Das Yakuza-Mal
Mulvaney an japanische Monsterfilme. Männer eilten herum, Gerätschaften wurden aufgestellt, unverständliche Befehle gegeben. Jetzt fehlte nur noch, daß einer der Jungs losschrie, daß die fliegende radioaktive Schildkröte nicht zerstört werden dürfe.
Mulvaney nahm einen Pappbecher - allem Anschein nach handelte es sich um Tee -, führte ihn an den Mund und brachte einen Toast aus: »Ich trinke auf >Gamara< und >Godzilla<, Gentlemen.«
Osgood mußte lachen und verschüttete beinahe seinen Tee. Nobunaga trank den Becher in einem Zug aus. Offenbar störte es ihn nicht, daß das Getränk siedendheiß war. Dann blickte er auf das schwarze Zifferblatt seiner Rolex mit Stahlband und Stahlgehäuse und verkündete: »In genau fünfzehn Minuten werden wir das Boot besteigen. Es wird uns bis auf Angriffsentfernung an die Insel heranbringen. Das Boot ist keines von denen, die jetzt im Wasser liegen, sondern ein stärkeres. Wir werden dann auf Schlauchboote umsteigen, um nahe genug an die kleine Insel heranzukommen.
Dann müssen wir schwimmen. Ich hoffe, daß Sie beide gute Schwimmer sind. Dem letzten Wetterbericht zufolge müssen wir mit schwerem Seegang rechnen.«
»Welche Temperaturen sind zu erwarten?«
»Auf der Insel wird die Temperatur bis nach Mitternacht leicht unter den Gefrierpunkt sinken.
Danach fällt die Temperatur bis zum Morgengrauen auf minus zwanzig Grad. Morgen soll es dann noch kälter werden, so daß es auch am Tag, wenn überhaupt, nur wenig wärmer sein wird als jetzt.
Außerdem darf man selbstverständlich den eisigen Wind nicht außer acht lassen.«
»Haben Sie auch Atemgeräte dabei?« fragte Osgood.
»Wir Ninjas haben Atemgeräte überhaupt erfunden, meine Herren!« sagte Nobunaga. »Jetzt bin ich an der Reihe, Witze zu machen.« Er lachte, drehte sich um und bedeutete ihnen, ihm zu folgen.
Nobunaga verließ den Anbau und ging auf das Fahrerhaus des Lastwagens zu. Daneben stand ein Toyota-Geländewa-gen. Nobunaga stieg ein, Mulvaney warf sich auf den Rücksitz, Osgood setzte sich neben Nobunaga auf den Vordersitz.
Sie fuhren den Strand entlang zur Brandung, wo das Gerät aus den Lastwagen und Transportern in die Boote verladen wurde.
Nobunaga parkte den Geländewagen rückwärts auf der Böschung und stieg aus. Osgood und Mulvaney folgten ihm. Nobunaga ging auf einen ziemlich kleinen Mann zu, der Packkisten in der Größe von Kindersärgen inspizierte. Mulvaney besah sich den Inhalt der Kisten:
Schneidewerkzeuge, große katanas und die kleineren shotos, auch Tötungsmesser genannt.
Die beiden Schwerter waren jeweils paarweise an den Griffen in rote Tücher gewickelt, deren Farbe neben den schwarzen Futteralen der Schneiden um so greller wirkte. Auf kleinen weißen Papierstreifen, die man mit Kordeln an den Tüchern befestigt hatte, waren mit schwarzer Tusche japanische Schriftzeichen aufgemalt. Nobunaga suchte offensichtlich ein ganz bestimmtes Paar Schwerter.
Jetzt hatte er gefunden, was er suchte. Er nahm die Schwerter aus der Kiste.
»Sie halten das vielleicht für ein Samurai-Schwert, aber in Wirklichkeit handelt es sich um ein spezielles Ninja-Schwert«, sagte Nobunaga. Er hatte die Schwerter nicht aus der Scheide gezogen, sondern hielt ihnen die beiden
zusammengebundenen Klingen auf der ausgestreckten Hand hin. »Die Scheide ist so konstruiert worden, daß sie länger ist als die eigentliche Klinge. Außerdem ist sie aus einem speziellen Material, so daß sie auch als Waffe benutzt werden kann. Das Stichblatt, tsuba, ist, wie Sie sehen, schmucklos und breiter und viereckig.
Daher kann das Stichblatt dazu benutzt werden, sich Halt für die Füße zu verschaffen, wenn man irgendwo hochklettern muß. Die Schnur am Heft des Schwerts kann auf vielfältige Art eingesetzt werden. Aber Sie, meine Herren, wird es wohl auch interessieren, daß die Scheide an beiden Enden offen ist.«
»Wie ein hohles Schilfrohr«, dachte Osgood laut.
»Bravo, Osgood-san! Ein Schnorchel. Wir brauchen keine Atemgeräte!«
»Genial!« sagte Mulvaney anerkennend.
Nobunaga überreichte ihm die beiden Schwerter.
Mulvaney inspizierte sie und gab sie ihm zurück ...
Sie wateten durch die eiskalte Brandung zum Boot hinüber. Es war größer als die anderen Boote, ungefähr so groß wie ein Sportfischerboot, und lag knappe 500 Meter vor der Küste. Der Wind peitschte ihnen die eiskalte Gischt entgegen; Mulvaney war bereits auf halbem Weg naß bis auf die Knochen. Er hatte sich nun doch entschlossen,
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