ein jüngerer Bruder und ein Cousin von Doktor Lorenzo im Gemeinderat, und die hatten dafür gesorgt, dass die Abstimmung so ausging, wie es der Pater, Salvatore Tarlo und der Doktor zusammen ausgeheckt hatten. Demzufolge gab Massimo sich unbeeindruckt. «
Dein
Gemeinderat hat es gestern im Eilverfahrenbeschlossen, und wenn
du
deine Leute nicht im Griff hast, dann solltest du vielleicht über einen anderen Job nachdenken.»
Daraufhin war Mario unter protestierendem Gemurmel aus der Trattoria verschwunden, um sich in seinem Büro dem Selbstmitleid hinzugeben und seinen Neffen Giorgio mit dem Hinweis auf dessen vergebliche Mühen um einen nie erscheinenden finnischen Reiseprospekt über Treviso in den Wahnsinn zu treiben.
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«Nein, das kann nicht gesund sein!» Vito konnte sich einfach nicht vorstellen, dass jemand mit Produkten aus Sojamilch glücklich werden konnte. Doch diese hartnäckig vegetarische Dame aus Recklinghausen ließ nicht locker und erklärte Vito in bemühtem Italienisch, dass Sojaprodukte sogar ausdrücklich der Gesundheit dienten.
«Das kann nicht sein, Signora! Wieso sollte man Joghurt
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