Das Yakuza-Mal
Strafzettel wegen überhöhter Geschwindigkeit bekommen hatte. Sie blieben dicht hinter ihm, überfuhren eine rote Ampel, ein Polizist fuchtelte ihnen aufgeregt hinterher.
»Schlimmstenfalls muß der KGB einen Strafzettel bezahlen«, sagte Osgood gelassen.
Der Mercedes bog nach links ab; sie folgten ihm.
»Meinst du nicht, daß das ein bißchen zu auffällig ist, Osgood?«
»Daß wir ihn verfolgen? Ich hoffe, daß er es merkt.«
»Sie geben Gas.«
»Wir auch - keine Panik.« Mulvaney wurde gegen die Beifahrertür geschleudert, als Osgood scharf links abbog und eine Zubringerrampe hinaufraste. Der Mercedes fuhr ungefähr 180 Meter vor ihnen; seine Reifen quietschten.
Die Straße war stark befahren, und der Mercedes wechselte in gefährlicher Weise mehrmals die Fahrspur. Sie blieben dicht hinter ihm. Mulvaney hatte sich den Milchshake zwischen die Knie geklemmt, holte die Kekse aus der Jackentasche und riß die Packung auf.
»Schokoladenkeks gefällig?«
»Ja, gern.«
Mulvaney hielt ihm die Packung hin, Osgood griff hinein und holte sich einen einzigen Keks heraus.
»Mmm, schmeckt gut.«
»Sag ich doch auch immer«, erwiderte Mulvaney und steckte sich eine Handvoll Kekse in den Mund.
Die KGB-Leute würden überall auf den Polstern Krümel finden, wenn sie ihren Wagen je wiedersahen. Aber das kümmerte ihn recht wenig.
Der Verkehr wurde schwächer; der Mercedes konnte jetzt noch schneller fahren. Der Motor des Volvo lief auf höchsten Touren. Osgood wich mit knapper Not einem Lastwagen aus. Er schaltete in den vierten Gang. »Könnte ich noch einen Keks bekommen?«
»Aber sicher. Die Dinger machen süchtig, nicht wahr?« Mulvaney hielt ihm die Packung hin. »Und wenn man noch eine Zigarette dazu raucht, schmeckt das wirklich wunderbar.«
»Hm, gute Idee, Mulvaney.« Osgood zündete sich eine Zigarette an, und Mulvaney folgte seinem Beispiel. »Wo ißt du denn normalerweise?«
»Ich werde dir mein Lieblingslokal verraten.
Vielleicht warst du schon dort? Es ist das Café im Waldorf in New York. Die mousse au chocolat ist vorzüglich.«
»Mousse? Ich mach mir nicht viel aus Nagetieren«, flachste Mulvaney.
»Volltreffer! Aber die Sandwiches sind auch nicht schlecht.«
»Ich werd's mir merken«, sagte Mulvaney. Der Mercedes beschleunigte, der Motor des Volvos gab ein Geräusch von sich, als ob er gleich aussetzen würde. »Was war denn das?«
»Overdrive. Wir fahren fast hundertdreißig Stundenkilometer. Vielleicht solltest du dich anschnallen.«
»Sicherheit geht vor, du hast recht«, sagte Mulvaney mit vollem Mund. Wenn die Fahrt nicht bald zu Ende war, würde er die Kekse schneller wiedersehen, als ihm lieb wäre.
»Sie sind an der richtigen Ausfahrt vorbeigefahren. Keine Ahnung, wo sie jetzt hinfahren.«
»Wunderbar«, erwiderte Mulvaney. »Vielleicht denkt er, daß das Spiel sowieso aus ist, und sucht jetzt das Weite.«
»Ja, natürlich, das ist es! Mulvaney, du bist ein Genie!«
»Wovon redest du denn jetzt wieder, Osgood?«
Mulvaney starrte ihn verblüfft an, denn Osgood lachte laut. »Geht's dir nicht gut?«
»Mir geht's glänzend, Mulvaney. Danke der Nachfrage. Aber du hast trotzdem recht. Er kennt den Wagen und meint, wir seien vom KGB und verfolgen ihn, weil wir etwas Schreckliches mit ihm vorhaben.«
»Genau das wollte ich sagen, ja.« Mulvaney hielt Osgood die Kekse hin, aber Osgood lehnte ab.
Routinemäßig, aber ohne große Erwartungen durchsuchte Mulvaney das Handschuhfach nach Belastungsmaterial, das die Vorbesitzer des Wagens zurückgelassen haben könnten.
Tatsächlich fand er nur ein paar Straßenkarten, auf denen keinerlei Markierungen eingetragen waren, eine Betriebsanleitung für den Volvo und ein Japanisch-Wörterbuch. Jetzt konzentrierte er sich wieder auf die Straße und spürte die Geschwindigkeit mehr als zuvor. Der Mercedes fuhr immer noch im selben Abstand vor ihnen. Offenbar versuchte er, Zeit zu gewinnen, und schlängelte sich zwischen Autos und LKWs durch. »Wie schnell fahren wir?«
»Hundertfünfundvierzig. Ich glaube nicht, daß der Mercedes noch viel mehr auf dem Kasten hat.
Diese Version ist zu klein.«
»Und wie steht's mit unserer Kiste?«
»Wir können vielleicht noch zehn bis fünfzehn Stundenkilometer schneller fahren, dann ist Schluß.«
»Das ist ja tröstlich. Bitte fahre jetzt schön ordentlich. Ich will nämlich den Rücksitz hochklappen und die Uzi und die
Selbstladeschrotflinte rausholen. Nur für den Fall, daß Tanakas Jungs nervös
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