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Das wunderbarliche Vogel-Nest

Das wunderbarliche Vogel-Nest

Titel: Das wunderbarliche Vogel-Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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käme: gleichwol aber möchte das Glück diß Spiel karten wie es wolte / so würde jedoch an deß verlohrnen Schatzes statt ein solch edel Kleinod zuerhalten seyn / welches mit deß Verlustigten entfrembdem Gold und Silber / noch mit seinem Haab und Gut / so er noch besesse / bezahlt werden möge / wormit ich mich / wann mir dasselbe beschehrt sey / wol content irt befinden werde.
    Der fahrend Schüler wolte sie hierauff durch Beschwerung zwingen / uns beydes / den verborgenen Schatz / und auch den Weg dahin zu zeigen / aber sie antwortet / sie würde durch einen höhern Gewalt genöthigt / dem Glück zu folgen / welches allbereit jetzt beschlossen / und sich eylichst auff den Weg gemacht hätte / einen andern zu bereichern / und als der fahrend Schüler mit seinem Beschwerungszwang fortzufahren sich unterstehen wolte / stellte sie sich so unbändig und grausam / daß ich froh war / daß er sie beurlaubte; sie wurde auch gleich darauff von einer nackenden Jungfrauen / deren Gestalt wir offt durch die Mahler auff einer geflügelten Kugel stehend / und mit einem Segel in Händen / abgebildet sehen / angefesselt / und anderwärts hingeführt.
    Derohalben machte der Kerl einen andern Ring / trat mit mir hinein / und beschwur darauff auch einen andern Geist / welchen er fragte / von was Tugend und Würckung das jenige Kleinod sey / so an statt meines verlohrnen Guts zu erhalten wäre? Er bekam zur Antwort / es hätte die Krafft / den / der es bey sich trüge / unsichtbar zu machen / und dasselbe wäre allbereit in einem Ameyshauffen anzutreffen / und zwar allernächst darbey / allwo mein verlohrnes hin verborgen worden / welchen Ameyshauffen der beschworne Geist / damit er der Beschwerer ihn zu seiner Ankunfft eygentlich fünde / mit einer darauff stehenden Feuerflamm / die sonst niemand als wir beede wurden sehen können / signir en / uns aber durch seines Commando Untergehörige / auff daß wir solchen ohnfehlbar antreffen möchten / dorthin begleiten / und den Weg weisen lassen wolte;
    Zuletzt eröffnet der Geist dem fahrenden Schüler auch auß besonderer guten Vertraulichkeit / daß durch eben dieses Stück mir das Meinig durch ein Weibsbild entfrembdet worden / als die mich unsichtbarlicher Weise bestohlen;
    Demnach löschte der fahrende Schüler den gemachten Ring widerumb auß / als er zuvor dem Geist wiederumb abgedanckt / oder ihn fortgeschafft hatte / so bald selbigs geschehen / umbgabe uns ein grosser hauffen Wölffe / welche uns anfänglich von hinderwärts halb Monweis umbschlossen hielten / gleich als wie die Türcken ihre Schlacht-Ordnungen zu machen pflegen; endlich aber uns schier gar umringten / biß auff eine Lucken / deren wir immerhin zugiengen / weilen sie die Wölff oder Geister in der WölffGestalt uns dieselbige zu solchem Ende an ihrer Umbzirckung offen gelassen / biß wir zuletzt zu dem Ameyshauffen kamen / und die zuvor angedeute Feuerflamm auff demselben lustig flackern sahen.
    Daselbst setzten wir sich nider / worauff die gedachte Flamm so bald verlosche / der Alte aber sagte zu mir / wol mein Herr / hier ist der Ort / wo er entweder seines Schatzes und verlornen Gelts / oder deß Mittels sich unsichtbar zu machen / theilhafftig werden kan / er erwöhle mir bald eins auß beeden / ehe die Glücks-Stund vollends verstreicht / das ein oder das ander zu erhalten; Jch dachte bey- und sagte zu mir selber / nach der erschienenen Schlangen auff Schrauben gestelltem Bericht / ists mißlich / ob du deinen verlornen Schatz wieder bekommst oder nicht? Wer weiß / ob ihn seyther vielleicht nicht jemand gesehen und ausgenommen? Zu dem weistu selbst wol / wie eine grosse Menge Thaler auff offenem Marck darvon unter das Volck verworfen worden! Wer weiß demnach / wie gering der noch vorhandene Rest / so hier verborgen ligen soll / seyn möchte / ob er auch noch so vermöglich / daß er vor die Kunst / sich unsichtbar zu machen / zu erwehlen sey? Welche rare Kunst ich vorlängst zu können / ohne das offt gewünscht; Sagte derowegen zum fahrenden Schüler / Gelt und Gut hab ich noch mehr / will derowegen mich deß verlohrnen / und hier verborgenen allerdings verzeihen und begeben: und selbiges unter die jenige Schätze gerechnet haben / die sonst auch hin und wider verborgen ligen: wers find / mag es / so viel ich daran habe / und Recht darzu zu haben vermeynen möchte / meinetwegen / und mit meinem Willen als sein Eygenthumb behalten: doch mit dieser Außgescheidenheit / so fern ich das Kleinod erhalte /

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